"Jeglicher Extremismus ist mit dem Christentum nicht vereinbar"
Wahlaufruf für den Wahlkreis Offenburg von Pfarrerin Jutta Wellhöner und Dekan Matthias Bürkle: "Bitte unterstützen Sie die Demokratie durch Ihre Stimme." .
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Das Schreiben des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und der Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, ist auch für die Offenburger Seelsorger Anlass sich zu positionieren. Die Stärken der Demokratie, vor allem auch das Aushandeln von Kompromissen und der Schutz von Minderheiten, greife auch in Krisenzeiten, heißt es in dem Text der Bischöfe. Daher appellieren sie an alle Wahlberechtigten: "Bitte wählen Sie Parteien, die sich für unsere Demokratie einsetzen".
"Es ist uns ein großes Anliegen, dass der neue Bundestag von einem Großteil der Bevölkerung mit gewählt wird", wird Pfarrerin Jutta Wellhöner in der eigenen Stellungnahme zitiert. Dass jede und jeder Wahlberechtigten die Möglichkeit habe, Einfluss zu nehmen auf das weitere Ergehen dieses Landes und darüber hinaus auf Europa, sei ein großes Privileg. In Begegnungen und Gesprächen erlebten jedoch beide Geistliche, dass viele Menschen derzeit bereit sind, sich einzubringen, doch man begegne auch viel Verunsicherung. In diesen Zeiten nehme Kritik und Politikverdrossenheit zu, manche entschieden sich gar nicht wählen zu gehen, aber "wer soll‘s denn machen?", fragt die Pfarrerin. Die Lage sei schwierig und gefährlich, da wolle man als Kirchen dazu ermutigen, die Verantwortung wahrzunehmen nach bestem Wissen und Gewissen. Wellhöner zeigt sich überzeugt, dass die Volksvertreter, die am Wahlsonntag gewählt werden, eine große Bürde auf sich nehmen und viel Unterstützung durch Wählerstimmen und auch Fürbitte von den Kirchen nötig haben. "Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie", so Wellhöner, die stehe zum Teil zur Disposition. Wenn sich die Gesellschaft immer mehr polarisiere, bis sich Menschen unversöhnlich gegenüberstünden, hätten extremistische Strömungen und Kräfte leichtes Spiel. Es sei wichtig für eine breite Mitte und Mehrheit einzustehen und die Demokratie im Land zu stärken. "Demokratie ist nicht verhandelbar", das sei auch das erste Stichwort im gemeinsamen Wahlaufruf der Vorsitzenden der christlichen Kirchen in Deutschland, so Dekan Matthias Bürkle. "Als Kirchen halten wir daran fest, dass jeder Extremismus, ob von rechts oder links und vor allem der sogenannte völkische Nationalismus, mit dem Christentum nicht vereinbar sind." Christen seien "katholisch" im Sinne der Wortbedeutung: Katholisch (griechisch Allumfassend) bedeute, dass die Kirche Jesu Christ zu allen Menschen gesandt wurde. "Es gibt für uns letztlich keine Unterschiede aufgrund von Nationalität." Eine lange Tradition sei es in der katholischen Kirche, dass man überall auf der Welt in den Gottesdienst gehen und die Liturgie wiedererkennen könne. Auch wenn die vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil übliche Gebetssprache – Latein – heute nicht mehr verwendet würde, hätten alle einen Platz in den Gemeinden und den Gottesdiensten.
Das Land brauche Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft angesichts der Herausforderungen: Der völkerrechtswidrige Krieg Russlands gegen die Ukraine, die Unruhen und Kriege im Nahen Osten, die Überforderung durch die wirtschaftliche Situation, der menschengemachte Klimawandel, die wachsende Zahl von Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten, das Erstarken autoritärer Kräfte und der Versuche, das demokratische Miteinander zu diskreditieren. Um all diese Probleme anzugehen brauche es klare Orientierungen, brauche es das Ja zur demokratischen Mitte, so die Vertreter der Kirchen. "Unser Land muss weiterhin Europa als den gemeinsamen Raum von Freiheit, Recht, Sicherheit und Wohlergehen stärken und zugleich dem Frieden weltweit und den Menschenrechten dienen", bekräftigen die beiden Geistlichen.