Freiburger Jugendbuchautor
Patrick Hertweck über seinen Erstlingsroman
Patrick Hertweck ist freier Schriftsteller und dreifacher Vater: Gleich sein Erstlingsroman "Maggie und die Stadt der Diebe" für Menschen ab elf ist ein Erfolg. Marion Klötzer sprach mit ihm.
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Die Slums von Manhattan im Jahr 1870, in deren Schatten das organisierte Verbrechen. Mittendrin eine Bande Straßenkinder, ihr Boss ein seltsamer Zwerg – das Setting von Patrick Hertwecks Debütroman hört sich nur bedingt nach Kinderliteratur an. Rezensionen und Netzkommentaren reagieren jedenfalls begeistert: Gerade wurde "Maggie und die Stadt der Diebe" mit dem 2. Platz des Lovelybooks Leserpreis 2015 ausgezeichnet. Marion Klötzer traf den Freiburger Autor und dreifachen Vater zwischen Lesung und Kindergarten.
Hertweck: Total aufregend, voll neuer Erfahrungen und Herausforderungen. Dass "Maggie" beim Thienemann Verlag als Schwerpunkttitel in das Herbstprogramm kam, war wie ein Sechser im Lotto. Dann gab es die ersten Rezensionen, gerade komme ich von meiner zweiten Schülerlesung... Ich muss erst mal verkraften, was das mit einem macht. Ich komm ja aus der stillsten Ecke heraus, kaum eine Handvoll Leute hatten meinen Roman vorher gelesen.
BZ: Aber geschrieben haben Sie schon früher?
Hertweck: Ich hab zwar mal Literaturwissenschaften studiert, bis 2007 arbeitete ich aber in einem Medienunternehmen. Nach dem Umzug mit meiner Frau und unseren zwei Söhnen nach Leipzig wollte ich das Unmögliche versuchen und fing an zu schreiben. Ich bin ehrgeizig und verbissen. Am Ende waren’s 800 Seiten über die Abenteuer eines Straßenjungen im Viktorianischen London. Aber das war viel zu komplex – und ein zwölfjähriger Protagonist in einem Erwachsenenroman ist unmöglich.
BZ: Also wurde das Manuskript abgelehnt?
Hertweck: Ja. Aber als ich im Antiquariat der Freiburger Heinrich-Heine- Buchhandlung eine Chronologie des New Yorker Bandenwesens von 1924 fand, war ich sofort fasziniert: Eine ähnlich ärmliche und gefährliche Welt wie London, aber ganz anders. Bevölkert von unglaublich faszinierenden, skurrilen Persönlichkeiten. Die Biografie von Albert W. Hicks, dem letzten, in den USA hingerichteten Piraten, war dann mein Kern. Darum habe ich meine Geschichte gesponnen und parallel zu Zeit und Ort recherchiert. Die Hauptfiguren wie der Bowery Boy, Dandy Dolan oder Marm Mandelbaum sind historisch verbürgt.
BZ: Hauptperson Ihres Romans ist die 13-jährige Maggie, die von Unbekannten aus dem Waisenheim geholt wird, flüchtet, verfolgt wird und Schutz bei einer Kinderbande findet. Unter der Obhut eines versoffenen Zwerges hausen sie in einer Kellerhöhle, gehen auf Rattenjagd und Diebestour, haben Angst und Hunger – ganz schön heftig.
Hertweck: Ich war als Kind Schwerstasthmatiker und überbehütet, das hat sicher mit meiner Stoffauswahl zu tun. Zum anderen komme ich aus einem Haushalt ohne Bücher. Meine literarische Prägung speist sich weniger aus dem "Räuber Hotzenplotz", als aus John Sinclair und ähnlichen Gruselgroschen-Heftchen. Ich hab wenig gelesen, meist Graphic Novels, ich komm eher aus der Filmecke. Beeinflusst haben mich so grundverschiedene Filme wie "Wenn die Gondeln Trauer tragen" oder "Phantomas".
BZ: Ihre Beschreibungen sind auffällig sinnlich und stofflich.
Hertweck: Ja, wenn ich schreibe, sehe ich das ganz real vor mir. Das ist wie ein Film. Und der Hafen in Manhattan ist die perfekte Filmkulisse.
BZ: Wie lange haben Sie an "Maggie" geschrieben?
Hertweck: Zehn Wochen – mein Vertrag war eigentlich fürs Frühjahrsprogramm. Exposee und Recherchematerial hatte ich, aber dann lief die Geschichte in eine völlig andere Richtung. Zuhause hatten wir einen Neugeborenen, da hab ich in düsteren Eckkneipen auf dem Laptop geschrieben. Das war ein enormer Druck. Erst seit letzter Woche sind alle drei Kinder in Betreuung.
BZ: Ihr Roman hat ein klares Ende, auch wenn manches offen bleibt. Wird es eine Maggie II geben?
Hertweck: Nein, eher nicht. Aber vielleicht begegnet mir Maggie ja noch mal in einer anderen Geschichte.
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