Rüssel-Reportage
So unterschiedlich werden Elefanten in der Region gehalten
Elefanten sind in jedem Zoo eine Attraktion für die Besucher. Wie aber leben die imposanten Dickhäuter im Tiergarten, wie werden sie gehalten? Wir werfen einen Blick nach Karlsruhe, wo der Zoo eine neue Elefantenanlage eröffnet hat, und nach Stuttgart, Heidelberg und Basel.
Stefan Jehle & dpa
Mi, 5. Jun 2019, 8:09 Uhr
Südwest
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Bislang wirkten die Außenflächen für die großen Säugetiere im Karlsruher Tierpark, recht bescheiden: Es waren gerade mal etwa 1000 Quadratmeter. Bis zu vier Tiere lebten dort noch bis 2017, derzeit sind es zwei. Mehr als 2000 Quadratmeter sind nun im südlich angrenzenden Areal des Zoologischen Stadtgartens – mitten in der Innenstadt – hinzugekommen.
In der Anlage gibt es neben einem Badebecken eine Elefantendusche: ein Wasserfall, unter dem sich die Tiere an heißen Tagen abkühlen und Wasserspiele veranstalten können. An einem Futterbaum können sie Heu, Gras, Äste oder Laub abzupfen und in Futterklappen nach Leckerlis wie speziellen Pellets oder auch mal nach einem Apfel suchen. Die von Laubbäumen beschattete hügelige Anlage hat Stein-, Sand-, Lehm- und Rasenböden. Auf einer Lastenwaage kann das Gewicht der Dickhäuter kontrolliert werden.
Seit den 2000er-Jahren sind nach Maßgabe der sogenannten Säugetiergutachten, erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die Anforderungen an Mindestflächen für Elefantenkühe vervierfacht worden. Strebt ein Zoo eine Herdenhaltung an, sind mindestens 10 000 bis 15 0 00 Quadratmeter erforderlich. In der Praxis haben die Außengehege der 27 deutschen Elefantenhaltungen heute im Mittel eine Fläche von 2800 Quadratmetern. Karlsruhe liegt knapp darüber, die Stuttgarter Wilhelma will ihre Fläche bis 2025 mehr als verzehnfachen.
Auch nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage bleibt aber in einem Aspekt erst einmal alles, wie es war: Die Karlsruher Tierpfleger werden auch künftig den direkten Kontakt mit den imposanten Vierbeinern suchen. Dagegen haben die Zoos in Basel und Heidelberg schon vor einiger Zeit auf sogenannten "geschützten Kontakt" ("protected contact") umgestellt. Das plant bis 2025 auch die Stuttgarter Wilhelma. In Karlsruhe gebe es derzeit "keine Überlegungen vom direkten Kontakt in einen protected contact umzusteigen", erläutert Zoo-Sprecher Timo Deible. "Direct contact" meint in der Fachsprache der Zoologen den unmittelbaren Kontakt des Tierpflegers mit dem Elefanten. Die Karlsruher Haltungsform orientiert sich dabei an älteren Einzeltieren.
"Bei extrem pflegeintensiven Elefanten muss man direkt an das Tier herankommen", sagt Robert Scholz, Chef des Tierpflegeteams bei den Dickhäutern. Das gilt für die notwendigen tierärztlichen Untersuchungen, aber auch wenn ein älterer Elefant nicht mehr von alleine aufstehen kann. Dafür hat man in Karlsruhe spezielle Vorrichtungen wie Hebekissen, Hebebänder und Schwerlastkräne.
"Wir möchten, dass Elefanten in ihrer eigenen Sozialstruktur leben und agieren", sagt der Stuttgarter Zoochef Thomas Kölpin. Er führt seit 2018 innerhalb der EAZA, der europäischen Gesellschaft für Zoos und Aquarien, die Fachgruppe für Elefanten. Aus Tierschutzgründen sei der "protected contact" zu bevorzugen, immer mehr Zoos würden "im Sinne der Elefanten umstellen", ist Kölpin überzeugt. Es gehe darum, dass ein hierzulande, in Europa geborener Elefant "sein eigenes Elefanten-Ego entwickeln könne".
Die Wilhelma beherbergt derzeit nur zwei alte Elefantendamen. Sie plant aber für die Zukunft eine Junggesellengruppe und eine Zuchtherde und will dafür ebenfalls ein neues Gelände in Betrieb nehmen, das wesentlich größer werden soll als das in Karlsruhe. Auf etwa 1,5 Hektar sollen laut Kölpin künftig bis zu 14 Tiere leben können. Baubeginn soll 2022 sein, gerechnet wird mit etwa drei Jahren Bauzeit.
Mit dem Neubau seines Elefantenhauses vor rund zehn Jahren entschied sich auch der Zoo in Heidelberg für den "geschützten Kontakt". Und spezialisierte sich gleichzeitig auf junge Asiatische Elefantenbullen. In Heidelberg leben folglich nur junge männliche Elefanten im Alter von zirka fünf bis 13 Jahren, keine Elefantenbabys – auch keine Elefantenkühe, so Zoo-Sprecherin Jana Mechler. Sie nennt die Heidelberger Haltung eine "Wohngemeinschaft junger Elefanten", in der halbstarke Bullen "wichtiges Sozialverhalten lernen".
Die Anlage in Heidelberg nur für Bullen musste um einiges robuster gebaut werden als üblich. Mit dem dortigen geschützten Kontakt befindet sich immer eine Barriere zwischen Tier und Mensch – die Tierpfleger sind nie gemeinsam mit Elefanten auf der Anlage.
Genauso hält man es seit 2016 im Basler "Zolli". Es gehe auch um "die Sicherheit der Pfleger", sagt der dortige Elefantenkurator Adrian Baumeyer. Das Wichtigste aber seien die Tiere: "Die Elefanten können jetzt ihre natürliche Sozialstruktur ausleben, diese wird nicht mehr von dominanten Pflegern gestört", so Baumeyer. Auch in Basel wurde der Wechsel mit dem Umzug in eine neue Anlage vollzogen, in der im Übrigen, eher als Ausnahme, nur Afrikanische Elefanten leben, die etwas größer sind als Asiatische und weniger gefährdet.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ