Leserbrief: Auch Biomethan ist eine Sackgasse
Martin Lohrmann (Bad Säckingen)
Mi, 26. Juni 2024
Bad Säckingen
Wenn dem fossilen Erdgas, das in den Blockheizkraftwerken verbrannt wird, finanziell die Schäden zugerechnet würden, die wir durch Wetterextreme wie Hochwasser, Dürre, Hitze und Stürme erleben – bei uns noch moderat, in anderen Ländern weit schlimmer – dann würden auch in Bad Säckingen trotz technisch bestens funktionierender Blockheizkraftwerke Strom und Fernwärme nicht mehr mit Erdgas erzeugt. Auch die Umstellung auf Biomethan, das überwiegend aus Energie von Feldflächen erzeugt wird, wäre eine Sackgasse.
Die Fachleute sind sich einig, dass wir die Ackerböden im klimatisch moderaten Mitteleuropa schon bald wieder vollständig für die Getreideproduktion benötigen, um im Zuge der Klimakrise wegbrechende Anbauflächen in anderen Erdregionen zu kompensieren. Die Vorhaltung der Blockheizkraftwerke für einen späteren Betrieb mit Wasserstoff wäre ebenfalls eine rein spekulative und derzeit wohl nicht bezahlbare Alternative. Soweit wir für den Betrieb von Strom-Residualkraftwerken zum Ausgleich einer fluktuierenden Stromerzeugung aus Solar- und Windkraft jetzt noch auf erdgasbetriebene Gaskraftwerke setzen, ist dies eine stromseitig bedingte Übergangslösung, aber keine Hauptwärmequelle für eine investiv sehr teure und deshalb immer langfristig angelegte Fernwärmeplanung.
Woher also soll die Fernwärme, deren Ausbau in allen kommunalen Wärmeplanungen auftaucht, kommen? Sie wird, sofern sie sich nicht aus industrieller Abwärme oder Wärme aus der Tiefengeothermie speist, ebenfalls von der Wärmepumpe kommen! Die Wärmepumpe ist nun eben jene Technologie, die uns für die Nutzwärmegewinnung aus überall gegebener Umgebungswärme (Erde, Wasser, Luft) zur Verfügung steht.
Bad Säckingen war vor vielen Jahren mit der Hinwendung zur Strom- und Wärmeerzeugung mit Erdgas-BHKW und Verwertung der KWK-Wärme als Fernwärme unter den Kleinstädten einmal ein Vorreiter bei der energieeffizienten Nutzung von Erdgas. Anstatt nun aber am Alten festzuhalten ist wie vormals wieder Pioniergeist gefragt, um unsere Energiebedürfnisse auf eine neue, tatsächlich umwelt- und menschenfreundliche Weise zu befriedigen.
Martin Lohrmann, Bad Säckingen
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