Legendärer Dreimaster entdeckt
Vor 107 Jahren verschwundene "Endurance" von Shackleton wurde in 3000 Metern Tiefe gefunden – und ist in erstaunlichem Zustand.
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. Für britische Wissenschaftler und Historiker hat sich diese Woche ein Traum erfüllt. In den eisigen Wassern der Antarktis ist man auf ein Schiff gestoßen, das vor 107 Jahren im Packeis vor der Nordküste des "weißen Kontinents" verschwand.
Nach dem Untergang des Schiffes 1915 hatte Shackleton noch im Schatten seines britischen Landsmanns Robert Falcon Scott gestanden, der kurz zuvor im dramatischen Wettlauf zum Südpol dem Norweger Roald Amundsen knapp unterlag und dann mit seiner Mannschaft in Schnee und Eis unterging.
Dabei hätte Shackleton selbst, noch vor Amundsen, der erste Mensch am Südpol sein können. Bei einer früheren Expedition, im Jahr 1909, kam er dem Pol bis auf 150 Kilometer nahe. Weil er wusste, dass seinen Leuten der Proviant für den Rückmarsch nicht ausreichen würde, brach er die Expedition aber, in realistischer Einschätzung seiner Grenzen, ab.
Erst sehr viele Jahre später, als Nationalstolz nicht mehr alles war, begann man Shackleton und seiner damaligen Umsicht mehr Beachtung zu schenken. Tatsächlich war die Geschichte der "Endurance" die Geschichte einer geradezu unglaublichen Rettungsaktion.
Geplant hatte Shackleton bei der "Endurance"-Expedition, die er im August 1914 startete, einen neuen Rekord – die erste Überquerung der Antarktis. Das Schiff geriet aber schnell in Schwierigkeiten und fand sich, vor der Nordküste der Antarktis, vom Packeis eingeschlossen.
Von Januar bis Oktober 1915 saßen die 28 Expeditionsteilnehmer mit ihrem Segler fest. Sie richteten sich auf dem Eis nahe dem Schiff ein Camp ein und hofften auf Tauwetter. Das aber kam nicht. Stattdessen verschlang das Packeis letztendlich die "Endurance" und zog sie die Tiefe. Wo sie seither, offenbar weitgehend unversehrt, auf dem Meeresgrund liegt.
Nach dem Untergang ihres Schiffs lebten Shackleton und seine Männer monatelang in Zelten auf einer riesigen Eisscholle. Als die Scholle in Stücke brach, blieb ihnen nichts anderes übrig, als in die drei geretteten Begleitboote zu springen. Durch tosende Stürme segelten und ruderten sie zu einer kleinen unbewohnten Insel namens Elephant Island. Dort setzte Shackleton den Großteil der Mannschaft ab.
Immerhin gab es auf Elephant Island Robben, Pinguine und See-Elefanten, von denen man sich ernähren konnte. Eine kleine Gruppe von sechs Personen unter Shackletons Führung schlug sich in einem Boot ins mehr als 1000 Kilometer entfernten South Georgia durch. Zuletzt musste er mit zwei Begleitern praktisch ohne Ausrüstung über Gebirgszüge von South Georgia klettern, um Stromness, eine Ansiedlung von Walfängern, zu erreichen.
Vollkommen am Ende ihrer Kräfte, waren die Ankömmlinge nun in der Lage, Hilfe für die anderen Mitglieder der Expedition zu organisieren und die drei auf der South-Georgia-Landestelle verbliebenen ebenso wie die 22 in Elephant Island abgesetzten Männer holen zu lassen. Einen "Willen ohnegleichen" habe Ernest Shackleton bewiesen, um sich und seine Mannschaft vor einem eisigen Tod zu retten, bescheinigten ihm die Chronisten jener Zeit.
Als Shackleton bei einer letzten Antarktis-Expedition Anfang 1922 einem Herzinfarkt zum Opfer fiel, und das ausgerechnet bei einem erneuten Aufenthalt auf South Georgia, bat seine Frau darum, dass er dort seine letzte Ruhestätte finden sollte. Mit dem Tod Shackletons sei damals die "Heldenära der Antarktis-Erforschung" zu Ende gegangen, schloss man im Vereinigten Königreich.
Die Erinnerung an jene Ära dürfte nun freilich der Fund der Endurance neu beflügeln, glauben die Forscher, die dem Schiff mit modernster Technologie und hochentwickelten U-Booten, aber auch den sehr präzisen Positionsangaben des Endurance-Kapitäns Frank Worsley auf die Spur kamen.
"Es geht ja nicht nur um die Vergangenheit", meint Forschungsleiter Bound. Auch jüngeren Generationen könne die Geschichte der Endurance als "Inspiration" dienen, was Pioniergeist und Mut betreffe – und Zusammenhalt.
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