Rotteck-Gymnasium in Freiburg
Streich baut Torte bei Schüler-Talkshow "Nachgefragt"
Bei der Schüler-Talkshow "Nachgefragt" am Rotteck-Gymnasium gab Christian Streich Einblicke in sein Seelenleben nach dem Abstieg und überzeugte beim Bau einer Schwarzwälder Kirschtorte.
Sa, 18. Jul 2015, 12:18 Uhr
Freiburg
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Der Talk war eigentlich für Anfang Mai geplant. Er wurde verlegt, weil der Sport-Club damals noch mittendrin steckte im Kampf um den Klassenerhalt. Er hat ihn bekanntermaßen verloren und das hat Streich seelische Wunden zugefügt, die noch nicht ganz vernarbt sind. "Es war furchtbar abzusteigen. Es ist unvorstellbar. Für mich war es die Hölle", offenbarte er den beiden 17-Jährigen. Er wollte und konnte mit niemandem mehr sprechen. "Ich hatte keine Worte mehr." Der Urlaub habe ihn aus diesem Loch heraus geholfen. "Ein anderer Ort, eine andere Sprache, anderes Essen und keine Zeitungen lesen."
Die beiden Gymnasiasten ersparten es Streich nicht, den letzten Spieltag in Hannover nochmal minutiös aufzuarbeiten. "Ruhig und konzentriert" sei die Stimmung vor der entscheidenden Partie gewesen, berichtete der SC-Coach. Und nach dem frühen Gegentor war er sich "sicher, dass wir noch das Tor machen". Während des Spiels habe er nicht wissen wollen, wie es auf den anderen Plätzen steht. Erst nach dem Eigentor zum 0:2 ("In einer normalen Saison wäre das tragisch gewesen.") habe er das erste Mal nachgefragt. Ob er Nils Petersen nicht hätte früher einwechseln müssen als erst in der 69. Minute, wollte sicherlich nicht nur Rambach wissen. "Er war nicht hundertprozentig fit und es war alles so mit ihm abgesprochen", sagte Streich.
Das spreche auch für die "enorme Intelligenz" des Stürmers, dem er in einem Telefonat nach der Saison gesagt habe, er solle "sein Herz entscheiden lassen". Petersen hat in nur einem halben Jahr seine Liebe für den Sport-Club entdeckt. Einige seiner bisherigen Kollegen wollten lieber weiter in der ersten Liga spielen, was Streich enttäuschte, aber nicht überraschte. "Der Mammon ist mächtig, hat meine Oma immer gesagt." Den personellen Umbruch in der Mannschaft verglich er mit einem Hausumbau, den er im Privaten schon hinter sich hat: "Das haben freundlicherweise die Handwerker für mich gemacht" . Eigentlich wollte er gar kein Eigenheim, hat sich aber dem Wunsch seiner Freundin gefügt. "Und jetzt gefällt's mir."
Mit dem obligatorischen Wettbewerb bei "Nachgefragt" landeten die Schüler einen Volltreffer. Rund einen Monat nach seinem 50. Geburtstag musste Streich in fünf Minuten eine Schwarzwälder Kirschtote zusammen bauen. "Die habe ich früher immer von meiner Mutter zum Geburtstag bekommen, aber noch nie selbst gemacht." Obwohl er zugab, im Haushalt normalerweise nicht viel zu helfen ("Ich komme nach Hause und esse."), bekam die Torte des SC-Trainers den deutlich lauteren Applaus als die der beiden Moderatoren. Auch die geforderte "Zehn" zum Jubiläum der Talkreihe brachte er in Schokostreuseln noch auf der Sahne unter.
Die Schüler hätten sich kaum einen besseren Gast ihre Feierstunde wünschen können. Streich war offen und herzlich. Er gab zu, dass er bei Griechenland nicht durchblicke und auch durch die Medienberichte nicht wirklich schlauer geworden sei, dass er eher abergläubisch als gläubig ist und er berichtete, dass er zu Fritz Keller ein "gesundes, professionelles Verhältnis" habe. Den Wein des SC-Präsidenten erkannte er jedoch unter den drei angebotenen nur am Geruch.
In der emotionalen Nachspielzeit von "Nachgefragt" war Streich hingegen nur Zuschauer. Lehrer Martin Walter, Mitgründer des Schüler-Talks, geht mit seiner Familie nach Kalifornien und wurde von Kollegen, Rektor und Schülern besonders herzlich verabschiedet. Streich stand berührt daneben. Mit Abschieden von lieb gewonnenen Menschen kennt er sich schließlich aus.
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