Account/Login

Parlamentswahl

Prognose: Klarer Wahlsieg für Labour in Großbritannien

  • dpa

  • Do, 04. Juli 2024, 23:06 Uhr
    Ausland

     

Großbritannien steht vor einer neuen Ära. Mehr als 14 Jahre lang dominierte die Konservative Partei die Politik. Das ist zu Ende. Mit einem deutlichen Sieg zieht Labour in die Downing Street ein.

Das Vereinigte Königreich hat gewählt. Prognosen erwarten einen klaren Sieg der oppositionellen Labour-Partei. Foto: Matt Dunham (dpa)
1/7
Die Labour-Partei von Keir Starmer hat die Parlamentswahl in Großbritannien einer Prognose zufolge klar gewonnen. Der 61-Jährige dürfte damit Nachfolger von Premierminister Rishi Sunak werden, dessen Konservative Partei eine schwere Niederlage erlitt.

Laut Prognose erhält die Labour-Partei 410 der 650 Sitze. Die Konservativen kommen auf 131. Bis zur Auszählung aller Stimmen dürfte es aber noch Stunden dauern. Doch am wichtigsten Ergebnis der Wahl zweifelt niemand mehr: Die 14 Jahre währende Dominanz der konservativen Tories ist zu Ende.

Weniger Begeisterung für Labour als Verdruss über die Tories

Überraschend ist das prognostizierte Ergebnis nicht: Umfragen sagen seit Langem einen deutlichen Sieg der Sozialdemokraten voraus. Im Wahlkampf konnte Sunak, dessen Partei mit Pannen und einem Skandal um illegale Wetten zum Wahltermin zu kämpfen hatte, kaum aufholen.

Verantwortlich für den klaren Ausgang der Wahl ist nach Ansicht des renommierten Meinungsforschers John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow jedoch nicht in erster Linie Begeisterung für Labour, sondern Verdruss über die bisherige Regierungspartei. Sunak war bereits der dritte Regierungschef seiner Partei in der vergangenen Legislaturperiode, die von wirtschaftlicher Stagnation und stark steigenden Lebenshaltungskosten geprägt war.

Schon am Freitag dürfte Starmer als neuer Premier in der Downing Street stehen

Labour-Chef Starmer hatte die Arbeiterpartei in den vergangenen Jahren wieder in die politische Mitte geführt, nachdem sie unter seinem Vorgänger Jeremy Corbyn weit nach links gerückt war. Zudem ging er entschieden gegen antisemitische Tendenzen in den eigenen Reihen vor.

Gleichzeitig blieb der bisherige Oppositionschef in vielen Bereichen eher vage, etwa zu den Plänen für eine mögliche Annäherung mit der Europäischen Union. Kommentatoren verglichen seine behutsame Art mit dem Tragen einer Porzellanvase aus der chinesischen Ming-Dynastie.

Der Regierungswechsel wird in Großbritannien rasch vollzogen. Sobald das amtliche Endergebnis feststeht, kommt es zur Machtübergabe. Schon im Laufe des Freitags dürfte Starmer von König Charles III. mit der Regierungsbildung beauftragt werden und anschließend bei einer Rede in der Downing Street seine Vision für Großbritannien darlegen.
SPD-Europapolitikerin Barley begrüßt Labour-Sieg

Die SPD-Europapolitikerin Katarina Barley begrüßt den Wahlerfolg der Labour-Partei in Großbritannien. Der überwältigende Sieg der Sozialdemokraten gebe auch der EU Hoffnung, sagte Barley der Deutschen Presse-Agentur. "Ich freue mich über die große Chance, dass nach Jahren der Spannungen mit einem Labour-Premier in London nun ein freundlicher und konstruktiverer Ton angeschlagen wird." 14 Jahre konservativer Regierung mitsamt Brexit hätten die EU und das Vereinigte Königreich voneinander entfremdet.
Die SPD und die Labour-Partei pflegen enge Beziehungen. Barleys Vater ist Brite. Sie war in der jüngsten Legislaturperiode eine der Vizepräsidentinnen des Europaparlaments und bei der Europawahl die Spitzenkandidatin ihrer Partei.

"Ein schneller Wiedereintritt Großbritanniens in die EU bleibt gleichwohl sehr unwahrscheinlich", räumte Barley zwar ein. Allerdings sei Großbritannien ein wichtiger strategischer Partner der Europäischen Union. "Sowohl eine Labour-Regierung als auch die EU haben Interesse an einer neuen geopolitischen Partnerschaft." Barley verwies auf enge Abstimmungen in der Verteidigungspolitik und bei der Unterstützung für die von Russland angegriffene Ukraine. dpa

Mehr zum Thema:

Ressort: Ausland

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.

Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren


Weitere Artikel