Account/Login

Tierwohl

Innovative Tränken am Kandel

Die Gummenweide am Kandel setzt auf nachhaltige Viehtränken. Diese sichern die Wasserversorgung der Rinder und schonen die Natur. Ein Modellprojekt gegen die Folgen des Klimawandels.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/3
Steffen Beha von der Weidegenossenschaft Gummenweide an der Brunnenstube im Stecklenbach, die Wasser für die neuen Tränken liefert. Foto: Joachim Müller-Bremberger
Am Rand des kleinen Stecklebachs, der unterhalb der Gummenhütte am Kandel entspringt, zeigt Steffen Beha auf eine Stelle im Wasser. Unter der im Sonnenlicht flirrenden Wasseroberfläche hat sich Herbstlaub verfangen, darunter schimmert eine dunkle, quadratische Platte mit einer Seitenlänge von jeweils etwa einem halben Meter durch. Der Vorstand der Weidegenossenschaft Gummenweide beugt sich nach vorn, wischt mit der Hand das Laub weg – und lässt den Kunststoffdeckel eines Kastens zum Vorschein kommen. Es handelt sich um eine Brunnenstube, mit der Wasser aufgefangen und abgeleitet werden kann. Der Deckel hat Löcher, durch die Wasser in den Kasten einströmt und gesammelt wird. Unten sind zwei Absperrhähne zu sehen, von denen aus unterirdisch Edelstahlröhren einige Meter bergab zu Betonringen führen, die auf einem wasserdichten, ebenfalls betonierten Boden aufsitzen. Diese einfachen, aber funktionalen Becken dienen als Viehtränke. Derzeit sind sie leer, es ist kein Vieh mehr auf der Weide, dem Bach wird gerade kein Wasser entnommen.

"Die Anlage funktioniert gut", sagt Beha, erster Vorsitzender der Weidegenossenschaft Gummenweide. "Das hat noch mein Vorgänger Thomas Meder mit dem Waldkircher Tobias Brüsch ausgetüftelt", so der Landwirt. Mit finanzieller Unterstützung durch den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald wurde ein Verfahren entwickelt, um für die weidenden Rinder immer genügend Wasser vorzuhalten, überschüssiges aber wieder dem Bach zuzuführen. Weil die Tränken etwas erhöht in unmittelbarer Bachnähe stehen, kann überströmendes Wasser dort wieder einsickern. Die neuen Tränken, es sind insgesamt vier, bieten den Rindern genügend Wasser: "Ein der Herdengröße entsprechendes Volumen der Tränkebecken ermöglicht es allen Tieren zu saufen, da die Herde in der Regel geschlossen zur Tränke marschiert", sagt Sonja Amann, die als Veterinärmedizinerin im Landkreis Lörrach für übergebietliche Weideberatung zuständig ist. Zwischen den einzelnen Tränkevorgängen könne sich das Becken langsam, aber stetig füllen. Führt der Bach genügend Wasser, läuft ein über 2000 Liter fassendes Becken innerhalb einer Stunde wieder voll.

Amann hat die Gummen-Weidegenossenschaft und ihre Kollegen im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald bei diesem Modellvorhaben fachlich unterstützt. Dabei war ihr das Tierwohl besonders wichtig: "Für das Vieh steht jetzt vor allem bei Niedrigwasser sauberes Wasser zur Verfügung, und an den neuen Tränkestellen müssen sie beim Saufen nicht wie früher im matschigen Bachbett stehen." Die Klauen von Kühen halten zwar einiges aus, aber zu viel Feuchtigkeit vom Boden, sei es im Stall oder auf der Weide, könnte ihnen auf Dauer schaden. Neben dem Tierwohl verweist das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald auf den Naturschutz. Auch kleine Bachläufe wie der Stecklebach auf der Gummenweide sind schützenswerte Biotope, auch und vor allen Dingen an den Ufern. Vieh, das auf der Suche zur Tränke in den Bach steigt, kann hier Schäden anrichten.

Laut der Klimaschutzbeauftragten Bettina Joa vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald ist dieses Projekt einer der Bausteine, mit denen der Landkreis im Rahmen seines Klimaanpassungskonzeptes den Folgen des Klimawandels etwas entgegensetzen will. Für 2025 soll der Schwerpunkt auf dem Thema "Wasserknappheit" liegen, wie es im aktuellen Klimaschutzbericht des Landkreises heißt. Da steht zunächst die Reduktion der Quellschüttungen als eine der zentralen Herausforderungen im Fokus – besonders wegen der Konsequenzen für die Trinkwasserversorgung. Das veränderte Wasserangebot betreffe aber auch die Wasserversorgung des Grünlandes, der Weiden und der Viehtränken, heißt es in einer Beratungsvorlage für die jüngste Kreisratssitzung am 11. November. In der Sitzung beriet das Gremium die Haushaltsplanung fürs kommende Jahr. Eine Entscheidung darüber, welche Fördermittel in welche Projekte gelenkt werden sollen, traf es aber noch nicht. Bettina Joa hofft daher, dass der Kreisrat auch für das nächste Jahr Mittel bereitstellen wird, um Projekte wie das auf der Gummenweide zu fördern. Dort hat der Landkreis es mit etwa 6000 Euro unterstützt.

Ressort: Glottertal

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. November 2024: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
die Kommentarfunktion ist aktuell geschlossen, es können keine neuen Kommentare veröffentlicht werden.

Öffnungszeiten der Kommentarfunktion:
Montag bis Sonntag 6:00 Uhr - 00:00 Uhr


Weitere Artikel