Historischer Fund
In der evangelischen Kirche Grenzach erstrahlt ein Relikt aus der Zeit der Kreuzzüge in neuem Glanz
Bereits 1997 wurde bei Arbeiten in der evangelischen Kirche Grenzach ein Tympanon entdeckt. Jetzt wurde die Schmuckfläche hergerichtet und besser beleuchtet. Experte Helmut Bauckner weiß um ihre Geschichte.
Fr, 28. Feb 2025, 11:30 Uhr
Grenzach-Wyhlen
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Besonderes Geschenk für die Gemeinde Grenzach-Wyhlen: Das im Jahr 1997 freigelegte Tympanon, eine steinerne Schmuckfläche am ehemals romanischen Eingang der evangelischen Kirche in Grenzach, wurde vorgestellt. Anlass für die Veranstaltung am Mittwoch war der 50. Geburtstag von Grenzach-Wyhlen, der in diesem Jahr mit vielen Veranstaltungen gebührend gefeiert wird. Gleichzeitig wird in diesem Jahr aber auch die erste schriftliche Erwähnung Grenzachs im Jahr 1275 gewürdigt.
Der Verein für Heimatgeschichte unter der Leitung von Helmut Bauckner hatte zuvor die Anlage um das Tympanon reinigen und mit einer passenden Beleuchtung ausstatten lassen. Seither kann man das steinerne Dokument aus der Zeit der Kreuzzüge in neuem Glanz besichtigen und vor Ort auch einen Einblick in die Baugeschichte der Kirche St. Leodegar erhalten.
Leodegar war bis zur Reformation der Hauptpatron der Kirche, dies sei aus Überlieferungen aus dem Jahr 1547 bekannt, wie Helmut Bauckner bei der Vorstellung des Tympanons erklärte. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Wiederbelebung des alten Kirchennamens nichts mit einem falsch verstandenen Heiligenkult zu tun habe. Vielmehr gebe der Name St. Leodegar der heutigen evangelischen Kirche seine historische Identität zurück. Vor der Vorstellung des Tympanons ging Helmut Bauckner deshalb auch auf die Baugeschichte der Kirche ein, die wahrscheinlich weit über 750 Jahre in die Vergangenheit zurückreicht.
Der Name Grenzach tauchte 1275 das erste Mal auf einer Liste auf – weil sie Geld für die Kreuzzüge zahlen sollte
Im Jahr 1275 habe der Bischof von Konstanz von den Kirchen Geld für die Kreuzzüge verlangt. In einer dieser Listen sei dann erstmals auch der Name Grenzach erwähnt worden. Dies treffe jedoch auch auf andere Orte und Kirchen zu, die ebenfalls in diesem Jahr auf 750 Jahre zurückblicken können, so Helmut Bauckner. Dass man während der Restaurierung der Kirche im Jahr 1997 in der Südwand des Langhauses ein großes romanisches Tympanon gefunden habe, sei auch für ihn eine große Überraschung gewesen, so Bauckner. Entdecker des historischen Fundes sei der ehemalige Gymnasiallehrer Karl Rillig gewesen. Er hatte Arbeiten an der Südwand der Kirche vorgenommen.
Das Tympanon, das ins 12. Jahrhundert datiert wird, zeigt ein griechisches Kreuz mit ausgerundeten Ecken und drei Erhebungen, die nach fachlicher Bewertung Gemmen als ehrfürchtigen Ausdruck der Wundmale Jesu darstellen. Über dem Querbalken des Kreuzes sind zwei männliche Köpfe mit Bischofsmützen angebracht. Die könnten die in Grenzach verehrten heiligen Bischöfe Leodegar und Wolfgang sein.
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Schleifspuren stammen von den Schwertern der Kreuzritter
Links neben dem Kreuzrelief sind drei gleich große Ringe eingraviert. Diese konnten bis heute nicht gedeutet werden. Anders ist es mit den Schleifspuren im Sandstein, die wahrscheinlich von Messern oder Schwertern stammen. Man vermutet, dass sie entstanden sind, als Kreuzritter vor dem Kircheneintritt ihre Messer entschärften. Danach hätten sie sie natürlich wieder geschärft, erzählte Helmut Bauckner. Er hielt einen kurzweiligen Vortrag, der mit zahlreichen Anekdoten gespickt, vor allem aber von dem intensivem Geschichtswissen des Vorsitzenden des Vereins für Heimatgeschichte geprägt war.
Und so erfuhren die Zuhörer bei der Tympanon-Vorstellung nicht nur etwas von der innigen Verbundenheit von Helmut Bauckner mit dem wertvollen Fund, sondern auch über den Diebstahl des Tresors im Pfarrhaus. Dieser geschah am gleichen Tag wie der Fund des Tympanons im Jahr 1997 und konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.