"Sie ist immer bei mir"
BZ-SERIE "40 JAHRE KINDER HELFEN KINDERN" (3):Clarissa muss mit dem Tod ihrer Schwester leben.
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Wenn Clarissa an ihre Schwester Angelina denkt, muss sie lachen: "Wir haben so viel Quatsch gemacht." Die beiden saßen oft zusammen und haben über alles geredet: Jungs, Freundinnen, Lehrer. Sie haben gealbert, gestritten und Angelina hat Clarissa bei den Hausaufgaben geholfen. Das alles ist Vergangenheit. Angelina ist an Silvester 2013 gestorben. Sie hatte einen Gehirntumor und wurde nur 17 Jahre alt. Ihre jüngere Schwester Clarissa ist heute 14. "Ich denke jeden Abend an Angi, irgendwie habe ich das Gefühl, sie ist immer bei mir", erzählt sie.
Sie war acht Jahre alt, als Angi zum ersten Mal krank geworden ist. Clarissas Familie wohnt in Steinen. Weil Angi so schwer krank war, musste sie nach Freiburg in die Kinderklinik. Während sie hier von den Ärzten behandelt worden ist, durfte Clarissa spielen. Sie hat viel Zeit in der Geschwisterspielstube verbracht, die der Förderverein für krebskranke Kinder gegründet hat. "Ich war hier sehr gern, es gab immer jemanden zum Spielen und wir haben tolle Sachen unternommen", erinnert sich Clarissa. Das Playmobilkrankenhaus hat ihr besonders gut gefallen. "Da habe ich die Szenen nachgespielt, die ich selbst mit Angi und meinen Eltern im Krankenhaus erlebt habe."
Die Spielstube ist extra dafür da, dass Geschwisterkinder sich austoben können. Es gibt alle möglichen Sachen zum Spielen und Basteln. Wer lieber seine Ruhe haben möchte, kann sich in die Hängeschaukel setzen. Und wer darüber reden möchte, wie es ihm geht, der kann das tun. Zum Beispiel darüber, dass der Bruder oder die Schwester krank ist. Oder auch über das Sterben. "Das ist für viele Erwachsene ein schwieriges Thema", hat Clarissa festgestellt. Bei den Freizeiten der Spielstube in Mecklenburg-Vorpommern und am Bodensee hat sie mit anderen Kindern gesprochen, die auch kranke Geschwister hatten. "Es hat gut getan, zu wissen, dass es jemandem genauso geht wie einem selber", erzählt Clarissa. Jemand, mit dem sie wunderbar reden kann, ist ihre beste Freundin Mira. "Sie hat mich immer verstanden. Auch als Angi gestorben ist, war sie für mich da. Und wenn ich heute immer noch traurig bin, weil Angi mir fehlt, erzähle ich ihr das auch. Mira ist einfach toll."
Gerade erst war Clarissa bei einem Wochenende für Kinder, deren Bruder oder Schwester gestorben sind. "Man durfte sich aussuchen, ob man zum Beispiel etwas basteln oder sich unterhalten wollte. Ich habe lieber über Angi geredet", sagt Clarissa. Sie hat den anderen Kindern davon erzählt, wie eng sie befreundet waren. Wie sie Angi vorgelesen hat, als die schon schwer krank war und nicht mehr so gut sehen konnte. Wie schwierig es manchmal war, dass Clarissa Angi nicht anbrüllen durfte, wenn sie sich gestritten haben. Wie sie gemeinsam Musik gehört haben. Oder wie Clarissa ihr die Nägel lackiert hat – oft knallig bunt. "Es war immer lustig mit Angi, deshalb ist es so schön, an sie zu denken", sagt Clarissa und lacht.