Outdoor-Sport
In Gundelfingen gibt’s bald einen Mountainbike-Trail für junge Sportler
Am Rebberg in Gundelfingen wird in Kürze ein rund ein Kilometer langer Trail für den Mountainbike-Nachwuchs eröffnet. Wir sind mit einigen Schülerinnen und Schülern auf Testfahrt gegangen.
So, 27. Okt 2019, 15:52 Uhr
Gundelfingen
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Herr Breitwieser heißt mit Vornamen Jakob und ist Lehrer an der Johann-Peter-Hebel-Schule in Gundelfingen. Dort absolvierte er sein Referendariat und übernahm anschließend für zwei Jahre eine Stelle als Krankheitsvertretung. Sein Job macht ihm Spaß, noch mehr Spaß macht ihm aber das Mountainbiken. Der 28-Jährige leitet gemeinsam mit Heike Ueckermann die Mountainbike-AG der Grundschule. Und er hat einen guten Stand bei den jungen Schülern. "Ich bin der einzige Mann unter 33 Lehrerinnen", sagt er. Die Herzen der Jungs hat er damit ohne eigenes Zutun erobert. Dass er mit den Kids auch noch einen coolen Adrenalin-Sport betreibt, tut sein Übriges.
"Bevor die Kinder Gefahr laufen, gegen einen Baum zu fahren, hole ich sie lieber vom Rad", sagt Breitwieser nach der geglückten Rettungsaktion. Den Griff habe er einstudiert. Es sei wichtig, die Kinder am Oberarm oder der Schulter zu packen, um sie nicht zu verletzen, sagt der beim Deutschen Alpenverein ausgebildete Mountainbike-Fachübungsleiter. "In der AG lernen sie, mit dem Mountainbike im Gelände zu fahren, Verkehrsregeln, Teambuilding, aber auch Risikomanagement und Selbsteinschätzung", sagt er.
Dass er nicht nur Sportler, sondern auch Pädagoge ist, sieht man anhand seines Umgangs mit den Kindern. Von der Grundschule müssen sie als Fahrradkolonne in den Wald gelangen, dabei teils stark befahrene Straßen überqueren. Also geht Breitwieser mit ihnen die wichtigsten Regeln durch. Denn die obligatorische Verkehrsprüfung haben die meisten noch nicht absolviert. Er fährt vor, alle reagieren auf seine Handzeichen. Am Wald angelangt, steht noch der Rädercheck an. "Auf was müssen wir achten?", fragt er in die Runde. Maximilians Finger schnellt in die Höhe: "Dass die Bremsen funktionieren." Also werden sie überprüft. Es folgen Schnellspanner, Pedalen, Sattel, Reifendruck und die Helme.
"So kanalisieren wir die Biker. Sie nutzen tatsächlich nur die ausgewiesenen Strecken, wenn es denn welche gibt." Jakob Breitwieser, Lehrer
Also wandten Breitwieser und Co sich mit ihrem Anliegen an die Gemeinde und stieß dort auf offene Ohren. "Raphael Walz war sehr aufgeschlossen", sagt Breitwieser. Er habe das Thema in den Gemeinderat getragen und Förster sowie die untere Naturschutzbehörde zusammengetrommelt. Und den Gemeinderat konnte Breitwieser mit seinen Argumenten überzeugen: Jugendliche aus der Illegalität zu holen, wenn sie eine offizielle Strecke erhalten, die obendrein auch noch TÜV-geprüft sei.
Mit dem Förster, Vertretern der Gemeinde und der Naturschutzbehörde sowie Leiterinnen des angrenzenden Waldkindergartens streiften sie alsbald durch den Gemeindewald, suchten nach einem geeigneten Streckenverlauf. Teile einer bereits bestehenden, illegalen Strecke wurden in die neue integriert. Sie ist noch nicht offiziell freigegeben. Letzte Verträge müssen noch unterschrieben und Infotafeln errichtet werden. Dort ist dann zu lesen, dass die Kinder Rücksicht auf andere Fahrer und Waldtiere nehmen müssen, keinen Müll liegen lassen und nicht nach Einbruch der Dunkelheit fahren dürfen.
Mandes fährt seit einem Jahr Mountainbike. Die Achtjährige spazierte im Sommer mit ihren Eltern durch den Wald, als sie sah, wie einige junge Leute Spaten in den Waldboden stachen und die Erde wegschaufelten. Es waren die Vereinsmitglieder, die die rund einen Kilometer lange Strecke mit mehreren Sprungschanzen, scharfen und weiten Kurven anlegten. Kurzerhand half Mandes mit. "Das war eine Gemeinschaftsaufgabe" sagt auch Breitwieser. Immer wieder hätten Kinder mitangepackt und deren Eltern alle mit Essen und Trinken versorgt. Anfang Juni bekam der Verein den Bescheid, loslegen zu dürfen. Nun sind sie (fast) fertig. "Der weiche, lehmige Boden hat uns die Arbeit erleichtert und er federt ab, sollte man stürzen", sagt Breitwieser. Außerdem durchzögen kaum Wurzeln die Strecke. Optimal für Mountainbiker. Die Strecke ist nicht nur für Grundschüler und Vereinsmitglieder gedacht, sondern für jeden zugänglich. "Die Strecke ist so angelegt, dass Kinder sicher fahren können, aber auch Fortgeschrittene hier Spaß haben", sagt Breitwieser. Wartung, Pflege und Haftung übernehme der Verein.
Nachdem die Kids das Feld geräumt haben, schnappt sich der Autor dieser Zeilen selbst ein Rad und wagt sich an die Strecke. Und schon in der ersten steilen Kurve fliegt er über den Lenker, landet im Gebüsch. Die Hose ist dreckig, die Knochen aber bleiben verschont. "In steilen Kurven muss man sein Körpergewicht nach hinten, unten verlagern, sonst blockieren beim Bremsen die Vorderreifen und das Hinterrad hebt ab", hatte Breitwieser zuvor gesagt. Aber Theorie und Praxis sind nun mal nicht das Gleiche. Beim zweiten Versuch funktioniert es besser. Und als der radelnde Journalist unversehrt unten ankommt, ist er von der Strecke genau so angetan wie Leni, Mandas, Maximilian und all die anderen Schüler. Nur das diese beim Runterrasen mit ihrer kindlichen Unbekümmertheit irgendwie etwas lockerer wirkten.