Account/Login

Kappel-Grafenhausen

Nach Sprengung von Geldautomaten: Der Prozess in Bamberg droht zäh zu werden

  • dpa

  • Fr, 28. Juni 2024, 07:03 Uhr
    Kappel-Grafenhausen

     

Von mafiösen Strukturen spricht die Anklage: 16 Männer sollen in Bayern sowie im Südwesten – unter anderem in Kappel-Grafenhausen – Geldautomaten gesprengt haben.

„Ihr könnt mir nichts“, so...nes der Beschuldigten gewertet werden.  | Foto: Daniel Löb (dpa)
„Ihr könnt mir nichts“, so könnte das Auftreten eines der Beschuldigten gewertet werden. Foto: Daniel Löb (dpa)
Sie schlugen laut Anklage bei Banken bundesweit zu und machten Beute in Millionenhöhe: 16 Männer aus den Niederlanden und Belgien sollen eine Vielzahl an Geldautomaten vor allem in Bayern und Baden-Württemberg gesprengt haben. Vor dem Landgericht Bamberg begann am Montag unter viel Aufwand der zweite Anlauf, die Taten vor Gericht aufzuarbeiten. Ein erster Versuch scheiterte Anfang Mai, weil sich die Verteidiger damals unter anderem darüber beschwerten, Beweismaterial und Akten zu spät bekommen zu haben.

Beim neuerlichen Prozess-Auftakt konnten auch die Anklageschriften verlesen werden. Darin warf die Staatsanwaltschaft der mutmaßlichen Bande "mafiöse Strukturen" vor: Ihre Taten sollen die Männer genau geplant, die Umgebung der Geldautomaten genau ausgekundschaftet und ihre Rückkehr in die Niederlande nach den Sprengungen genau vorbereitet haben. Um nicht gefasst zu werden, sollen sie Nummernschilder fremder Autos für ihre Fahrzeuge gestohlen haben. Die Aufgaben innerhalb der Bande sollen genau verteilt gewesen sein, man habe sich auch hocharbeiten können vom "Logistiker" zum "Sprenger".

Um zu ihrer Beute zu gelangen, sollen die Angeklagten Spezialwerkzeug in Form eines Pizzaschiebers genutzt und so den Sprengstoff in den Geldausgabeschacht der Automaten geschoben haben. Für den Prozess sind zwei Verfahren gegen je zwölf und vier Angeklagte zusammengelegt worden.

Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft von einer Beute von mehr als 3,3 Millionen Euro aus. Noch höher soll der durch die Sprengungen angerichtete Schaden sein: mehr als 5,5 Millionen Euro. Da die Ermittler den Angeklagten im Alter zwischen 23 und 43 Jahren auch Fälle in Zapfendorf und Forchheim in Oberfranken zur Last legen, wird der Fall in Bamberg verhandelt.

Die Räume des Landgerichtsgebäudes sind für die 16 Angeklagten, zahlreichen Verteidiger sowie Dolmetscher jedoch zu klein. Deshalb wird in einer Sporthalle auf dem Bundespolizei-Gelände verhandelt.

Immenser Aufwand für den Prozess

Der Aufwand ist immens: Zu den Verhandlungstagen müssen die Angeklagten aus unterschiedlichen Gefängnissen in ganz Bayern nach Bamberg gebracht werden, begleitet von zahlreichen Polizeikräften.

Auch am Montag wurden sie einzeln mit Hand- und Fußfessel in die Halle geführt. Den Prozess verfolgten die Angeklagten mitunter gelangweilt und ohne den Kopfhörer mit der Übersetzung des Dolmetschers. Von den Verteidigern kam zum neuerlichen Auftakt ein Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter sowie erneut ein Antrag auf Aussetzung des Verfahrens. Eine Entscheidung dazu fällte die Kammer zunächst nicht. Es droht ein weiterer, zäher Prozess zu werden. Bislang sind Termine bis Ende Januar 2026 vorgesehen.

Ressort: Kappel-Grafenhausen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 28. Juni 2024: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.

Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren


Weitere Artikel