"Reichsbürger"-Prozess
"Reichsbürger-Prozess": Putschplaner oder Helfer in Not?
dpa
Mo, 07. Oktober 2024, 20:00 Uhr
Südwest
Im "Reichsbürger"-Prozess soll ein 58-Jähriger aus Sicht des Generalbundesanwalts eine Heimatschutzkompanie aufgebaut haben. Er selbst zeichnet ein anderes Bild.
Im Stuttgarter Prozess gegen die mutmaßliche "Reichsbürger"-Terrorgruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß hat einer der Angeklagten die Vorwürfe der Anklage zurückgewiesen. "Ich wollte den Menschen in der Not helfen", sagte der 58-Jährige vor Gericht. Bei den Planungen für die Zeit nach einem möglichen "Tag X" sei es um ärztliche Hilfe, Essen und Getränke gegangen. Man habe etwa Rathäuser und Polizeistationen besetzen wollen, um Menschen in Not eine Anlaufstelle bieten zu können.
Der Generalbundesanwalt wirft dem Mann vor, in der mutmaßlichen "Reichsbürger"-Terrorgruppe Leiter der in Baden-Württemberg angesiedelten "Heimatschutzkompanie Nr. 221" gewesen zu sein, die für die Gebiete Freudenstadt und Tübingen verantwortlich war. Die Kompanien hätten laut Anklage nach einer potenziellen Machtübernahme der Gruppe politische "Säuberungsaktionen" in ihrem Zuständigkeitsbereich durchführen sollen.
Der Prozess wurde wegen eines Stromausfalls vertagt
Er habe bereits Zweifel an den Äußerungen anderer Gruppenmitglieder gehabt, sagte der Angeklagte. Als dann am "Tag X" nichts passiert sei, sei er aus allen Chatgruppen ausgetreten und habe sich darauf konzentriert, sein Leben wieder in Ordnung zu bringen. "Alles, an was man geglaubt hatte, zerplatzte wie eine Seifenblase", sagte er vor Gericht. Am Nachmittag endete der Prozess vorzeitig wegen eines Stromausfalls. Der Angeklagte soll am Mittwoch weiter aussagen.
Im September hatte sich der Mann bereits zu seiner Lebensgeschichte geäußert. er hatte von seinem krisenhaften Lebensabschnitt rund um die Corona-Zeit berichtet und wie er in die "Querdenker"- und "Reichsbürger"-Szene abdriftete. Er gab an, nichts mehr mit der "Reichsbürger"-Ideologie zu tun zu haben.
Die Gruppe um Prinz Reuß soll laut Anklage einen gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant und dabei bewusst Tote in Kauf genommen haben. Die Männer stehen an drei verschiedenen Orten vor Gericht: München, Frankfurt am Main und Stuttgart. Bis zum Urteil gilt für die Angeklagten die Unschuldsvermutung.
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