Baden-Württemberg

Kultusministerin verärgert über "Gerüchteküche" zur Realschule

Im Land gibt es einen Streit zwischen der Kultusministerin Theresa Schopper und den Lehrerverbänden über die Zukunft der Realschulen.  

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Werden die Schüler überfordert?  | Foto: Philipp von Ditfurth (dpa)
Werden die Schüler überfordert? Foto: Philipp von Ditfurth (dpa)
Nach 25 Minuten Lob für die Arbeit der Realschule wird deutlich, dass Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) nicht nur loben, sondern auch Zähne zeigen kann. Der Anlass für den Unmut der Ministerin ist die bei den Lehrerverbänden kochende Debatte über die Zusammenlegung der Referate Realschule und Gemeinschaftsschule im Kultusministerium. Angehörige des Ministeriums seien dabei namentlich und öffentlich ins Visier von Kritik oder Mutmaßungen geraten, so Schopper. Auf dem online abgehaltenen Realschultag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) sagte die verärgerte Ministerin: "Dass diese in den Zeitungen ihren Namen lesen müssen, da sind Grenzen überschritten".

Als politisch Verantwortliche stelle sie sich jederzeit der Kritik, aber "so etwas hat mich geärgert". Die Debatte der vergangenen Wochen nennt sie eine "brodelnde Gerüchteküche". Die Umstrukturierungen seien ausschließlich dem Auftrag der Regierung geschuldet, Doppelstrukturen zu vermeiden, betont die Ministerin. Kritiker aus den Lehrerverbänden befürchteten einen Schub Richtung "Einheitsschule".

Mehr gibt es von Schopper nicht zu diesem Thema, dafür Streicheleinheiten für die Realschule: "Sie ist wichtig und elementar", so Schopper. Die Realschule bereite junge Menschen darauf vor, wie man den weiteren Schritt ins Leben geht. Dass 35 Prozent eines Schülerjahrgangs auf die 480 Realschulen im Land wechselten, sei ein Beleg dafür. "Auch die Arbeitgeber stellen den Realschulen immer wieder ein positives Zeugnis aus." Doch Bildung sei kein starres Konstrukt, auch die Realschulen müssten dazu ihren Beitrag leisten. Die Heterogenität ihrer Schülerschaft sei Herausforderung. Schopper spielt damit auf den Auftrag aus dem grün-schwarzen Koalitionsvertrag an. Dort steht: "Der wissenschaftliche Beirat soll das Realschulkonzept (…) evaluieren mit dem Ziel, an der Realschule die Defizite zu beheben und die Qualität zu stärken."

Der Hintergrund: Der Unterricht in den Klassen 7 bis 9 muss seit 2016 auf zweierlei Niveaus erfolgen, wenn Nachfrage besteht. Auch müssen die Realschulen den Hauptschulabschluss anbieten. In den Klassen 5 und 6, der Orientierungsstufe, wird aber nur im "mittleren" Niveau unterrichtet, nicht auch im "grundlegenden". Aus der Lehrerschaft kommt Kritik an dem System. Vor allem der Unterricht auf zwei Niveaus in einer Klasse sei kaum zu leisten, so ein Vorwurf. "Das stellt einige Realschulen vor Herausforderungen", räumt Schopper ein. Bei den Koalitionsverhandlungen sei um diese Passage "gerungen worden". Es gehe nicht darum, "Realschulen ein schlechtes Zeugnis auszustellen", sondern darum, "Lösungen zu finden".

Bei einer Podiumsdiskussion mit den bildungspolitischen Sprechern von Grünen, CDU, SPD und FDP im Landtag – die alle die Realschule würdigen – betont VBE-Vize Dirk Lederle die Problematik der Orientierungsstufe, nämlich die Überforderung vieler Kinder. "Wir sehen ein systematisches Abwatschen der Kinder über zwei Jahre hinweg." Er plädiert für eine Verkürzung auf ein Jahr. Die Realschulen müssten sich wieder auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können, den Realschulabschluss. Der Hauptschulabschluss an der Realschule könne nur eine Ausnahme sein, wenn es keine Alternative vor Ort gebe.

Die Vertreter der Regierungsparteien, Alexander Becker (CDU, Rastatt) und Thomas Poreski (Grüne, Reutlingen) deuten Bewegung bei der Orientierungsstufe an. "Wir brauchen eine differenzierte Lösung," so Becker, auch Verbundschulen aus Realschulen und Werkrealschulen vor Ort seien zu prüfen. Ob eine Verkürzung eine Lösung sei, müsse man sich erst einmal anschauen, sagt Poreski.
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