Mehr Schutz für die Tiere dieser Welt

Regierungsvertreter stellen 142 Tier- und 20 Pflanzenarten unter Abkommen / Afrikanische Länder kritisieren Handelsverbote.  

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Der Leopard zählt zu einer der 142 Tierarten, die die Vertreter von Cites auf die Schutzliste gestellt haben. Foto: Nico Smit

JOHANNESBURG. Die elftägige Artenschutzkonferenz im schweizerischen Genf ist zu Ende gegangen. 142 Tier- und 20 Pflanzenarten stehen nun unter besserem Schutz. Regierungsvertreter und Artenschützer aus 183 Nationen des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) haben das beschlossen. Dazu gehören Reptilien, Fische und Baumarten, aber auch Säugetiere. Außerdem schmetterten sie sämtliche Anträge, das Handelsverbot für Elfenbein und Nashörner aufzuweichen, ab.

"Insgesamt gelang es in Genf, das Augenmerk auch auf weniger charismatische, unbekanntere Arten zu legen, die jedoch für ihr Ökosystem genauso wichtig sind", bescheinigt der Experte der Naturschutzorganisation WWF, Arnulf Köhncke. Ein Beispiel dafür sei die nun besser geschützte Seegurke in den Weltmeeren, die helfe, die Klimawandel bedingte Versauerung der Ozeane zu bekämpfen.

Auch wurde der Handel mit 18 zusätzlichen Hai- und Rochenarten erschwert. So werden die wegen ihrer Flossen in Asien begehrten Makohaie und Gitarrenrochen besser geschützt. Damit dürfen die Arten nur noch gefischt werden, wenn ihr Überleben dadurch nicht gefährdet ist. Auch einige Aale und Seepferdchen zählen zu den nun besser geschützten Meeresbewohnern.

Der Handel mit diversen Arten von Geckos, Agamen, Spinnen und anderen exotischen Kleintieren, die in Europa gern als Haustiere gehalten werden, wird nun nach den Beschlüssen der Konferenz überwacht oder verboten. Die meisten Tiere sind in ihren Heimatländern vom Aussterben bedroht, aber der Handel war bislang kaum reguliert. Einmal aus dem Land geschmuggelt, konnten sie frei verkauft werden.

Vor einem Schritt schreckten die Delegierten auf der Artenschutzkonferenz dann aber doch zurück. Das vor Tausenden von Jahren ausgestorbene Mammut kommt nicht auf die Liste der zu schützenden Arten. Deren Überreste tauchen durch die Erderwärmung gerade in Sibirien immer häufiger aus dem schmelzenden Eis auf. Israel hatte die Listung beantragt mit dem Argument, Schmuggler könnten illegal beschafftes Elfenbein von Elefanten als nicht regulierte Mammut-Stoßzähne ausgeben, scheiterte aber mit dem Antrag. Die Konferenz zögerte laut Daniela Freyer von der Organisation Pro Wildlife auf Druck Russlands. Stattdessen wird das Problem nun erstmal näher untersucht.

Mehrere Regierungen im südlichen Afrika sind über die Entscheidungen dermaßen erbost, dass sie aus der 1973 gegründeten Cites austreten wollen. Das könnte der Allianz den Todesstoß versetzen. Schließlich leben im Süden Afrikas die meisten der akut bedrohten großen Säugetierarten: 70 Prozent aller Elefanten, fast 100 Prozent aller Nashörner und ein Großteil der Giraffen. Südafrika, Namibia, Botswana, Sambia und Simbabwe unterhalten die wichtigsten Reservate des Kontinents.

Die Verstimmung der Südafrikaner hängt auch mit ihren Erfolgen im Tierschutz zusammen. Sie versuchten durchzusetzen, dass sie ihre riesigen Elfenbeinvorräte verkaufen und damit Millionen an Euro einnehmen können. So wollten sie ihre teuren Schutzmaßnahmen für die Tiere finanzieren. Wenn Cites dafür kein Verständnis zeige und ihre Anstrengungen weiter erschwere, mache ein Verbleib in der Organisation keinen Sinn, drohte Namibias Umweltminister Pohamba Shifeta.

Dass die ehemaligen Kolonialherren ein totales Handelsverbot für Elfenbein und Nashörner verlangen, trägt zur Verstimmung noch bei. Erst hätten sie zuhause alle wilden Tiere umgebracht, um dann anderen vorzuschreiben, wie sie die ihren schützen sollen, erboste sich Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa.

Natürlich geht es den Europäern nicht eigentlich um die Elfenbeinbestände der Afrikaner, die zumeist von gestorbenen Tieren stammen. Sie wollen vielmehr verhindern, dass durch das Aufweichen des Handelsbanns auch der Schmuggel auflebt. Ihr Ziel ist es, die abstruse Nachfrage nach Elfenbein und Nashorn ein für allemal zu stoppen. Ein sowohl lobenswerter wie notwendiger Vorsatz.

Und doch: Solange die Lieferanten für den Welthandel nicht dabei sind, werden alle Bemühungen der Tierschützer zum Scheitern verurteilt sein. Mit ihren guten Beziehungen nach Fernost werden die Süd-Afrikanern stets einen Absatzmarkt finden.
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