Kappel-Grafenhausen
Nach Sprengung von Geldautomaten: Der Prozess in Bamberg droht zäh zu werden
dpa
Fr, 28. Juni 2024, 07:03 Uhr
Kappel-Grafenhausen
Von mafiösen Strukturen spricht die Anklage: 16 Männer sollen in Bayern sowie im Südwesten – unter anderem in Kappel-Grafenhausen – Geldautomaten gesprengt haben.
![„Ihr könnt mir nichts“, so...nes der Beschuldigten gewertet werden. | Foto: Daniel Löb (dpa) „Ihr könnt mir nichts“, so...nes der Beschuldigten gewertet werden. | Foto: Daniel Löb (dpa)](https://ais.badische-zeitung.de/piece/15/0b/ba/0c/353090060-w-640.jpg)
Beim neuerlichen Prozess-Auftakt konnten auch die Anklageschriften verlesen werden. Darin warf die Staatsanwaltschaft der mutmaßlichen Bande "mafiöse Strukturen" vor: Ihre Taten sollen die Männer genau geplant, die Umgebung der Geldautomaten genau ausgekundschaftet und ihre Rückkehr in die Niederlande nach den Sprengungen genau vorbereitet haben. Um nicht gefasst zu werden, sollen sie Nummernschilder fremder Autos für ihre Fahrzeuge gestohlen haben. Die Aufgaben innerhalb der Bande sollen genau verteilt gewesen sein, man habe sich auch hocharbeiten können vom "Logistiker" zum "Sprenger".
Um zu ihrer Beute zu gelangen, sollen die Angeklagten Spezialwerkzeug in Form eines Pizzaschiebers genutzt und so den Sprengstoff in den Geldausgabeschacht der Automaten geschoben haben. Für den Prozess sind zwei Verfahren gegen je zwölf und vier Angeklagte zusammengelegt worden.
Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft von einer Beute von mehr als 3,3 Millionen Euro aus. Noch höher soll der durch die Sprengungen angerichtete Schaden sein: mehr als 5,5 Millionen Euro. Da die Ermittler den Angeklagten im Alter zwischen 23 und 43 Jahren auch Fälle in Zapfendorf und Forchheim in Oberfranken zur Last legen, wird der Fall in Bamberg verhandelt.
Die Räume des Landgerichtsgebäudes sind für die 16 Angeklagten, zahlreichen Verteidiger sowie Dolmetscher jedoch zu klein. Deshalb wird in einer Sporthalle auf dem Bundespolizei-Gelände verhandelt.
Der Aufwand ist immens: Zu den Verhandlungstagen müssen die Angeklagten aus unterschiedlichen Gefängnissen in ganz Bayern nach Bamberg gebracht werden, begleitet von zahlreichen Polizeikräften.
Auch am Montag wurden sie einzeln mit Hand- und Fußfessel in die Halle geführt. Den Prozess verfolgten die Angeklagten mitunter gelangweilt und ohne den Kopfhörer mit der Übersetzung des Dolmetschers. Von den Verteidigern kam zum neuerlichen Auftakt ein Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter sowie erneut ein Antrag auf Aussetzung des Verfahrens. Eine Entscheidung dazu fällte die Kammer zunächst nicht. Es droht ein weiterer, zäher Prozess zu werden. Bislang sind Termine bis Ende Januar 2026 vorgesehen.
Kommentare
Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.
Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren