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Bunt statt Beige

"Mut zur Farbe" - Experten plädieren für ein buntes Leben

  • dpa

  • Fr, 11. Oktober 2024, 19:38 Uhr
    Panorama

     

Farbe kann mehr sein als ein optischer Hingucker. Experten raten dazu, im Alltag und Beruf mutige Farbtöne zu nutzen. Das entspricht auch dem derzeitigen Trend. Warum ist das so?

Bunte Kleidung soll man laut Farbpsych...hten - sondern auch mal selbst tragen.  | Foto: Jens Kalaene/ dpa
Bunte Kleidung soll man laut Farbpsychologen Axel Buether nicht nur auf dem Laufsteg betrachten - sondern auch mal selbst tragen. Foto: Jens Kalaene/ dpa

Ob in Mode, Inneneinrichtung oder bei Alltagsgegenständen - immer mehr Menschen greifen einer Trendanalystin zufolge wieder zu bunten Tönen. "Die Leute nutzen wieder mehr kräftige Farben, um Kontraste zu zeigen und Statements zu setzen", sagt Trendexpertin Gabriela Kaiser aus Landsberg. Dahinter sehe sie den Wunsch nach einem Gefühl von Optimismus, das angesichts der zahlreichen Krisen verblasst sei.

Besonders nach den Jahren, in denen soziale Medien wie Instagram das Monochrome - also das Einfarbige - in Mode gebracht haben, sehnen sich laut Kaiser viele Menschen wieder nach Abwechslung und Ausdruck durch Farbe. "Derzeit taucht gerade Rot - etwa in Form eines roten Stuhls oder Sessels - vermehrt auf Messen auf", sagt Kaiser. Rot stehe für Energie, Dynamik und Power und signalisiere: "Schaut her."

Warum sollten Menschen mehr Mut zur Farbe haben?

Der Farbpsychologe Axel Buether rät dazu, Farbe bewusst einzusetzen - sei es durch kleine Akzente wie eine farbige Tasche oder ein buntes Notizbuch. "Man wirkt dadurch einfach offener", erklärt er. Farbe könne nicht nur die eigene Stimmung heben, sondern auch signalisieren, dass man bereit ist, aus der Masse hervorzutreten und seine Persönlichkeit zu zeigen.

Er empfiehlt mehr "Mut zur Farbe". Seiner Aussage nach drücken Farben Lust am Leben aus, Vielfalt und Diversität. "Sie funktionieren auch als Ausdruck der Persönlichkeit. Sie können zeigen, dass man offen ist, kreativ und spontan", sagt Buether, der auch als Professor für visuelle Kommunikation an der Bergischen Universität Wuppertal arbeitet. Etwa 60 bis 70 Prozent unserer Gehirntätigkeit werden für die Farbwahrnehmung genutzt, so der Psychologe. "Die Farben der Welt beschäftigen uns also sehr."

Warum verzichten Menschen manchmal auf Farbe?

Buether zufolge kann es nie nur einen Trend geben - "außer vielleicht in Diktaturen". Und so gebe es auch Menschen, die lieber monochrom unterwegs seien: "Gerade in Krisenzeiten kann Furcht dazu führen, dass Menschen so wenig Einflüsse wie möglich um sich haben wollen." Sie denken, dass eine Reduktion von Farben die Welt einfacher und beherrschbarer mache. Manche Menschen greifen laut Buether auch aus Angst vor Fehlentscheidungen auf unauffällige Töne zurück. "Vor allem in der Arbeitswelt tarnen sie sich damit."

Wann sind die Autos in Deutschland farblos geworden?

Kleidung oder Accessoires können je nach Geschmack meist schnell ausgetauscht werden. Bei Autos ist das anders. Hierbei zeichnet sich farblich gesehen, ein eher blasser Trend ab: Bei Autofarben entscheiden sich Deutsche allerdings häufig für einen farblosen Lack. Das zeigt eine Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes.

Bis einschließlich Juli waren rund 33 Prozent, also etwa 566.000 der neu zugelassenen Wagen in diesem Jahr grau. Darauf folgen schwarze Autos mit rund 26 Prozent und weiße Autos mit 20 Prozent. Erst weit dahinter taucht mit 8,7 Prozent die erste buntere Farbe auf: blau. Knapp 5 Prozent der Neuzulassungen waren rot und nicht einmal 3 Prozent waren grün.

"Autos haben sich seit den 2000ern weltweit weitgehend entfärbt", sagt Buether. "Früher war das anders, das sieht man noch an den Oldtimern." Autos seien mittlerweile für viele weniger ein Luxusgegenstand, mit dem sich eingehend auseinandergesetzt werde. "Vielmehr sind sie rein technische Nutzgegenstände, von denen sich die Menschen entfremdet haben."

In anderen Bereichen lasse sich Farbenfreude aber noch beobachten, beispielsweise bei Fahrrädern. Damit werde Individualismus ausgedrückt und der Spaß an der Bewegung. "Generell kann man Leidenschaft an mehr Farbe erkennen, Nüchternheit zeichnet sich eher durch monochrome Farbe aus", so Buether.

Was ist die Lieblingsfarbe der Deutschen?

Die Lieblingsfarbe der Deutschen sei Blau - "das zeigen immer wieder Umfragen", sagt Buether - und ergänzt, dass dies nicht erst so sei, seitdem sich mehrere rechte Parteien die Farbe zu eigen gemacht haben. Denn Blau stehe für Offenheit und sei sehr positiv konnotiert. "Das bedeutet aber nicht, dass sich die Deutschen alles in Blau kaufen oder ihre Wände blau streichen."

Ressort: Panorama

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