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Rüssel-Reportage

So unterschiedlich werden Elefanten in der Region gehalten

Elefanten sind in jedem Zoo eine Attraktion für die Besucher. Wie aber leben die imposanten Dickhäuter im Tiergarten, wie werden sie gehalten? Wir werfen einen Blick nach Karlsruhe, wo der Zoo eine neue Elefantenanlage eröffnet hat, und nach Stuttgart, Heidelberg und Basel.  

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Gelegenheit zum Plantschen im neuen Elefantengehege in Karlsruhe Foto: Sebastian Gollnow (dpa)
Der Karlsruher Zoo hat wenig Platz, aber ein großes Herz für alte Elefanten: Am vergangenen Montag ist ein neues Gehege mit mehr als 3000 Quadratmetern Außenfläche eröffnet worden, das bis zu fünf alten Dickhäutern ein Zuhause bieten soll. Es ist nach Angaben der Stadt die erste Seniorenresidenz für Asiatische Elefanten in Europa und die erste für ausgediente Zirkuselefanten. "Wenn Zirkusse aus der Elefantenhaltung aussteigen möchten, brauchen sie auch eine Perspektive für die Tiere. Einen Elefanten kann man nicht einfach so im Tierheim abgeben", sagt Zoodirektor Matthias Reinschmidt. "Wir bieten da eine Lösung an." Allerdings nur für Elefantenkühe, die teils aggressiveren Bullen müssen draußen bleiben.

Bislang wirkten die Außenflächen für die großen Säugetiere im Karlsruher Tierpark, recht bescheiden: Es waren gerade mal etwa 1000 Quadratmeter. Bis zu vier Tiere lebten dort noch bis 2017, derzeit sind es zwei. Mehr als 2000 Quadratmeter sind nun im südlich angrenzenden Areal des Zoologischen Stadtgartens – mitten in der Innenstadt – hinzugekommen.

In der Anlage gibt es neben einem Badebecken eine Elefantendusche: ein Wasserfall, unter dem sich die Tiere an heißen Tagen abkühlen und Wasserspiele veranstalten können. An einem Futterbaum können sie Heu, Gras, Äste oder Laub abzupfen und in Futterklappen nach Leckerlis wie speziellen Pellets oder auch mal nach einem Apfel suchen. Die von Laubbäumen beschattete hügelige Anlage hat Stein-, Sand-, Lehm- und Rasenböden. Auf einer Lastenwaage kann das Gewicht der Dickhäuter kontrolliert werden.
Mindestflächen

Seit den 2000er-Jahren sind nach Maßgabe der sogenannten Säugetiergutachten, erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die Anforderungen an Mindestflächen für Elefantenkühe vervierfacht worden. Strebt ein Zoo eine Herdenhaltung an, sind mindestens 10 000 bis 15 0 00 Quadratmeter erforderlich. In der Praxis haben die Außengehege der 27 deutschen Elefantenhaltungen heute im Mittel eine Fläche von 2800 Quadratmetern. Karlsruhe liegt knapp darüber, die Stuttgarter Wilhelma will ihre Fläche bis 2025 mehr als verzehnfachen.

Auch nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage bleibt aber in einem Aspekt erst einmal alles, wie es war: Die Karlsruher Tierpfleger werden auch künftig den direkten Kontakt mit den imposanten Vierbeinern suchen. Dagegen haben die Zoos in Basel und Heidelberg schon vor einiger Zeit auf sogenannten "geschützten Kontakt" ("protected contact") umgestellt. Das plant bis 2025 auch die Stuttgarter Wilhelma. In Karlsruhe gebe es derzeit "keine Überlegungen vom direkten Kontakt in einen protected contact umzusteigen", erläutert Zoo-Sprecher Timo Deible. "Direct contact" meint in der Fachsprache der Zoologen den unmittelbaren Kontakt des Tierpflegers mit dem Elefanten. Die Karlsruher Haltungsform orientiert sich dabei an älteren Einzeltieren.

"Bei extrem pflegeintensiven Elefanten muss man direkt an das Tier herankommen", sagt Robert Scholz, Chef des Tierpflegeteams bei den Dickhäutern. Das gilt für die notwendigen tierärztlichen Untersuchungen, aber auch wenn ein älterer Elefant nicht mehr von alleine aufstehen kann. Dafür hat man in Karlsruhe spezielle Vorrichtungen wie Hebekissen, Hebebänder und Schwerlastkräne.

"Wir möchten, dass Elefanten in ihrer eigenen Sozialstruktur leben und agieren" Thomas Kölpin
Für Besucher in Karlsruhe ist der unmittelbare Umgang der Pfleger mit den Elefanten ein gewohntes Bild. Ähnlich ist das bislang in der Stuttgarter Wilhelma, dem mit Abstand größten Zoo im Südwesten. Doch das soll sich auch dort ändern. So wie es der Zoo in Heidelberg seit 2010 und der Zoo in Basel seit 2016 praktizieren, plant auch die Wilhelma "den geschützten Umgang".

"Wir möchten, dass Elefanten in ihrer eigenen Sozialstruktur leben und agieren", sagt der Stuttgarter Zoochef Thomas Kölpin. Er führt seit 2018 innerhalb der EAZA, der europäischen Gesellschaft für Zoos und Aquarien, die Fachgruppe für Elefanten. Aus Tierschutzgründen sei der "protected contact" zu bevorzugen, immer mehr Zoos würden "im Sinne der Elefanten umstellen", ist Kölpin überzeugt. Es gehe darum, dass ein hierzulande, in Europa geborener Elefant "sein eigenes Elefanten-Ego entwickeln könne".

"Bis etwa ein Zirkuselefant an Pflegemaßnahmen im protected contact gewöhnt wäre, könnten Monate vergehen" Timo Deible
Dazu gehört für Kölpin die in freier Natur übliche Ausbildung einer Rangordnung, auch bei den in Europa geborenen Elefanten. Die bisherigen Haltungsformen für die im Bestand als gefährdet geltenden Asiatischen Elefanten hält der Biologe "für ein Auslaufmodell". Diese von Menschen genutzten Tiere seien gebrochen worden. Solche Tiere ließen sich von einem Tierpfleger "dominieren". "Bis etwa ein Zirkuselefant an Pflegemaßnahmen im protected contact gewöhnt wäre, könnten Monate vergehen", sagt der Karlsruher Zoo-Sprecher Deible.



Die Wilhelma beherbergt derzeit nur zwei alte Elefantendamen. Sie plant aber für die Zukunft eine Junggesellengruppe und eine Zuchtherde und will dafür ebenfalls ein neues Gelände in Betrieb nehmen, das wesentlich größer werden soll als das in Karlsruhe. Auf etwa 1,5 Hektar sollen laut Kölpin künftig bis zu 14 Tiere leben können. Baubeginn soll 2022 sein, gerechnet wird mit etwa drei Jahren Bauzeit.

Bullen brauchen robuste Anlagen

Mit dem Neubau seines Elefantenhauses vor rund zehn Jahren entschied sich auch der Zoo in Heidelberg für den "geschützten Kontakt". Und spezialisierte sich gleichzeitig auf junge Asiatische Elefantenbullen. In Heidelberg leben folglich nur junge männliche Elefanten im Alter von zirka fünf bis 13 Jahren, keine Elefantenbabys – auch keine Elefantenkühe, so Zoo-Sprecherin Jana Mechler. Sie nennt die Heidelberger Haltung eine "Wohngemeinschaft junger Elefanten", in der halbstarke Bullen "wichtiges Sozialverhalten lernen".



Die Anlage in Heidelberg nur für Bullen musste um einiges robuster gebaut werden als üblich. Mit dem dortigen geschützten Kontakt befindet sich immer eine Barriere zwischen Tier und Mensch – die Tierpfleger sind nie gemeinsam mit Elefanten auf der Anlage.

Genauso hält man es seit 2016 im Basler "Zolli". Es gehe auch um "die Sicherheit der Pfleger", sagt der dortige Elefantenkurator Adrian Baumeyer. Das Wichtigste aber seien die Tiere: "Die Elefanten können jetzt ihre natürliche Sozialstruktur ausleben, diese wird nicht mehr von dominanten Pflegern gestört", so Baumeyer. Auch in Basel wurde der Wechsel mit dem Umzug in eine neue Anlage vollzogen, in der im Übrigen, eher als Ausnahme, nur Afrikanische Elefanten leben, die etwas größer sind als Asiatische und weniger gefährdet.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 05. Juni 2019: PDF-Version herunterladen

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