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Mystische Orte im Schwarzwald

  • So, 06. Oktober 2024
    Südwest

     

Wenn sich im Herbst Nebelschwaden in den Baumwipfeln verfangen, bekommt der Schwarzwald etwas Geheimnisvolles. Wir haben uns auf die Suche nach Orten gemacht, die im Spätjahr besonders reizvoll sind: auf zu den mystischen Orten.

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Von hohen Bäumen umgeben: der Mathisleweiher in Hinterzarten. Foto: Silke Kohlmann
Vögelestein, Elzach

Ein einsamer Felsen mitten im Wald, moosüberzogen und sagenumwoben: der Vögelestein hoch über Gutach. Wenn man sich vom gewundenen Pfad unterhalb des Felsens nähert, meint man, einen Vogelkopf aus Stein zu erkennen. Ob er darum seinen Namen trägt? Überliefert jedenfalls ist eine Sage, die einst dazu diente, den Menschen den Begriff der Ewigkeit nahezubringen. Man erzählte sich, dass alle hundert Jahre eine Krähe zum Felsen geflogen kommt und ihren Schnabel an ihm wetzt. Wenn irgendwann der "Vögelesteinfelsen" komplett abgetragen ist, dann sei die Ewigkeit vorüber.

Komplett abgetragen ist der Felsen noch lange nicht, aber geborsten und gegerbt von der Witterung. Kinder können hier herrlich klettern und ihren Fantasien nachhängen, Erwachsene finden zwei Bänke gleich neben den Felsen zum Ausruhen. Denn der Weg von Gutach herauf ist steil und kräftezehrend: Je nach Wegstrecke sind es 2,5 bis 4 Kilometer hinauf, begleitet von einer schönen Aussicht über das Tal. Wer mehr Zeit und Kraft hat, kann sich auf die Vögelestein-Tour mit 17,5 Kilometern begeben.


Blindensee, Schönwald

Es ist eine gruselige Geschichte, die zum Blindensee überliefert ist: Ein Fuhrmann samt Pferdegespann soll im See ertrunken und nie wieder aufgetaucht sein. Kein Wunder, dass der See und das ihn umgebende Hochmoor die Vorstellungskraft der Menschen beflügelte: Wo sich im feuchten Wald Krüppelkiefern über das unergründliche Seeufer beugen, kann man sich schon die ein oder andere Schauergeschichte ausmalen. Heute führt ein Bohlensteg durchs Moor und am Ufer des Blindensees entlang. Kiefern und Birken spiegeln sich im glatten Wasser, mehrere Bänke bieten sich als Pausenplätze an. Von Schönwald aus kann man eine knapp zwölf Kilometer lange Rundwanderung zum See unternehmen, auch die typische Moorvegetation ist im Herbstlicht besonders schön anzusehen.


Schalensteine, Schonach

Von "mystischen Opferstätten und geheimnisvollen Zeugen der Zeitgeschichte" schreiben die Touristiker, wenn es um die Schalensteine bei Schonach geht. Belege? Schwer zu finden. Ein wunderbarer Herbstausflug ist die Schalensteinwanderung mit vier Kilometern Länge gleichwohl. Ab dem Haus des Gastes im Ortszentrum ist sie ausgeschildert, führt bald in den Wald und passiert dabei Steine mit rätselhaften Namen wie Teufelstritt, Eulenstein und Geisterfelsen. Und diese rundgeschliffenen Findlinge sind echte Hingucker: mächtige Brocken, wie von Riesenhand hineingestreut in den Wald. Mal weisen sie kleine Schalen auf, mal große und tiefe Einkerbungen. Sehr wahrscheinlich sind diese Vertiefungen natürlichen Ursprungs, aber der Fantasie sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Das kreisrunde Loch im Summstein unterwegs ist übrigens von Menschenhand gemacht – aber ein echtes Vergnügen, den Kopf hineinzustecken und das eigene Summen ganz laut und rundum zu hören.


Mathisleweiher, Hinterzarten

Wo sich die dunklen Fichten im Mathisleweiher spiegeln, wirkt das Wasser beinahe schwarz. Kein Wunder, ist der See oberhalb von Hinterzarten doch ein Moorsee, entstanden beim langsamen Abschmelzen des Feldberg-Gletschers. Von hohen Bäumen umgeben liegt er versteckt im Naturschutzgebiet Eschengrundmoos. Der Weg dorthin führt über wurzelige Waldwege. Sie allein sind schon ein Vergnügen, manchmal ist das Gurgeln eines Bachs im Untergrund des Moores zu hören. Im Sommer kann man im Mathisleweiher baden, im Herbst liegt er meist ganz still. Besonders schön ist es hier am frühen Morgen, wenn noch vereinzelt Nebelschwaden über dem See liegen, von der Sonne aber langsam vertrieben werden. Vom Kurhaus in Hinterzarten wandert man in einer Stunde zum See hinauf, am Zartenbach entlang, der den Weiher durchfließt.


Sagenpfad, Höchenschwand

Eselfuß und Uhustein, eine Gletschermoräne und die Reste einer längst zerstörten Burg: Der Höchenschwander Sagenpfad führt zu einer ganzen Reihe an Plätzen, an denen alte Sagen und Legenden spielen, die man sich früher im Ort erzählte. Sie werden auf großen Tafeln für Kinder nacherzählt und für Erwachsene eingeordnet. Noch dazu verläuft der Weg in herrlicher Natur, bietet weite Ausblicke ins Schwarzatal, einen Waldspielplatz und die Chance, am Eisloch den Spuren der letzten Eiszeit nachzugehen. Wenn dann noch die Sage vom Uhustein erzählt wird...

Ein Ausflug, der sich für jedes Alter eignet. Für die knapp zehn Kilometer benötigt man rund drei Stunden Zeit.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom So, 06. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

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