Rekorddenkmal
In Indien wird eine 182 Meter hohe Statue eingeweiht
Ein mit Bronze verkleideter Stahlkoloss von 182 Meter Höhe soll an einen Innenminister erinnern. So hoch ist bislang noch kein Denkmal. Der Rekord könnte aber nicht von allzu langer Dauer sein.
Mo, 29. Okt 2018, 19:23 Uhr
Panorama
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Acht Jahre lang gestattete sich Indiens Premierminister Narendra Modi einen gigantischen Traum. Im Bundesstaat Gujarat, der politischen Heimat des Chefs der hindunationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP), wird das höchste Denkmal der Welt eingeweiht. Die 182 Meter hohe, mit Bronze verkleidete "Statue der Einheit" ist einem Politiker gewidmet, den Modi besonders verehrt: dem "eisernen Mann" Sardar Vallabhbhai Patel (1875-1950), Indiens erstem Innenminister nach der Unabhängigkeit vor mehr als einem halben Jahrhundert. Er war ein Mitglied der Kongresspartei, die nun Teil der Opposition ist. Patel fungierte als Stellvertreter von Indiens erstem Premierminister Jawaharlal Nehru, der sein Land als säkularen Staat betrachtete.
Die jetzt herrschende BJP vertritt das Gegenteil, eine religiös-nationalistische Vision. Der Historiker Anirudh Deshpande sagt zu dem Motiv für die Verehrung Patels: "Die Hindunationalisten versuchen schon seit Jahren, Patel für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, weil sie keine eigenen Figuren in der Unabhängigkeitsbewegung Indiens haben."
Modi war noch Ministerpräsident in Gujarat, als er den 400 Millionen Euro teuren Koloss in Auftrag gab. Neben der Statue ließ er ein Forschungszentrum und ein Drei-Sterne-Hotel für die jährlich erhofften 2,8 Millionen Besucher bauen. Laut Werbung steht die Statue auf einem Sockel, dessen Steine aus allen Teilen Indiens herangeschafft wurden. Der Bundesstaat Gujarat übernahm die Hälfte der umgerechnet 400 Millionen Euro Bausumme. "Warum kann die Regierung so viel Geld für ein solches Denkmal ausgeben und kein Geld finden, ums uns Landwirte zu unterstützen?", fragt ein Bauer, der in der Nähe des Bronze-Kolosses lebt. Die kleinen Landwirte der Region stehlen das Grundwasser, mit dem sie ihre Felder bewässern. Denn es gibt keine funktionierende Bewässerung, obwohl in der Nähe ein Staudamm gebaut wurde.
Investitionen fließen woanders hin: 2021 soll in der Nähe der Metropole Mumbai eine 212 Meter hohe Statue zum Gedenken an Chhatrapati Shivari fertig gestellt werden. Der Maharathi-Herrscher des 17. Jahrhunderts, der auf einem Pferd mit gezogenem Schwert dargestellt wird, wird von Indiens Hindu-Nationalisten bewundert, weil er jahrelang gegen die muslimischen Mughal-Herrscher in Indien kämpfte. Er träumte von einem eigenen Reich am Arabischen Meer. Den Erbauern ist dieses Denkmal eine halbe Milliarde Euro wert.