Studie
Im Südwesten fällt weniger Unterricht aus als im Bund
In Baden-Württemberg fällt weniger Unterricht aus als im Bundesschnitt. Aber die Eltern werden überall selten offiziell über gestrichene Schulstunden unterrichtet, zeigt eine Studie.
Ronny Bürckholdt & AFP
Do, 5. Okt 2017, 19:48 Uhr
Südwest
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Sieben von zehn der befragten Eltern werden demnach über Unterrichtsausfälle von offizieller Seite nie oder nur selten informiert. Die meisten Väter und Mütter erfahren allein von ihren Kindern, dass eine Schulstunde gestrichen worden ist.
Im Vergleich der Länder schneidet Baden-Württemberg gut ab (siehe Grafik). Hier fällt weniger Unterricht aus als im Bundesschnitt und als im wirtschaftlich ebenfalls starken Nachbarland Bayern.
Das Ausmaß des Unterrichtsausfalls deckt sich in etwa mit jenen Daten, die das Kultusministerium in Stuttgart vergangenen November erhoben hat. Demnach fielen über alle Schularten 3,2 Prozent der Unterrichtsstunden aus. In den Grundschulen seien es mit einem Prozent am wenigsten, in Gymnasien und Berufsschulen mit je 4,5 Prozent am meisten. Daten für das laufende Schuljahr würden erst wieder im kommenden November erfasst, sagte ein Sprecher in Stuttgart.
Bundesweit fallen am häufigsten Schulstunden in Deutsch, Englisch und Biologie aus. Laut Studie kommen zu den Unterrichtsausfällen noch fünf Prozent Vertretungen hinzu. Alles in allem würden also zehn Prozent aller Schulstunden irregulär oder gar nicht unterrichtet.
Den Vertretungslehrern fehlt der Untersuchung zufolge in aller Regel das Fachwissen, um die ausgefallenen Kollegen adäquat ersetzen zu können. So wird ein Mathematiklehrer im Fall einer Vertretung zu 44 Prozent von einem anderen Mathelehrer abgelöst. In Chemie sind es demnach 28 Prozent, in Informatik, Musik und Latein je 20 Prozent und in Kunst gerade 12 Prozent, wie die Studie ergab.
Die Autoren sehen ein Problem der sozialen Gerechtigkeit bei der Verteilung des Unterrichtsausfalls. Bei Schülern aus Haushalten mit einem Nettoeinkommen von weniger als 3000 Euro betrage der Unterrichtsausfall bundesweit zwölf Prozent – bei Schülern aus Haushalten mit mehr als 5000 Euro Nettoeinkommen hingegen knapp drei Prozent.
Wie ist das zu erklären? Offenkundig fallen in Bundesländern, in denen die Haushaltseinkommen generell niedriger sind (wie etwa in Nordrhein-Westfalen) auch mehr Schulstunden aus. Die Steuereinnahmen sind in solchen Regionen schlicht niedriger als anderswo, und damit sind die Landeskasse weniger in der Lage, genügend reguläre Lehrer und Vertretungslehrer zu finanzieren. Die Autoren in Der Zeit stellen weitergehende Mutmaßungen an – etwa über ein Stadt-Land-Gefälle oder darüber, dass sich besserverdienende Eltern leichter Gehör verschaffen könnten als Geringverdiener. Dies lässt sich aus der Datenbasis aber nicht schließen.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ