Landwirtschaft
Rinder aus Baden-Württemberg dürfen nicht mehr in Nicht-EU-Länder ausgeführt werden
Rinder aus Baden-Württemberg dürfen nicht mehr in Nicht-EU-Länder ausgeführt werden. Das hat die Landesregierung entschieden – es gibt aber eine Ausnahme.
Mi, 29. Jul 2020, 18:52 Uhr
Wirtschaft
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Im Jahr 2019 wurden fast 70 000 Rinder aus Deutschland in Staaten wie Algerien, Iran, Russland, die Türkei sowie verschiedene Länder in Zentralasien exportiert. Tierschützer wie die Freiburger Organisation "Animal Welfare Foundation" haben immer wieder dokumentiert, dass es bei diesen mitunter wochenlangen Transporten zu Verletzungen und grausamen Todesfällen kommt. Oft findet keine adäquate Versorgung der Tiere mit Futter und Wasser sowie Ruhezeiten statt, im Sommer sind sie enormer Hitze ausgesetzt.
Zwar hat der Europäische Gerichtshof 2015 entschieden, dass Tierschutzvorgaben bis zum Zielort gelten, das heißt: Diese Vorgaben müssen auch auf der Wegstrecke außerhalb der EU eingehalten werden. Das ist vielerorts aber nicht möglich, zum Beispiel, weil Versorgungsstationen in Russland fehlen. Die bayerische Regierung hat deshalb eine Liste mit 17 Staaten erstellt, die sie als "Hochrisiko-Staaten" für Tiertransporte sieht. "Endlich handelt auch Baden-Württemberg", erklärt Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbunds. Nachdem andere Länder Verbote verhängten, habe sich Minister Hauk nicht mehr verstecken können.
Als einziges Bundesland hat bisher Nordrhein-Westfalen eine zweite umstrittene Tiertransportpraxis beendet. Dabei geht es um Kälber im Alter von etwa zwei Wochen. Sie brauchen noch Milch oder Milchersatz – eine Fütterung, die in den bestehenden Transportfahrzeugen technisch nicht möglich ist. Aus Baden-Württemberg werden in der Woche Kälber im dreistelligen Bereich nach Spanien ausgeführt. An dieser Ausfuhr ändert Minister Hauk nichts. Es lägen "derzeit keine Informationen über relevante Missstände vor", teilt das Ministerium zur Begründung mit. Die Ausfuhr zu verbieten, sei unverhältnismäßig, zumal das Verwaltungsgericht Sigmaringen den Kreis Ravensburg im Dezember 2019 verpflichtet habe, einen solchen Transport abzufertigen.
Hauks Verbot der Tierexporte in Staaten außerhalb der EU begrüßt Julia Stubenbord, die Tierschutzbeauftragte von Baden-Württemberg. Mit Blick auf die Kälber sei gleichwohl der Exportstopp von Nordrhein-Westfalen richtig, sagt die Tierärztin: "Die Transportzeiten bei den Kälbertransporten sind sehr lang, eine tierschutzgerechte Versorgung auf der Route ist nicht gesichert." Dass Kälber aus dem Südwesten nach Spanien ausgeführt und im Gegenzug Tiere zum Beispiel aus den Niederlanden nach Baden-Württemberg eingeführt werden, hält Stubenbord für einen Missstand. Es sei höchste Zeit, die Lage der Landwirte im Südwesten zu verbessern – und zwar dadurch, dass die Landwirte und der Einzelhandel einen regionalen Markt für Kalbfleisch aufbauten: "Wir brauchen das Schwaben- und Badener-Kälble."
Dass Hauk das Transportverbot in Nicht-EU-Länder auch mit Corona-bedingten Beschränkungen an den Außengrenzen begründet, ärgert Petra Kletzander, die Gründerin des Bürgerbündnisses "Mensch fair Tier": "Die Grausamkeiten und Verstöße gegen EU-Recht auf den Langstreckentransporten finden seit Jahrzehnten täglich statt. Mit Corona hat das überhaupt nichts zu tun." Auch die Kälberfahrten nach Spanien müssten sofort aufhören. Denn nach dem schrecklichen Transport nach Spanien würden die Tiere dort gemästet − und dann in Hochrisiko-Staaten weiterexportiert.
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