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BZ-Interview

Kann man ein Krokodil aus einem Motorradreifen befreien?

Auf der indonesischen Insel Sulawesi steckt ein Krokodil seit drei Jahren in einem Motorradreifen fest. Niemand traut sich, es zu befreien. Phil Walters, Alligatorenjäger aus Florida, rät, es zu erschießen.  

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Das Salzwasserkrokodil auf Sulawesi steckt seit Jahren in einem Motorradreifen fest. Foto: ARFA
BZ: Mr. Walters, wäre das ein Job für Sie?
Walters: Eher nicht, ich beschäftige mich seit 30 Jahren mit Alligatoren aber nicht mit Krokodilen. Die sind im Prinzip zwar ähnlich, aber gerade Salzwasserkrokodile sind um einiges größer und auch gemeiner.

BZ: Gemeiner?
Walters: Alligatoren leben in den USA auch in den urbanen Gebieten, daher haben sie eine natürliche Scheu vor Menschen und machen wenig Probleme. Gut, manchmal holen sie sich einen Hund, aber Menschen gehen sie eigentlich nicht an. Es gibt sehr wenige Angriffe auf Menschen, auch weil sie nicht allzu aggressiv sind. Über Krokodile kann man das so nicht sagen. Die sind wesentlich aggressiver – wenn die einen Menschen fressen wollen, dann schaffen sie das auch. In Afrika oder auch Indonesien verschwinden jährlich tausende Menschen mutmaßlich durch Krokodilangriffe.

"Man kann es schon einfangen – aber man braucht eine Menge Leute dafür, mindestens ein halbes Dutzend"


BZ: Wer dem Krokodil auf Sulawesi also helfen möchte, begibt sich wohl auf eine selbstmörderische Mission.
Walters: Das würde ich so nicht sagen. Man kann es schon einfangen – aber man braucht eine Menge Leute dafür, mindestens ein halbes Dutzend. Wenn das Tier sich erstmal müde gekämpft hat, hat es für die kommenden 30 Minuten keine Energie mehr. Dann können Sie mit ihm machen, was Sie wollen. Das ist das ganze Geheimnis der Krokodiljagd.

BZ: Dazu muss man es aber erst einmal eingefangen haben. Wie macht man das mit einer so schweren Panzerechse?
Walters: Mit einer speziellen Angelrute kann man das schon machen. So gehe ich auf die Jagd. Je größer das Tier, desto stabiler muss auch die Angelschnur sein und umso härter wird auch der Kampf. Auch eine Falle wäre eine Option – allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das wegen des Reifens so klappen würde.

BZ: Kann man es nicht einfach betäuben?
Walters: Das habe ich noch nie gehört. Man kann Säugetiere betäuben – aber ob das bei einem Reptil funktionieren würde, weiß ich nicht.
Phil Walters ist seit 30 Jahren auf die Alligatorenjagd spezialisiert und Gründer der Firma Gatorguides, eines professionellen Jagdveranstalters.

BZ: Was wäre Ihr Tipp?
Walters: Nun, man muss sich einfach fragen, warum man das Ganze überhaupt machen sollte. Muss man sein Leben riskieren, nur um ein Krokodil zu retten? Nur um ein paar Dollar zu verdienen? So weit ich weiß, sind Salzwasserkrokodile in Indonesien auch nicht so selten, dass man dieses Exemplar unbedingt am Leben erhalten muss.

BZ: Wäre es am humansten, es einfach zu erschießen?
Walters: So wie ich das sehe, kann es sowieso nicht allzu lange so überleben. Das beste für alle Beteiligten wäre wohl tatsächlich, es zu töten, daraus Geldbeutel und Gürtel zu machen und das Fleisch zu essen. Das ist das, was wir mit den Alligatoren machen. Warum sollte man so viel Geld aufwenden und ein solches Risiko eingehen für ein Tier, das noch nicht einmal in seinem Bestand bedroht ist?

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 06. Februar 2020: PDF-Version herunterladen

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