In der Schnüfflergasse
Caroline Carlsen schickt einen Elfjährigen auf die Spuren der literarischen Meisterdetektive.
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Drei Jahre später trennte den elfjährigen Toby nur noch Onkel Gabriel von der Endstation Waisenhaus. Dass Onkel Gabriel ihn aufnahm, fühlte sich zunächst wie ein Glücksfall an. Gabriel wohnte nämlich in der Schnüfflergasse, ein Sträßchen, in dem von den Neulingen im Westen bis zu den Alteingesessenen im Osten nur Detektive wohnten und Tobys neuen Heimatort wohl zum Städtchen mit der höchsten Schnüfflerdichte der Welt machten.
Was gibt es für einen Elfjährigen, der schon seit Jahren begeisterter Leser von Detektivgeschichten ist, Schöneres, als im Haushalt eines Onkels zu landen, der nicht nur selbst Privatermittler, sondern früher sogar Partner des Meisterdetektivs Hugo Abercrombie gewesen war? Klar, dass Toby sich sofort mit Hilfe von "Inspektor Websters Detektivkurs, Level 1" im Fernstudium auf die kommende Karriere vorbereitete.
Doch so leicht ließ das Pech Toby nicht vom Haken. Gleich die erste Klientin, die er in des Onkels Abwesenheit in Empfang nahm, vergraulte er. Außerdem hat eine Stadt mit einem Überangebot an Ermittlern ein großes Problem: Es gibt nicht genug Fälle für alle. Und, wer einen Fall hatte, ging zum Meister selbst, zu Hugo Abercrombie. Wieder schien Toby auf einem absteigenden Ast gelandet zu sein.
Doch dann schrieb eben jener Abercrombie einen Wettbewerb aus: Wer einen von ihm gestellten Fall lösen könne, bekäme viel Geld und den Titel "weltbester Detektiv". Heimlich meldete Toby sich an, und das Abenteuer begann.
Die Autorin Caroline Carlson versteht es ausgezeichnet, die Tricks und Kniffe der Großen in der Detektivliteratur von Sir Arthur Conan Doyle bis Agatha Christie in ein altersgerechtes Abenteuer zu übersetzen. Eingebettet in das im positiven Sinne anrührende Schicksal eines Elfjährigen versieht sie eine raffiniert konstruierte Fallgeschichte mit einem packenden Spannungsbogen. Nicht nur elfjährige Leser möchten nach den ersten 40 Seiten wissen, wie es weitergeht. Und bald sind zu viele Fragen offen, um das Buch wieder aus der Hand zu legen: Wie war das damals mit den Halsabschneider-Morden? Hat der Meisterdetektiv etwa selbst eine Leiche im Keller? Kann man überhaupt irgendjemandem aus der Schar der Ermittelnden trauen, wenn selbst der Autor von "Inspektor Websters Detektivkurs" sich als jemand sehr Überraschender herausstellt?
Eine Warnung für Zartbesaitete: Es gibt einen Mord, und nicht alles wird wieder gut. Aber das gehört zu einem guten Krimi eben auch dazu.