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Neues Konzept

Realschule: Bald wird auf zwei Niveaus unterrichtet

Die Realschulen in Baden-Württemberg werden künftig deutlich mehr Freiraum für leistungsgerechte Förderung ihrer Schüler haben. Das sieht ein neues Konzept der Landesregierung vor.  

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Schüler in Tübingen: In Realschulen soll sich künftig einiges ändern.  | Foto: dpa
Schüler in Tübingen: In Realschulen soll sich künftig einiges ändern. Foto: dpa
Keine der weiterführenden Schulen hat unter ihren Schülern unterschiedlichere Begabungen als die Realschule. Doch darin steckt auch Überforderung: Schwache Schüler können ebenso wenig hinreichend gefördert werden wie die besonders leistungsstarken. Am Dienstag hat die Landesregierung ein Konzept auf den Weg gebracht, das die Realschule deutlich aufwerten soll. Es bietet von allem etwas – mehr Lehrerstellen, mehr Schulstunden, mehr Differenzierung im Unterricht.

Warum ist die Realschule besonders wichtig?
Die Realschule ist "eine der tragenden Säulen unseres Schulsystems", sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). An 429 Standorten besuchen rund 217.000 Schülerinnen und Schüler in 8400 Klassen diesen Schultyp.

Sieht das Konzept zusätzliche Lehrerstellen vor?
Jein. Bis 2021 werden mehr als 600 Deputate aufgebaut, nur die erste Tranche aber ist finanziert. Später könnten Stellen aus anderen Schultypen, in denen die Zahl der Schüler schrumpft, umgewidmet werden.

Was ändert sich für die Schüler?
Die Eingangsklassen fünf und sechs sollen den Schülern bei der Orientierung helfen – ohne Trennung in Haupt- und Realschule. Aber unterrichtet wird nur auf dem anspruchsvolleren mittleren Niveau der Realschule. Das könnte leistungsschwächere Schüler abschrecken, die mit einer Hauptschulempfehlung an die Realschule wechseln. Es bleibt aber auch künftig nach der fünften Klasse niemand sitzen, stattdessen gibt es Förderunterricht für schwächere Schüler.

Was bedeutet die dann folgende Differenzierung?
Von Klasse 7 an wird in zwei Schwierigkeitsstufen unterrichtet: auf dem Niveau der Hauptschule und dem der Realschule. Die Noten am Ende der Klasse 6 entscheiden, wer wie eingestuft wird. Das gab es bislang nur in Kernfächern wie Deutsch und Mathe und wird nun auf alle Fächer ausgeweitet. Auch die zweite Fremdsprache ist, anders als am Gymnasium, nicht Pflicht.

Kann man zwischen den Niveaus wechseln?
Ja, am Ende der siebten und achten Klasse. Danach wird auf die jeweilige Abschlussprüfung, also Hauptschulabschluss oder mittlere Reife, vorbereitet.

Lernen gute und schwache Schüler in einer Klasse?
Das entscheidet die Schule. Ist sie groß genug und verfügt über genügend Lehrer, kann sie nach der sechsten Klasse eigene Klassen für jedes Niveau bilden.

Ist das ein Zugewinn?
Nein, sagt der ehemalige SPD-Kultusminister Andreas Stoch und spricht von einem pädagogischen Rückschritt. Er hatte die Gemeinschaftsschulen eingeführt, in der gute und schwache Schüler gemeinsam lernen. Jetzt fürchtet er, die zusätzlichen Lehrer würden für das erneute Aussortieren der Schüler eingesetzt. Dass den Realschulen aber grundsätzlich mehr Lehrer zugewiesen werden, begrüßt auch die SPD.

Und die anderen Fraktionen?
CDU und FDP loben das Konzept und hoffen, dass sich damit auch die Resultate der Schulstudien im Land wieder verbessern. Die Grünen begrüßen, dass der Landesrechnungshof überprüft, ob man die Lehrer auch an der richtigen Stelle einsetzt. Es gelte, die Kapazitäten effizienter zu nutzen.

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Ressort: Südwest

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