Mit Stil hinab zum Ziel
Evangelina Warich aus Hartheim startet bei der Fallschirm-WM in Dubai / Absprung geschafft.
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FALLSCHIRMSPRINGEN. Die 22-jährige Hartheimerin Evangelina Warich reist am heutigen Mittwoch als Medaillenaspirantin zu der Fallschirm-Weltmeisterschaft in Dubai. Mit Platz zwei in den Disziplinen "Stil" und "Ziel" bei der italienischen Meisterschaft in Pisa im Oktober qualifizierte sich die junge Sportsoldatin endgültig für das Turnier.
Zum Fallschirmsport kam Evangelina Warich mit 14 Jahren bei ihrem ersten Tandemsprung. "Meine Eltern schenkten ihn mir als Belohnung für eine gute Note. Von diesem Moment an wusste ich: Das will ich machen", erinnert sich die heute 22-Jährige lachend zurück. Mit 16 erwarb sie ihre Sprung-, mit 18 schließlich die Ausbilder-Lizenz und wurde so zur jüngsten Ausbilderin Deutschlands. 2009 schnupperte Warich bei der deutschen Meisterschaft in Saarlouis dann erstmals Wettkampfluft – und wollte mehr.
Ursprünglich kommt die begeisterte Basketballerin vom Formationsspringen, wo sie bereits 2010 mit ihrem Privatteam deutsche Meisterin wurde. Seit 2011 geht sie für die Bundeswehr-Sportfördergruppe in den Disziplinen "Ziel" und "Stil" auf Medaillenjagd. Gleich bei ihrer ersten deutschen Meisterschaft holte sie in beiden Disziplinen je eine Silbermedaille sowie Gold in der Kombination. Rückblickend wertet die in Bad Säckingen geborene Sportsoldatin die Qualifikation zur bevorstehenden WM jedoch als ihren bisher größten Erfolg. "Eine Medaille wäre da natürlich ein weiteres Highlight." Inzwischen hat die Sportsoldatin über 1300 Sprünge absolviert. "Nach so langer Zeit ist das Routine", erzählt die junge Athletin. "Anspannung verspüre ich schon noch – aber nur hinsichtlich der Leistung im Wettkampf."
Auch aus diesem Grund hat Warich eine Reihe fester Rituale, die sie vor einem Wettkampfsprung abhält: "Kurz bevor ich ins Flugzeug steige, lege ich mich auf den Boden, höre ruhige Musik ohne Text und gehe den Sprung in Gedanken durch." Einmal habe sie bereits einen annähernd perfekten Sprung geschafft – diesen halte sie sich dann immer vor Augen. "Direkt vor dem Absprung atme ich dann drei Mal tief ein und aus", erklärt die Hartheimerin und ergänzt: "Beim Zielspringen gebe ich mir kurz vor der Landung selbst laut Befehle. Das hilft mir, mich auf die Abläufe zu konzentrieren."
Ihre bevorzugte Disziplin sei das Stilspringen. Hier muss der Springer bei noch ungeöffnetem Schirm ein vorgeschriebenes Programm aus Drehungen und Salti in möglichst kurzer Zeit präzise ausführen. Anspruchsvoller sei jedoch das Zielspringen, bei dem es einen Punkt von der Größe einer 20-Cent-Münze am Boden anzufliegen und mit der Ferse zu berühren gilt. "Thermik, Wind und auch die Psyche spielen da eine große Rolle", weiß die 22-Jährige aus eigener Erfahrung. "Eine plötzliche Böe in Bodennähe kann einem da schon alles zunichtemachen." Umso wichtiger sei es, das Verhalten des Schirms richtig zu deuten. "Beim Flug musst du dich blind auf dein Gefühl verlassen können. Bevor der Schirm reagiert, musst du schon beim nächsten Schritt sein."
Auch nach der WM möchte die Athletin ihr Können unter Beweis stellen. 2015 findet in Südkorea die Militärolympiade statt – das große Ziel der jungen Unteroffizierin. "Da eine Medaille zu holen, wäre so ziemlich die Krönung meiner Laufbahn." Was danach kommt, wisse sie noch nicht. "Ich habe mich bis 2016 verpflichtet. Es kann sein, dass ich dem Wettkampfsport danach den Rücken kehre", so die junge Springerin. "Aber ich bin kein Mensch, der sein Leben heute schon so weit vorausplant." Ferner würde sie sich zukünftig gerne im Base-Jumping (Sprünge von Gebäuden, Brücken, Anm. d. Red.) versuchen, ergänzt jedoch lachend: "Meinen Eltern zuliebe lasse ich das aber lieber."
Ihr Sport führte Warich bereits quer durch Europa, nach Russland, Thailand und in die USA. "Ich habe, wie ich finde, den besten Job überhaupt", schwärmt sie. "Ich darf jeden Tag das machen, was mir am meisten Spaß macht, besuche viele tolle Orte und werde dafür bezahlt." Den Fallschirmsport einmal völlig zu entsagen, könne sie sich auch nach ihrer aktiven Karriere nicht vorstellen.
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