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Jugend und Beruf

Kamera an für Karotte

  • Sabine Meuter (dpa)

  • Mi, 18. September 2024, 11:44 Uhr
    Verlagsthema

     

Verlagsthema Wenn in der Werbung, in Kochbüchern oder Filmen Essen ganz besonders verführerisch aussieht, waren womöglich sie am Werk: Food-Stylisten. Das muss man für den Job draufhaben.

Faible für schöne Speisen: Food-Stylistin Silvia Hartmann  | Foto: Henning Kaiser (dpa)
Faible für schöne Speisen: Food-Stylistin Silvia Hartmann Foto: Henning Kaiser (dpa)
Gerichte oder Getränke bei Foto- und Filmaufnahmen ins rechte Licht zu rücken, so dass uns später das Wasser im Mund zusammenläuft: Dafür sorgen Food-Stylisten. Warum man für den Job Kreativität und Stehvermögen braucht, erzählt die Food-Stylistin Sylvia Hartmann im Job-Protokoll.

Wie ich zu meinem Beruf kam:
"Es gibt keine Ausbildung zum Food-Stylisten. Viele entscheiden sich für diesen Beruf nach einer Kochlehre. Aber: Eine Kochausbildung macht niemanden zum Food-Stylisten. Denn es geht ja nicht um den Geschmack. Sondern darum, Appetit zu machen, zu locken, zu verzaubern. Es ist ein bisschen wie verführen. Ich selbst bin eine Quereinsteigerin. Nach meinem Lehramtsstudium, mit dem ich nicht glücklich war, habe ich mich recht schnell entschieden, mich selbstständig zu machen. Einige Jahre war ich als Regieassistentin, Bühnen- und Kostümbildnerin an Kleinkunstbühnen tätig. Nach und nach habe ich immer mehr Jobs in der Food-Fotografie angenommen und dort als freie Prop-Stylistin gearbeitet. Das heißt, ich habe mich um die Ausstattung des Sets gekümmert und damit quasi das Bühnenbild für die Food-Fotografie gestaltet. Dann habe ich die ersten Food-Styling-Jobs angenommen und mich sofort zu Hause gefühlt.

Fitmachen für den Job:
Ich bin in einem alten Landhotel aufgewachsen. Mein Vater war dort Küchenchef. Sehr früh habe ich mich für die Zubereitung von Essen interessiert und mir schon als Kind das Kochen selbst beigebracht, es seitdem täglich mit großer Lust praktiziert. Für mich war es von Vorteil, dass ich als Prop-Stylistin den Food-Stylisten am Set bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen konnte. Außerdem habe ich früher ein paar Food-Stylisten assistiert und dabei viel im Schnellverfahren gelernt. Im Food Styling kommt es nicht nur auf handwerkliches Können an. Wichtig ist ein Gefühl für Lebensmittel, auch Kreativität, Liebe zum Detail und Lust an der Inszenierung.

Wie und wo ich mir Inspiration hole:
praktisch überall. Wo auch immer Food zu sehen ist, schaue ich hin: in der Natur, in Magazinen oder Kochbüchern, in den sozialen Medien, in der TV-Werbung, auf Verpackungen, in Restaurants. Ich schaue immer mit den Augen der Food-Stylistin.

Die Herausforderungen:
Alles wechselt ständig: die Locations, die Fotostudios, die Fotografen oder Filmcrews, die Kunden. Teils muss ich viel Equipment schleppen. Wir Food-Stylisten arbeiten immer im Stehen und im engen Set zwischen Film- oder Fotolampen.

Wir jonglieren zwischen Kamera, Spiegelchen, Aufhellern und vielen Stativen, ohne etwas anzurempeln oder umzustoßen. Wichtig ist, immer voll da zu sein und sich flexibel zu zeigen. Eine Herausforderung sind unregelmäßige Arbeitszeiten. Nur selten arbeiten Food-Stylisten im festen Arbeitsverhältnis. Die meisten sind freiberuflich tätig und leben somit auch mit dem Fluch und dem Segen der Selbstständigkeit.

Welche Tricks ich anwende:
Frische erzeugt man zum Beispiel durch Betauung oder Glanz oder kurze Garzeiten. Daneben gibt es noch andere kleine Tricks. Wenn ich hier aber alle Kunstkniffe verraten würde, würde ich mich ja selbst abschaffen. Zauberer verraten auch nicht ihre Tricks.

Das macht meinen Job spannend:
Hier darf ich Kunst, Handwerk und die Liebe zum Essen miteinander verbinden. Hier kommt es auf Kreativität, Sinn für Ästhetik, Präzision, Detailverliebtheit, Fachwissen, Erfahrung, Material an – und auch auf Menschenkenntnis. Hier braucht es Herz, Hirn und vor allem Seele. Ich darf Menschen das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, ihre Fantasie anregen. Das ist ein schöner Beruf!

Die Verdienstmöglichkeiten:
Food-Stylisten rechnen nach Tagessatz ab. Die Gage pro Tag beginnt bei etwa 300 Euro. Meist wird aber ein viel höherer Tagessatz veranschlagt."
Aktuelle Ausbildungsplätze gibt es auf dem Jobmarkt der Badischen Zeitung.

Ressort: Verlagsthema

Dossier: Jugend und Beruf

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 18. September 2024: PDF-Version herunterladen

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