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Howard Schultz: Will der Starbucks-Gründer ins Weiße Haus?
Howard Schultz, der Gründer des Unternehmens Starbucks, gilt als möglicher Kandidat der US-Demokraten für die Wahl 2020.
Fr, 8. Jun 2018, 14:36 Uhr
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Damals kam das Unternehmen auf elf Filialen. Heute sind es 28 000, verteilt auf 77 Länder. Vor einigen Tagen gab er seinen Rücktritt bekannt, der Mann, der den Erfolg begründete, indem er seinen Landsleuten statt dünner oder bitterer Brühe ordentlichen Kaffee anbot. In einem Anflug von Nostalgie warf er einen Blick zurück. Was die Amerikaner indes brennender interessiert, ist der Blick nach vorn.
Da wäre die Frage, ob der gebürtige New Yorker bei der nächsten Präsidentschaftswahl antritt, um dem New Yorker Donald Trump die Stirn zu bieten. Dem Nationalisten im Oval Office, über den Schultz nicht viel Gutes zu sagen hat. Mit seiner Rhetorik, klagte er neulich bei CNN, habe der Präsident Leuten, die seine Sprache kopieren wollten, einen Freibrief ausgestellt. Schon vor dem Votum des Jahres 2016 war Schultz als Anwärter fürs Weiße Haus gehandelt worden.
Mit Blick auf 2020 brodelt die Gerüchteküche schon jetzt. Trumps Coup lässt nun auch die Demokraten darüber nachdenken, ob sie nicht mit Personal aus der Welt des Business kontern sollten. Der Hightech-Unternehmer Mark Cuban ist ebenso im Gespräch wie die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, die zwar schon dementierte, aber offenbar nicht energisch genug, um das Kapitel wirklich abzuschließen.
Nun gilt auch Schultz, zum zweiten Mal, als Aspirant in spe. Und diesmal beflügelt er die Fantasie eher noch, statt wie beim ersten Mal abzuwinken. "Ich denke über eine ganze Reihe von Optionen nach, von der Philanthropie bis hin zu einem öffentlichen Amt", schrieb er in seinem Abschiedsbrief an die Belegschaft. In einem Interview mit der New York Times sprach er von den Sorgen, die er sich um die Republik mache. In seinem nächsten Lebensabschnitt, sagte er, wolle er herausfinden, "ob es eine Rolle gibt, die ich spielen kann, um dem Land etwas zurückzugeben".
Das klang schon eher nach "Howard Schultz 2020", auch wenn der 64-Jährige hinzufügte, er wisse noch nicht, welche Rolle dies konkret sein könnte. Wo er politisch steht, daraus hat der Sohn eines Lastwagenfahrers, aufgewachsen in einer Sozialwohnung in Brooklyn, nie ein Geheimnis gemacht. "Dies ist nicht die Zeit, Mauern zu bauen. Dies ist die Zeit, Brücken zu bauen", wandte er sich erst im Mai auf einem Forum des Thinktanks Atlantic Council gegen Trumps Abschottungspläne. Die Steuersenkungen der Republikaner kritisierte er wegen der unvermeidlichen Haushaltsdefizite, die zulasten der jungen Generation gingen. Trumps Dekrete zur Beschränkung der Aufnahme von Flüchtlingen beantwortete er, indem er ankündigte, weltweit 10 000 Flüchtlinge einstellen zu wollen.
Schultz inszenierte sich stets als einen Unternehmer, der das Streben nach Gewinn mit sozialem Gewissen verbindet. Auch Teilzeitbeschäftigte sind bei Starbucks krankenversichert, was in den USA eher die Ausnahme ist. Wer neben dem Beruf einen Hochschulabschluss machen will, dem werden die Gebühren für ein Online-Fernstudium an der Arizona State University bezahlt.
Zuletzt ist der Konzern allerdings ins Gerede gekommen. Zwei Afroamerikaner, die in einem Café in Philadelphia auf einen Geschäftspartner warteten und die Toilette benutzen wollten, ohne etwas bestellt zu haben, wurden abgeführt, die Hände mit Kabelbindern auf dem Rücken zusammengebunden. Die Filiale hatte die Polizei alarmiert, angeblich, weil die beiden sich weigerten, das Lokal zu verlassen. Die Wogen der Empörung versuchte Schultz zu glätten, indem er einen Schulungstag anberaumte. Am 29. Mai blieben Tausende Kaffeehäuser geschlossen, damit geübt werden konnte, was der Chef immer als selbstverständlich ansah: Kunden sind gleichzubehandeln, egal, welche Hautfarbe sie haben.
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