Account/Login

Interview

Experte: "Wölfe können sehr lange Strecken zurücklegen"

Der Wolf, der im Juni tot an der Autobahn bei Lahr gefunden wurde, ist aus der Schweiz zugewandert. Experte Micha Herdtfelder erklärt, wie das Tier in die Ortenau gekommen ist.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Der tote Wolf, der bei Lahr gefunden wurde, ist eigentlich ein Schweizer. Foto: dpa
BZ: Herr Herdtfelder, der tote Wolf ist also ein Schweizer. Sind Sie überrascht?
Herdtfelder: Nicht wirklich. Das war eine von zwei Möglichkeiten. Das Calanda-Rudel bei Chur ist zwar nicht unser nächstes, in den Vogesen gibt es auch ein Rudel. Nachwuchs war dort aber zum letzten Mal 2013 nachgewiesen worden, wohingegen im Calanda-Rudel die letzten vier Jahre Nachwuchs zur Welt kam.
BZ: Ist es nicht erstaunlich, dass der Wolf eine so lange Strecke zurückgelegt hat?
Herdtfelder: Nein. Der Nachweis bestätigt uns nur, dass die Wölfe sehr lange Strecken zurücklegen können – bis zu 50 Kilometer am Tag – und sich nicht durch Flüsse, Straßen oder andere Hindernisse aufhalten lassen. Der Wolf war noch Anfang April bei seinem Rudel in der Schweiz nachgewiesen worden. Er hatte also zweieinhalb Monate Zeit.
BZ: Haben Sie Hinweise darauf, auf welchem Weg er nach Lahr gekommen ist?
Herdtfelder: Nein, das ist alles Spekulation. Er kann in der Schweiz entlang des Alpenbogens nach Westen gezogen sein, nördlich des Bodensees den Weg in den Schwarzwald genommen haben, oder auf direktem Weg zu uns gekommen sein. Wir wissen es nicht. Es gab zwar ein überfahrenes Geschwistertier bei Zürich. Ich bezweifle aber, dass der Lahrer Wolf denselben Weg genommen hat.
BZ: Am Ende wurde ihm auch ein Auto zum Verhängnis?
Herdtfelder: Ja, und das ist bei einem so lauffreudigen Tier wie dem Wolf in einem so stark zerschnittenen Land wie Baden-Württemberg auch wenig erstaunlich – und gleichzeitig ist es aus unserer Sicht eine wichtige Bestätigung des Generalwildwegeplans. Der Wolf wurde in einem bestehenden Wildtierkorridor bei Lahr überfahren, den die Autobahn zerschneidet. Es gibt nur noch eine Handvoll solcher ökologischen Korridore zwischen Vogesen und Schwarzwald – sie sind in ihrem Erhalt extrem gefährdet.
BZ: Was ist die Konsequenz daraus?
Herdtfelder: Der tote Wolf hat zwar die Aufmerksamkeit auf die Folgen der Zerschneidung gelenkt, betroffen sind aber fast alle heimischen Wildtiere. Allein 20 000 Rehe kommen pro Jahr im Straßenverkehr in Baden-Württemberg um. Mittlerweile wird aktiv entgegengewirkt.

Micha Herdtfelder, 37, ist seit 2011 für das Wolfsmonitoring bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg zuständig.

Ressort: Südwest

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel