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Manche Einbrüche sind vermeidbar: Tipps von der Polizei zum bestmöglichen Schutz

Die Angst vor Wohnungseinbrüchen steckt vielen Menschen im Hinterkopf. Betroffene leiden finanziell und psychisch. Kriminalhauptkommissar Frank Erny von der Polizei Freiburg gibt Tipps für den richtigen Schutz.  

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Besonders Hinweise von aufmerksamen Nachbarn können Einbrüche stoppen.  | Foto: Siliva Marks (dpa)
Besonders Hinweise von aufmerksamen Nachbarn können Einbrüche stoppen. Foto: Siliva Marks (dpa)

BZ: Vor einem Einbruch in den eigenen vier Wänden haben viele Menschen Angst. Gibt es heute mehr Einbrüche als noch vor zehn Jahren?

Es gibt heute weniger Einbrüche als noch vor zehn Jahren. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen wir in der Spitze wöchentlich 40 oder sogar 50 Einbrüche und Einbruchsversuche im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums hatten. Davon sind wir derzeit erfreulicherweise weit entfernt. In der Zeit der Corona-Beschränkungen sind die Einbruchszahlen wesentlich zurückgegangen. Im Jahr 2019 wurden noch 931 Fälle von Wohnungseinbruchsdiebstahl bei uns erfasst. Im Jahr 2020 fiel die Fallanzahl um 54,9 Prozent auf 420 Fälle, 2021 waren es dann nochmals weniger. Seit 2022 steigen die Zahlen jedoch wieder, sodass wir 2023 wieder bei 665 Wohnungseinbruchsdiebstählen waren. Wir nähern uns also den Zahlen vor Corona.

BZ: Und wie viele dieser Fälle wurden aufgeklärt?

Dinge, die früher für die Täter lohnend waren, wie etwas Laptops, Computer und Fernseher, sind heute nicht mehr viel Wert.

Die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen liegt bei 15 bis 20 Prozent. Sie ist generell nicht so hoch, wie die Aufklärungsquoten bei anderen Delikten, bei denen ein Opfer- und Täter-Bezug vorliegt. Das liegt tatsächlich daran, dass die Einbrecher nur wenige Minuten für ihre Tat brauchen, häufig keine verwertbaren Spuren hinterlassen und dann unerkannt entkommen. Das macht Ermittlungen schwierig. Daher ist es uns als Polizei wichtig, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Wir möchten, dass sich die Menschen so gut wie möglich selbst schützen und wir helfen durch unsere Beratung dabei.

BZ: Was ist der Grund dafür, dass es weniger Einbrüche gibt als früher?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Während der Corona-Pandemie waren die Menschen viel zu Hause und reisen war nicht möglich. Einbrecher hatten viel weniger Gelegenheiten. Mittlerweile bleiben knapp 50 Prozent der Einbrüche im Versuchsstadium stecken. Die Täter geben auf, weil immer mehr Wohnungen und Häuser besser gesichert sind. In den vergangenen Jahren hat sich aber auch sonst viel verändert, denn Dinge, die früher für die Täter lohnend waren, wie etwas Laptops, Computer, Fernseher und andere digitale Geräte, sind heute nach dem Gebrauch nicht mehr viel Wert. Es gibt dafür kaum mehr einen Markt. Digitale Geräte hinterlassen auch eine Spur und können nachverfolgt werden. Zumeist werden heute Bargeld und Schmuck gestohlen. Doch auch davon hat man weniger Zuhause, denn viel mehr Menschen zahlen mittlerweile mit EC- oder Kreditkarte. Einbrüche werden zunehmend unattraktiver, das hoffen wir als Polizei natürlich.

BZ: Wer sind bei Einbrüchen die Täter?

Das wichtigste ist, dass man Fenster und Türen hat, die mechanisch gut gesichert sind.

Man kann klar zwei Gruppen unterscheiden: Die lokalen Täter, die von hier stammen und dort handelt es sich um Beschaffungskriminalität. Die meisten Taten gehen jedoch auf das Konto von professionellen Tätern, die ihre Einbrüche organisieren und reisen. Sie stammen häufig aus dem europäischen Ausland, ein Schwerpunkt ist Osteuropa.

Kriminalhauptkommisar Frank Erny  | Foto: PP Freiburg
Kriminalhauptkommisar Frank Erny Foto: PP Freiburg

BZ: Wie kann man sich am besten vor einem Einbruch schützen?

Es ist egal, ob man in einer Wohnung oder einem Haus lebt, das wichtigste ist, dass man Fenster und Türen hat, die mechanisch gut gesichert sind. Viele Menschen legen sich Kameras als Schutz zu, doch die sind meistens nicht so abschreckend, wie man sich das denkt. Ich habe schon Szenen von einer Überwachungskamera gesehen, bei denen der Täter in die Kamera winkt und fröhlich weiter stiehlt. Wenn wir als Polizei kein Vergleichsmaterial haben, dann helfen Kameraaufnahmen bei der Ermittlung nicht. Die besten Hilfsmittel sind wirklich mechanische Sicherungen und zusätzlich eine Einbruchsmeldeanlage. Ein Vergleich: Normale Fenster können innerhalb von zehn Sekunden geöffnet werden. Wenn man aber eine Sicherung hat, also mit zusätzlichem Schloss oder Beschlag, kann das Knacken schon mal 20 bis 30 Minuten dauern und dann gibt der Täter auf. Denn durchschnittlich nimmt sich ein Täter nur zwei bis drei Minuten Zeit, um einzusteigen. Ansonsten ist das Risiko für ihn zu groß. Ein Hilfsmittel kann auch eine Zeitschaltuhr für das Licht sein. So kann man vermeintliche Anwesenheit signalisieren, daher sollte man bei einer längeren Abwesenheit auch die Rollläden nicht schließen. Besser ist es, wenn man so eine Zeitschaltuhr im Obergeschoss installiert, damit man von außen nicht beurteilen kann, ob wirklich jemand da ist oder nicht. Täter entscheiden oftmals spontan, wo sie einsteigen und sie wollen niemanden antreffen.

Wir als Polizei bieten kostenlose Beratungen vor Ort an.

BZ: Wo kann man solche Sicherungen kaufen?

Man sollte sich darüber bewusst werden, wo in der Wohnung oder dem Haus die Schwachstellen liegen. Daher bieten wir als Polizei kostenlose Beratungen vor Ort an. Wir zeigen aus der Erfahrung heraus, wo die Schwachstellen liegen. Und wir geben Tipps, was man tun kann und können eine sogenannte Errichterliste herausgeben, auf der vom Landeskriminalamt zertifizierte Schreiner, Schlosser, Fensterbauer und Schlüsseldienste stehen, die zertifizierte Sicherungsprodukte verkaufen beziehungsweise verbauen.

BZ: Spielt auch die Achtsamkeit von Nachbarn bei der Verhinderung von Einbrüchen eine Rolle?

Auf jeden Fall sind Hinweise von Nachbarn sehr wichtig. Wenn ich so darüber nachdenke, dann erwischen wir Täter zumeist dann vor Ort, wenn aufmerksame Nachbarn die Polizei gerufen haben. Es ist immer gut, wenn man Vertrauen zu seinen Nachbarn hat und Bescheid gibt, wenn man eine Zeitlang nicht zu Hause ist und fragt, ob sie den Briefkasten leeren können.

Tag des Einbruchsschutzes

Am Montag, 28. Oktober zwischen 14 und 19 Uhr hat das Polizeipräsidium Freiburg eine Telefon-Hotline unter: 07641/582-300 eingerichtet, bei der man sich von Spezialisten der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle informieren kann. Die reguläre Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle ist unter: 0761/29608-25 oder [email protected] zu erreichen.


niwi

BZ: Wenn man in einem Mehrfamilienhaus lebt, wo ist das Risiko für einen Einbruch höher: im Erdgeschoss oder oben?

Die meisten Einbrüche finden zwischen Oktober und Dezember statt, mit der Umstellung auf die Winterzeit.

Es ist anders als die meisten Menschen denken, denn gerade in den oberen Stockwerken ist das Risiko höher. Den Tätern ist der Fluchtgedanke zumeist weniger wichtig als der Einstiegsgedanke. Oben ist es wahrscheinlicher, dass weniger Menschen den Einbruch bemerken, denn dort gehen ja nur diejenigen hin, die dort wohnen. Im Untergeschoss ist mehr los. Ähnlich ist es bei Einfamilienhäusern. Die, die in einer Sackgasse liegen, sind ein viel beliebteres Ziel für Einbrecher als die an einer belebten Straße. Zudem sind Orte für Täter attraktiver, die eine gute Verkehrsanbindung zur Autobahn haben. Es wird mehr entlang der A5 eingebrochen als in abgelegenen Orten im Schwarzwald. Aber trotzdem wird auf dem Land ebenso viel oder wenig eingebrochen wie in der Stadt, die Zahlen sind relativ ausgeglichen.

BZ: Gibt es bei Einbrüchen einen signifikanten Unterschied zwischen Sommer, Herbst und Winter?

Ja, absolut. Im Herbst und Winter haben Täter optimalere Bedingungen. Denn je nach Jahreszeit wird zumeist zwischen 17 und 20 Uhr eingebrochen. Dann fängt es an zu dämmern oder es ist schon dunkel. Man kann die Täter nicht sehen, aber sie sehen, ob jemand zu Hause ist oder nicht. Die meisten Einbrüche finden zwischen Oktober und Dezember statt, mit der Umstellung auf die Winterzeit.

BZ: Was macht ein Einbruch mit dem Sicherheitsgefühl der Betroffenen?

Das ist zwar sehr unterschiedlich, je nach Art des Einbruchs und Mensch. Aber die allermeisten sind extrem betroffen. Sie wollen am liebsten nicht mehr in den eigenen vier Wänden leben. Das trifft auch auf Menschen zu, die sich vorher dachten, dass so etwas ihnen nichts ausmachen würde. So eine Situation hat man eben vorher noch nie erlebt. Bei manchen Menschen ist danach ein normales Leben nicht mehr denkbar. Noch schlimmer ist es für Menschen, wenn sie den oder die Täter beim Einbruch antreffen. Generell gilt: Wenn man Einbruchsgeräusche hört, nicht zu dem Geräusch hinlaufen, sondern Kontakt vermeiden, sich laut bemerkbar machen und rufen: "Wer ist da? Ich rufe die Polizei!" Und uns auch wirklich anrufen. Die Täter verschwinden dann oft schnell, weil sie nicht gesehen werden wollen. Am besten keinen Widerstand leisten, sollte man sie doch treffen und alles herausgeben, was die Täter wollen.

Frank Erny (57), Kriminalhauptkommissar beim Polizeipräsidium Freiburg und dort unter anderem für die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle zuständig. Er hält regelmäßig Vorträge zum Thema Einbruchsdiebstahl und bietet auch eine Beratung vor Ort an.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 25. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

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