Mutmacher und Ratgeber
Verlagsthema Eltern können bei der Berufswahl ihrer Kinder eine wichtige Rolle spielen.
Christina Bachmann
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Was will ich werden? Diese Frage kann für Zündstoff zwischen Eltern und Jugendlichen sorgen. Welcher Beruf soll es sein? Auf den allerletzten Metern der Schulzeit kommt diese Frage fast zu spät. "Zwei Jahre vor Schulentlassung sollten Eltern und Jugendliche sich um dieses Thema kümmern", sagt Sibylle Riese, Berufsberaterin in der Arbeitsagentur Hamm.
Eine Entscheidung ist bei rund 320 Ausbildungsberufen und zirka 20 000 Studiengängen in Deutschland häufig gar nicht so einfach. Für Unentschlossene bieten sich Tests an, etwa Check-U für alle Abschlüsse oder das OSA-Portal mit dem Ziel, einen geeigneten Studienplatz zu finden.
Eltern sollten laut Riese in zweierlei Hinsicht Ratgeber sein. Zum einen können sie das Kind dabei unterstützen, sich über Berufe kundig zu machen. Die Bundesagentur für Arbeit etwa bietet auf mehreren Webseiten ausführliche Informationen zu Berufsfeldern, oft mit Videos anschaulich erklärt. Die Seiten Hochschulstart und Hochschulkompass informieren speziell über Studiengänge.
Zum anderen kennt kaum einer die Jugendlichen so gut wie die Eltern: "Wo liegen die Talente des Kindes, wo sind die Fähigkeiten im schulischen und privaten Bereich besonders ausgeprägt und wo geht das Herz auf, woran hat das Kind Freude?", so die Berufsberaterin.
Eltern sind auch Mutmacher. "Sie haben unbedingt die Aufgabe, emotional zu unterstützen", sagt Riese. "Sie bauen bei Rückschlägen auf, wenn es vielleicht eine Absage gegeben oder ein Praktikum nicht so gut geklappt hat."
Sie wirbt außerdem dafür, dass Eltern ihr Kind zu einer Berufsberatung begleiten. So bekommt das Kind nicht das Gefühl, die ganze Last der Entscheidung alleine tragen zu müssen. Stattdessen übernehmen Eltern und Jugendliche gemeinsam die Verantwortung bei der Berufsfindung, "der oder die Jugendliche idealerweise zu mindestens 51 Prozent", sagt Riese.
Eltern sollten ihren Kindern vor allem zuhören, sagt Katja von Glinowiecki. Dazu gehört es etwa, offene Fragen zu stellen und den Nachwuchs zu motivieren, mit Selbstvertrauen einen eigenen Weg zu finden. Die Orientierungscoachin plädiert außerdem dafür, gelassen zu bleiben. "Der Weg ist ja nicht zu Ende, auch wenn man noch mal wechselt. Man gewinnt Erfahrung."
Bei einer Null-Bock-auf-gar-nichts-Haltung könnten Eltern versuchen, Anreize zu geben, indem sie zum Beispiel aufzeigen: "Was bringt es dir, dich jetzt mit deiner Berufswahl zu beschäftigen? Du hast mehr Freiheiten, bist nicht mehr so abhängig von uns ..." Das Eingeständnis, noch gar keinen Plan zu haben, ist kein Drama und kann am Anfang der Überlegungen stehen. "Berufswahl kann auch Freude machen", ist Riese überzeugt.
Und wenn Kind und Eltern komplett entgegengesetzte Vorstellungen haben? "Eltern sollten immer überlegen: Gebe ich einen Rat oder projiziere ich meine eigenen Wünsche?", sagt von Glinowiecki. Auch über scheinbar unrealistische Jobwünsche solle man ins Gespräch kommen. "Unbedingt ernst nehmen", rät Sibylle Riese. Und dann weiterfragen: "Wie kommst du darauf?" Dann kann man gemeinsam die konkreten Job-Anforderungen recherchieren und prüfen, ob sie zum Kind passen.
Dritte können weiterhelfen und neue Perspektiven ins Spiel bringen. Das kann die Klassenlehrerin sein, ein Berufsberater vom Arbeitsamt, ein Coach oder Freunde, die das Kind gut kennen. Ein Blick von außen kann auch helfen, wenn Plan A nicht funktioniert. Denn wichtig ist auch: sich nicht auf einen ganz bestimmten Job zu fixieren. Berufsberaterin Riese spricht daher lieber von Berufsfeldern. "Ich versuche immer Mut zu machen: Du kannst dich auch mit ähnlichen Berufen anfreunden."
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