Porträt

Perry-Rhodan-Autor Horst Gehrmann hat den Kopf voller Galaxien

Der Sonntag Horst Gehrmann aus Weil am Rhein gilt als produktivster Science-Fiction-Autor – Für Perry Rhodan war er prägend.  

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Horst Gehrmann alias H.G. Ewers.  | Foto: Juri Junkov
Horst Gehrmann alias H.G. Ewers. Foto: Juri Junkov
Mit den vielen Buchstaben, die Horst Gehrmann in seinem Leben schon zu Papier gebracht hat, könnte man vermutlich mehrere fußballfeldgroße Papierbögen bedrucken. Der 77-jährige Schreibbesessene aus Weil am Rhein gilt mit mehr als 420 veröffentlichten Romanen als Deutschlands produktivster Science-Ficton-Autor. Als nun der 100. so genannte Silberband von Perry Rhodan erschien, war es für das Mitglied der Mars Society Ehrensache, der Bitte einer Weiler Buchhandlung, an einer Perry-Rhodan-Autorenautogrammstunde teilzunehmen, nachzukommen.

Für die Perry-Rhodan-Fangemeinde ist Gehrmann eine Legende. 249 Weltraumabenteuer im Heftromanformat hat er zu der Serie beigesteuert. Das Pseudonym H. G. Ewers stand über so sagenhaften Titeln wie "Die Welt der Körperlosen", "Die Mutanten von Erysgan ", "Rebellion der Kyberneten " oder "Inferno im Kosmos". Die Romanfigur Perry Rhodan – ein auserkorener menschlicher Superheld, der auf seinen Expeditionen in fremde Galaxien stets für das Gute einsteht – ist ein Teil von Horst Gehrmann. Und vermutlich ist es unausweichlich, dass einer wie er, der mehr als zwei Drittel seine Lebens damit verbracht hat, sich Fantasiewelten, fremde Sonnensysteme, Fabelwesen und galaktische Helden auszudenken, irgendwann selbst zum Abenteurer wird.

Seine Kurzbiografie liest sich so, als wäre er selbst eine seiner schillernden Romanfiguren. In Horst Gehrmanns Ahnenbaum, so hat die Familienforschung ergeben, befindet sich ein indianischer Stammesführer der Algonkin, der in der Armee Napoleons bei Leipzig kämpfte. Als er verwundet auf dem Schlachtfeld lag, rettete ihn eine Bauernfamilie, deren Tochter der Häuptling nach seiner Genesung näher kam und sie später heiratete. Ihm zu Ehren trägt Horst Gehrmann, der ursprünglich aus Weißenfels an der Saale stammt, ein indianisches Medaillon um den Hals, das über einem uniformähnlichen Hemd baumelt. Glück brachte es ihm schon öfters. So zum Beispiel, als der Pilot eines Sportflugzeugs schlappmachte und Horst Gehrmann kurzerhand das Steuer übernehmen musste. "Wie durch ein Wunder habe ich sogar eine saubere Landung hinbekommen", erinnert er sich.

Zum hauptberuflichen Perry-Rhodan-Autor wurde der gelernte Lehrer eher zufällig: Inspiriert durch die Forschungen Einsteins und das Werk eines polnischen Science-Fiction-Autors begann er aus Spaß, einen Roman zu schreiben. Als er 1961 in den Westen kam, fiel dies zufällig mit dem Erscheinen des ersten Perry-Rhodan-Romans zusammen. Den bekam er in die Hände und wurde Leser der Serie. Später schickte er dem Verlag sein Manuskript zu. Kurz drauf war er Perry-Rhodan-Autor. Mit seinem skurrilen Humor und einem Gespür für immer neue exotische Schauplätze und Figuren erwarb er sich den Ruf, eine eigene Serie in der Serie zu schreiben.

Mars-Expedition

Aus welchem Schrot und Korn der Weltraumenthusiast gemacht ist, wird klar, wenn man den Familienvater nach seinen Hobbys fragt: Obwohl er mittlerweile gesundheitlich angeschlagen ist, fährt sofort ein Energieschub durch seinen Körper, aus den Augen leuchtet es, er richtet sich auf und geht, so schnell es die kranken Venen erlauben, in den Keller. Mit Boxhandschuhen um den Hals und einer beachtlichen Sammlung messerscharfer Samuraischwerter kommt er kurze Zeit später wieder ins Wohnzimmer zurück. Von Boxen über Schießsport bis hin zu japanischem Samurai-Schwertkampf reicht die Palette seiner Hobbys. Und einmal war er sogar auf dem Mars – genauer gesagt auf einer simulierten Marsexpedition in der Wüste Utahs. Im Weltraumanzug stapfte er durch die roten Weiten, die ihm so seltsam vertraut vorkamen.

Die Frage, die sich bei einem Autor aufdrängt, der über 420 Romane geschrieben hat und der gerade an einem neuen Mars-Roman arbeitet, ist vor allem eine: Woher nimmt er den Stoff, der all die Seiten füllt? Im Falle Gehrmanns entwickelt der sich aus einer Symbiose, die seine unbändige Fantasie mit realer Weltraumforschung und naturwissenschaftlichem Fachwissen eingeht. "Um einen neuen Schauplatz zu schaffen braucht es erst eine Sonne, dann Planeten in den richtigen Entfernungen und flüssiges Wasser. Die Ideen zu den Handlungen fallen mir dann einfach so zu. Oft geschieht dies nachts, dann stehe ich auf und schreib alles auf", erzählt der Autor, der sich nicht vorstellen kann, dass die Erde der einzige Ort sein soll, an dem intelligentes Leben existiert.

Sein aktuelles Projekt heißt "Asylwelt Roter Planet". Dass es in einer sehr weit entfernten Zukunft für die Menschheit keine Alternative zum Aufbruch in eine andere Welt gibt, davon ist er überzeugt: "Wenn die Menschheit dauerhaft überleben will, muss sie in andere Sonnensysteme vordringen und sich genetisch so verändern, dass sie sich den Planeten anpasst."
Schlagworte: Horst Gehrmann, Perry-Rhodan-Autor Horst Gehrmann, Napoleons bei Leipzig
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