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Baden-Württemberg

Häftlinge erheben massive Vorwürfe gegen JVA-Personal

  • dpa

  • Fr, 04. Oktober 2024, 20:15 Uhr
    Südwest

     

Mehr als 80 Insassen des Gefängnisses in Ravensburg haben einen Brief unterschrieben, in dem heftige Vorwürfe gegen die Mitarbeiter und Ärzte erhoben werden. Das Justizministerium prüft diese.

Gefängnisinsassen in Ravensburg erhebe...ürfe gegen ihre Bewacher und Betreuer.  | Foto: Felix Kästle (dpa)
Gefängnisinsassen in Ravensburg erheben schwere Vorwürfe gegen ihre Bewacher und Betreuer. Foto: Felix Kästle (dpa) 

Ein handschriftlich verfasstes Schreiben von Insassen beschreibt massive Missstände im Gefängnis Ravensburg. Dabei geht es vor allem um den Umgang der Bewacher und Betreuer mit den Strafgefangenen. Demnach sind Beschimpfungen der Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hinzistobel durch das Personal an der Tagesordnung.

Die Kritik reicht von angeblichen Schikanen wie dem Verbot, ein Vesper zur Arbeit mitzunehmen, bis zu "massivem psychischem Druck", der auf Insassen ausgeübt werde. In der Vollzugsanstalt arbeite "rechtsradikales und drogenabhängiges Personal", das Beschimpfungen ablasse wie zum Beispiel "Dreckskanaken". Beschwerdeschreiben an das Justizministerium würden vernichtet. Zuerst hatte die Südwest Presse (SWP) über den Brief berichtet. Laut der Zeitung wurde er von mehr als 80 Gefangenen unterschrieben.

Eine Infektion soll verschleppt worden sein

Die Gefangenen bemängelten in dem Schreiben vor allem auch eine unzureichende medizinische Versorgung. "Wo an anderen Stellen das Geld verprasst wird, wird genau hier gespart. Mit zum Teil fatalen Folgen", heißt es. So sei ein Gefangener, der unter einer Infektion im Fuß gelitten habe, gestorben. Er hätte in die Notfallambulanz gefahren werden müssen. "Doch stattdessen wurde der Insasse einfach in seinen Haftraum gesperrt und ist noch in der gleichen Nacht gestorben", heißt es in dem Brief.

Ein weiterer junger Insasse habe sich das Leben genommen, weil er dem "massiven psychischen Leidensdruck" nicht mehr habe standhalten können und unter Depressionen gelitten habe. Die Selbstverletzungsquote im Haus sei sehr hoch. Auch die psychologische Betreuung sei mangelhaft, schreiben die Gefangenen. Eine Tat- und Persönlichkeitsaufarbeitung sei nicht möglich, da Psychologen kaum noch erschienen. Man könne froh sein, wenn man diese alle acht Wochen sehe.

Das Justizministerium sagte auf Anfrage, den Vorwürfen werde nachgegangen. "Falls notwendig, würden die erforderlichen Maßnahmen der Dienst- oder Fachaufsicht ergriffen", sagte ein Ministeriumssprecher. Eine statistische Erhebung zur Zahl der tat- und persönlichkeitsaufarbeitenden Behandlungen gebe es nicht.

Ministerium: Suizide lassen sich nicht vollständig verhindern

Die Gefängnisse seien verpflichtet, über natürliche oder nicht natürliche Todesfälle in einer Anstalt zu informieren. Die Maßnahmen zur Suizidprävention würden kontinuierlich weiterentwickelt. "Ergeben sich während des Vollzugs Anhaltspunkte für eine Selbstschädigungs- oder Suizidgefahr, ist jeder Bedienstete gehalten, unverzüglich den ärztlichen und/oder den psychologischen Dienst der Anstalt zu benachrichtigen", so die Stellungnahme des Ministeriums.

Die Justizvollzugsanstalt Hinzistobel hat dem Ministerium zufolge Platz für 389 Häftlinge und ist mit derzeit 409 Gefangenen überbelegt.

Ressort: Südwest

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