Japan

Immer mehr japanische Frauen heiraten sich selbst

Solohochzeit: Viele Frauen in Japan heiraten sich selbst, um der Feier willen.  

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In Japan wird häufig im traditionellen Kimono geheiratet.   | Foto: dpa
In Japan wird häufig im traditionellen Kimono geheiratet. Foto: dpa

TOKIO. Immer mehr japanische Frauen heiraten sich selbst, weil sie keinen Ehemann finden oder wollen.  Alles scheint beim großen Tag perfekt: Das Hochzeitskleid ist ein Traum, Make-up und Frisur werden aufwendig für den großen Tag gestylt. Das Blumenbouquet entspricht absolut den Wünschen der Braut, ebenso die Prozedur der Eheschließung mit Orgelmusik und netten Worten eines Laienpriesters.  Nur ein Detail fehlt – der Partner. Was bizarr klingt, ist ein etwas abseitiger Trend, der in Japan immer populärer wird.

Nippons Töchter heiraten solo. Ein angetrauter Lebensgefährte  ist überflüssig. Die Braut steht allein im Mittelpunkt an dem großen Tag, an dem sich wirklich alles nur um sie dreht. Weniger unkonventionelle Bräute mieten einen Mann maximal als Schmuck für diesen Tag oder stundenweise als Foto-Motiv dazu. Aber die meisten Single-Bräute stehen zu ihrer Entscheidung und zeigen das auch. 

   Japanerinnen heiraten generell immer weniger. Sie wollen nicht suchen oder sind nicht fündig geworden. Viele junge Frauen meiden bewusst feste Bindungen, die im konservativen Japan immer noch mehrheitlich bedeuten, dass die Frau sich um Haushalt und Kinder kümmert, nach der Ehe den Beruf aufgibt und zu Hause bleibt. Bezeichnenderweise gibt es ein altes Sprichwort in Japan: Die Hochzeit ist das Grab des Lebens.   Wer solo heiratet, möchte aber Karriere machen und seine Freiheit behalten. Das sehen offenbar auch die Männer so. Einer jüngsten Umfrage zufolge wollen mehr als 21 Prozent der Japaner in ihren 20er Jahren partout nicht heiraten. Das ist Rekord.

Viele Frauen wünschen sich den Glamour, den Spaß und den Nervenkitzel einer Hochzeit. Also heiraten sie sich selbst. Ein Reisebüro in Kyoto organisiert eben solche Solo-Hochzeiten. Auf die Idee dieser Dienstleistung kam die Erfinderin aufgrund eigener Erfahrungen. Natsumi Akai wollte wie eine westliche Prinzessin ein schönes Hochzeitskleid tragen, aber nicht warten, bis sich der richtige Mann findet. "Ich lehne Heiraten nicht ab, aber ich wollte mir auch keinen Druck machen", sagt die 37-Jährige. Seit Juni 2014 sind diese Hochzeiten im Angebot der Agentur Cerca und die Nachfrage ist rege. Bis Mai 2017 sind alle Wochenenden ausgebucht.

In der Regel dauert die "Ich-Mich-Hochzeit" zwei Tage und Natsumi Akai verspricht Erholung pur. "Alle Details werden von professionellen Ausrichtern liebevoll arrangiert." Wer keine weiße Hochzeit möchte, wählt die exklusive Geisha-Variante. "Hier sucht sich die Braut einen traditionellen Kimono aus und wir sorgen für alle dazu gehörigen Accessoires inklusive historischem Ambiente für das Fotoshooting." Die Agentur bucht die Zeremonie, einen Limousinen-Service, Hotel mit einer Honeymoon-Suite sowie ein Restaurant nach dem Geschmack der Kundin. Ein Normalpaket kostet um die 2700 Euro. Wer noch zusätzlich Flitterwochen und eine Hochzeitsreise wünscht, zahlt entsprechend mehr.

Am liebsten vermähle man mehrere Bräute hintereinander. Das ist effektiv für die Agentur und für die Mädels wird das unkonventionelle Prozedere doch noch zu einem kollektiven Ereignis Gleichgesinnter. Die Reaktionen sind generell überwiegend positiv. Aber die Agentur räumt auch ein, dass sich manche Frauen einsam und traurig fühlten. Zu den Kundinnen gehören auch verheiratete Frauen, die mit ihrer Zeremonie nicht zufrieden waren. Ungeklärt ist die Frage, ob eine Solo-Ehe auch geschieden werden kann.

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