Leserbrief: Igelpflege braucht umfangreiches Wissen

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IGELPFLEGESTELLE MINSELN
Zu: "Igel können richtige Schweine sein" (BZ vom 1. März):
Tatsächlich waren wir beim Lesen des Artikels über die Igelpflegestelle in Minseln etwas erstaunt, dass es keine anderen Stationen/Stellen geben soll, da es schon seit weit über zehn Jahren diverse Stationen im Umland, meist angeschlossen an Tierschutzvereine, gibt: die Station vom TSV Markgräflerland, eine private Stelle in Waldshut, zwei Stationen in Freiburg und den Schindlerhof in Rheinfelden, der TSV in Scherzingen, außerdem den TSV Hauingen. Einige Tierärzte versorgen selbst und es gibt noch einige wenige Kleinstellen. Lediglich eine sehr versierte Stelle des TSV Weil hat leider Anfang 2025 aufgehört, weshalb der Verein aktuell neue Stellen sucht und ausbilden wird, und der TSV Hauingen baut aktuell um.

Außerdem hätten wir uns mehr Hintergrundinformationen zu den Gesetzen und dem nötigen Know-how gewünscht. Es ist grundsätzlich nicht einfach so erlaubt, Igel aufzunehmen, und es gibt nicht nur diesen "netten" Teil der Arbeit. Igel haben hohe Ansprüche an Unterbringung und Nahrung. Es gibt Auflagen, zum Beispiel eine umfangreiche Dokumentation, Eingänge, Ausgänge und Pflegeprotokolle mit Grund (auch Todesfälle).

Wildtiere zeigen bei schlechtem Zustand außerdem wenig spezifische Symptome an und sind in der Regel schwerstmedizinische Notfälle, wenn sie wirklich aufgenommen werden müssen. Es muss jedoch nicht jedes Tier immer gleich aufgenommen werden. Das bedeutet, dass deren Pflege nicht jeder einfach übernehmen darf oder kann. Wildtierpflege geht weit über "niedlich, satt und sauber" hinaus. Man benötigt ein umfangreiches, medizinisches Wissen, welches man ohne einschlägige Vorkenntnisse in der Regel nicht hat und sich auch nicht kurz mal anlesen kann. Nicht nur in Bezug auf die Tiere, sondern auch in Bezug auf Medikamente, Wundversorgung, korrekter Desinfektion (auch und vor allem von Flächen und Geräten), Isolation, Zoonosen/ Krankheit und mehr.

Spätestens, als die schnell gewachsene Station in Lörrach vom Veterinäramt geräumt werden musste, zeigte sich, wie gefährlich es sein kann, wenn in einer Einrichtung aufgrund von niedlichen Namen und Geschichten nie nach Sachkunde gefragt wird. Im damaligen Fall haben auch soziale Medien eine große Rolle gespielt. Nach der Beschlagnahmung in Lörrach wurden die Tiere unter dem TSV Weil, dem TSV Hauingen und dem Schindlerhof aufgeteilt. Viele von ihnen waren in einem grauenhaften Zustand. Damals berichtete auch die Zeitung.

Es wäre daher schön, wenn differenzierter über die nötigen Vorraussetzungen berichtet würde. Andernfalls gibt es am Ende wieder Pop-up-Wildtierpfleger, die leider oft zu einer hohen Zahl an Ausfällen und Leid führen. Das betrifft nicht nur Igel, sondern auch Wildvögel und andere kleine Wildtiere gleichermaßen. Es reicht nicht aus, es gut zu meinen, wenn es um Lebewesen geht, das sollte man unbedingt vermitteln – den Tieren zuliebe.
Kathrin Schindler (Schindlerhof Beuggen), Claudia Wößner (TSV Säckingen), Anja Roth (TSV Markgräflerland) undInes Brunner (Pflegestelle)
Schlagworte: Ines Brunner, Anja Roth, Claudia Wößner
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