Kanada
"Last Christmas" im traurigsten und rührendsten Sinne
Ein krebskranker kanadischer Junge wird Weihnachten wohl nicht mehr erleben. Nun hat seine Heimatgemeinde das Fest einfach vorverlegt. Aus St. George berichtet Gerd Braune.
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ST. GEORGE. Lichterketten, Christbäume, Weihnachtsmänner – und das im Oktober. Die kanadische Kleinstadt St. George, ein Städtchen 100 Kilometer westlich von Toronto, hat in diesem Jahr das Weihnachtsfest vorverlegt. Dafür gibt es einen bewegenden Grund: Mit dem Lichterglanz wollen die Bewohner einem schwerkranken kleinen Jungen eine Freude bereiten, der das Weihnachtsfest im Dezember vielleicht nicht mehr erleben wird.
Die 31-jährige Nicole, alleinerziehende Mutter von drei Jungen, folgte dem Rat der Ärzte. Um ihrem Sohn eine Freude zu bereiten, stellte sie vor dem Haus einen Weihnachtsmann auf und brachte ein paar Lichterketten an. Einige Nachbarn schlossen sich an. Eine wahre Lawine an Unterstützung löste dann Nicoles Cousine Shelly Wellwood aus, als sie auf ihrer Facebook-Seite von der Diagnose der Ärzte berichtete, und dass ein frühzeitiges Weihnachtsfest nochmals Glanz in das Leben des Jungen bringen könnte.
Die ganze Gemeinde reagierte. Immer mehr der 3000 Einwohner von St. George beschlossen, ihre Häuser weihnachtlich zu schmücken. Lichterketten wurden angebracht und Weihnachtsbäume in die Vorgärten gestellt. "All die Unterstützung und Liebe, es ist überwältigend", sagt Nicole Wellwood über das Engagement der Bürger. "Wir haben nicht erwartet, dass es so groß wird."
Beim Lichterschmuck wollten es die Bürger nicht belassen. Spontan wurde für den heutigen Samstag die traditionelle "Santa Claus Parade" organisiert, eine Mischung aus Weihnachtsfeier und Straßenfest. In kurzer Zeit war der Paradezug mit 25 Wagen zusammengestellt und wird direkt an Evans Haus vorbeiführen.
Aber wie erklärt Nicole Wellwood ihrem Sohn den vorzeitigen Weihnachtsglanz? "Ich sage ihm, dass das die Gemeinde macht, weil alle ihn lieben." Auch Geschenke wurden gesammelt. Und weil bereits nach ein paar Tagen mehr Geschenke im Rathaus abgegeben wurden, als die Familie überhaupt annehmen kann, soll ein Teil einem Kinderkrankenhaus gespendet werden. Cousine Shelly startete zudem eine Spendenaktion, um Nicole zu unterstützen und die Ausbildung von Logan und Tyson zu finanzieren. "Das Geld wird direkt an Nikki fließen, um Lebenshaltungskosten für sich und die Jungen zu decken", sagt Shelly. Bis Freitag waren auf dem Konto mehr als 19 000 Dollar eingegangen.
Bürgermeister Ron Eddy wird am Samstag bei der Weihnachtsparade dabei sein. "Evan wird das Glück des Fests erleben und sein wahrscheinlich letztes Weihnachtsfest genießen", sagt der Bürgermeister mit bewegter Stimme.
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