Politik
In Freiburg lebende junge Spanier und Katalanen sind bei der Unabhängigkeitsfrage gespalten
In Freiburg spricht man an vielen Ecken spanisch. Seit Jahren sind neben den Sommertouristen und Studierenden auch viele junge Erwachsene von der iberischen Halbinsel dauerhaft hier. Wie blicken sie auf den Konflikt um eine mögliche Unabhängigkeit Kataloniens?
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Sie haben ihrem Heimatland den Rücken gekehrt, um Arbeit zu finden. Die meisten schauen aber weiterhin, was sich Zuhause abspielt. Zur Wirtschaftskrise ist eine politische Krise hinzugekommen. Das beunruhigt Spanier und Katalanen. Die einen sehen den Ausweg in der Unabhängigkeit, andere verteidigen den spanischen Staat.
Die Violinistin Isabel Soteras Valenti (26) und die Musikmanagerin Judith Plana Jansana (29) sind beide aus Barcelona und bewerten die Situation anders. Sie treffen sich zur Mittagspause im argentinischen Bistro "Baires". "Jeden Tag müssen wir uns rechtfertigen, weil wir aus Katalonien kommen. Das nervt irgendwann", sagen sie. Was sich in ihrer Heimatstadt gerade abspiele, sei ein Drama. Beide zählen sich zu den "Independistas", also den Befürwortern der Unabhängigkeit. "Mit dem spanischen Staat habe ich mich noch nie identifizieren können", sagt Soteras und ergänzt: "Ich bin Katalanin." Plansa stimmt ihr zu, während beide bei der argentinischen Wirtin auf spanisch ihr Essen ordern. Untereinander sprechen sie natürlich katalanisch.
Für Plansa ist das Verhältnis zur Zentralregierung wie eine Ehe, die so stark zerrüttet sei, dass man sich nun endgültig trennen müsse. Sicher hätte eine Unabhängigkeit zunächst auch wirtschaftliche Folgen, aber eine saubere Trennung von Madrid sei für die Region langfristig besser, findet sie und hofft auf die Neuwahl am 21. Dezember.
Zurück in der Tapas-Bar: José Garcia, der aus der südspanischen Region Andalusien kommt, aber Onkel und Cousins in Katalonien hat, versteht die Nationalisten in Barcelona nicht: " Sprache, Polizei und weitgehende Autonomie – die haben doch schon alles, aber sie wollen immer mehr." Jetzt würden Familien sogar gespalten, sagt Garcia, der seit neun Jahren in Freiburg lebt. Er hält auch wenig vom spanischen Königshaus. Nicht umsonst heiße seine Tapas-Bar "La Pepa" – wie Spaniens erste parlamentarische Verfassung von 1812. Man sucht in der Bar auch vergebens nach spanischen Flaggen oder Stiermotiven an der Wand. "Wie ich sind zahlreiche Spanier, die im Ausland leben, nicht besonders stolz auf ihr Land." Garcia sieht sich eher als Europäer: "Ich bin doch das perfekte Beispiel für ein gelebtes Europa", sagt der 35-Jährige, dessen Frau Italienerin und dessen jüngster Sohn deutscher Staatsbürger ist.