Zukunftsplanung
Studieren oder ein Jahr ins Ausland: Wie geht es nach dem Abi weiter?
Bald beginnen die Abiturprüfungen an den allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien. Danach zieht es viele junge Menschen ins Ausland, um zu reisen oder um sich zu engagieren. Eine Entscheidung, die wohl überlegt sein will.
Di, 3. Apr 2018, 8:40 Uhr
Südwest
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Manche von ihnen landen mit ihren Fragen im Büro von Karina Kokemüller oder Joachim Kollitz. Die beiden sind Abiturientenberater bei den Arbeitsagenturen in Offenburg und Freiburg. "Die meisten Schülerinnen und Schüler kommen mittlerweile schon während der Schulzeit mit uns in Kontakt", sagt Kollitz von der Arbeitsagentur in Freiburg. Denn durch den neuen Bildungsplan ist Berufsorientierung in Form verschiedener Unterrichtsmodule nun Teil des Angebots auch an allgemeinbildenden Gymnasien. Zudem haben Schulabgänger die Möglichkeit, in den Gesprächen eine individuelle Beratung zu bekommen.
Karina Kokemüller und Joachim Kollitz lernen dabei ganz unterschiedliche Bedürfnisse kennen. "Manche Schülerinnen und Schüler kommen mit einem Plan und brauchen nur eine konkrete Information, um weiterzukommen. Andere sind noch offen und erhoffen sich eine Orientierung für die Zukunft", sagt Karina Kokemüller.
Sind aus diesen Nachfragen Trends zu erkennen? Ja, sagt Kollitz, "immer mehr Abiturienten interessieren sich für das Duale Studium, auch Schüler von den allgemeinbildenden Gymnasien". Bei Studiengängen an Universitäten seien besonders Betriebswirtschaftslehre Medizin und Psychologie gefragt. Und noch etwas stellt er bei seiner Arbeit fest: "Trotz aller Bemühungen an den Schulen, gibt es weiter Unterschiede bei den Geschlechtern. Männer interessieren sich für die Ingenieurstudiengänge und Naturwissenschaften, Frauen zeigen großes Interesse an einem Studium, das in die soziale Richtung geht."
Hinzukommt: Nach dem Abitur möchten die jungen Leute oft ein Jahr in der direkten Ausbildung pausieren. Die Möglichkeiten dafür sind groß, besonders beliebt sind Auslandsaufenthalte. Auch dafür bietet die Arbeitsagentur Beratungen und Fachmessen an. "Dieses eine Jahr nehmen sich die Abiturienten gerne, um sich Klarheit über ihre Zukunftswünsche zu verschaffen", sagt Kokemüller.
Egal aber für welchen Weg ins Ausland sich die Abiturienten entscheiden, wichtig sei eine gute Vorbereitung, betont Kollitz. "Meist sollte man ein Jahr vor der Reise mit der Planung beginnen."
Und noch etwas sollten die Schülerinnen und Schüler nicht vergessen, nämlich wie es nach dem Auslandsaufenthalt für sie weitergehen soll. "Bewerbungen für Studiengänge kann man vom Ausland aus abschicken, nur sollte man bereits in Deutschland sichergehen, dass man alle notwendigen Dokumente zusammen hat", sagt Kollitz. Schwieriger sei es bei der Entscheidung für ein duales Studium, denn dort wollen die Arbeitgeber Bewerbungsgespräche führen. "Hier muss man abwägen und vielleicht einen kürzeren Aufenthalt im Ausland in Kauf nehmen."
Und wieso muss es oft in die Ferne gehen? "Es gibt auch Freiwilligendienste, die man in Europa machen kann", sagt Ivo Thiemann vom Bildungsberatungsdienst "Weltweiser", der im April eine Jugendbildungsmesse in Freiburg veranstaltet. "Viele wollen nach der Schule erst einmal weit weg. Europa wird für sie dann erst wieder während der Studienzeit interessant." Außerdem gebe es in Ländern wie Kanada, Australien und Neuseeland eine bessere Infrastruktur für Leute, die abwechselnd arbeiten und reisen wollen. Eine Trendwende weg von den Auslandsaufenthalten sieht Ivo Thiemann in naher Zukunft nicht auf die Branche zukommen. "Im Moment wächst der Markt vielmehr."
Laut dem Schülerbarometer 2017 des Marktforschers Trendence wollen 28 Prozent der Schüler in Deutschland nach dem Abschluss ins Ausland. Die Motive sind dabei sehr unterschiedlich: Die eine will möglichst viel von Land und Leuten sehen, der nächste sich sozial engagieren, und die ehemalige Klassenkameradin sucht schon erste Erfahrungen für das anschließende Studium. Wachsender Popularität erfreuen sich dabei vor allem Work & Travel sowie die verschiedenen Freiwilligendienste, sagt Jane Jordan von der Initiative Auslandszeit.
Work & Travel, also im Ausland arbeiten, um dann im jeweiligen Land herumzureisen, ist aufwendig zu planen, das Grundprinzip aber simpel – und funktioniert unabhängig vom Zielland meistens ähnlich. Bei den Freiwilligendiensten herrscht dagegen ein echtes Durcheinander: So gibt es erstens diverse öffentlich geförderte Programme – den Internationalen Jugendfreiwilligendienst, den Europäischen Freiwilligendienst, Programme wie Weltwärts oder Kulturweit oder das Freiwillige Soziale oder Ökologische Jahr, das sich auch im Ausland absolvieren lässt. Weil solche Angebote öffentlich gefördert sind, ist die Teilnahme vergleichsweise günstig. "Dazu gibt es eine pädagogische Begleitung mit Vorbereitungsseminaren zum Beispiel", sagt Schmitt. Es gibt aber auch private Anbieter für Freiwilligendienste. Die Chance auf eine Teilnahme in solchen Programmen ist teils deutlich höher, zudem sind sie zeitlich flexibler – allerdings kosten sie dafür auch mehr. Hinzu kommen die Klassiker: das Au-pair-Jahr oder die deutlich kürzere Sprachreise.
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