Gesellschaftliches Engagement

Höchenschwand wird für Ranga Vitharana eine zweite Heimat

Vor 25 Jahren ließ Ranga Vitharana (45) sein altes Leben in Sri Lanka hinter sich. Vor sechs Jahren kam er nach Deutschland – ohne deutsche Sprachkenntnisse. Im Hotel Alpenblick startete er durch.  

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Fastnacht kennt man in Sri Lanka nicht, trotzdem ist Ranga Vitharan für jeden Schabernack der Narren zu haben. Foto: Cornelia Liebwein
Ranga Vitharana beschäftigte sich lange mit der Frage: Soll ich meine Heimat verlassen? Asiatische Länder wie Bangladesch, Indien, Sri Lanka und andere seien keine reichen Länder, erklärt er. "Wir jungen Leute dort träumen davon, nach Europa oder Amerika auszuwandern, wegen einer besseren Zukunft."

Irgendwann war ihm klar: Ich will nach Europa und in ein besseres Leben. Als er als 20-Jähriger ins Flugzeug steigt, brennt die Sonne auf die Maschine, als er nach vielen Stunden Flug in Mailand aussteigt, lässt ihn die Luft frösteln. Seine Eltern und zwei seiner Geschwister bleiben am Gate zurück, nur Rangas gepackte Koffer fliegen im Gepäckraum mit. Mächtig beeindruckt vom Glanz und den Bauten aus der Renaissance in Mailand entscheidet er sich dazu, dort zu leben. Von 2000 bis 2019 macht er in Mailand das, was er in seiner alten Heimat nach dem abgelegten Abitur gelernt hat, er arbeitet als Kellner und Barmann. Zwischenzeitlich heiratet er 2006 in Sri Lanka seine Frau und nimmt sie mit nach Italien.

"Ich fand alles gut in Mailand, nur wurde die Wohnung im vierten Stock ohne Aufzug zu klein, als unsere Söhne 2010 und 2011 auf die Welt kamen". Eine größere, einigermaßen erschwingliche Wohnung konnte er nicht finden, was für ihn den nächsten Schritt leichter machte. Auch weil sein Bruder in Deutschland in Emmendingen lebt, wusste er, dieses Mal gehen er und seine kleine Familie nach Deutschland.

Jedoch nicht sein Bruder vermittelt ihm die Stelle im Hotel Alpenblick, es ist sein Freund Fernando, sein sri-lankischer Kollege im Höchenschwander Wellnesshotel, den er bereits im Jahr 2000 über seinen Bruder kennengelernt hat. Nach einem Gespräch mit den Hoteleigentümern Renate und Ferdinand Thoma und deren Arbeitsangebot war der weitere Weg geebnet. Ranga Vitharana spricht Italienisch und Englisch, aber kein Deutsch und dass sein neuer Chef, Ferdinand Thoma, Italienisch spricht, vereinfacht alles.

Dann jedoch wurde das Vorhaben von Ranga von einem Anruf aus Sri Lanka überschattet. Morgens um fünf Uhr, an dem Tag, als Ranga Vitharana seine neue Arbeitsstelle antreten möchte, bekommt er den aufwühlenden Anruf, dass seine Mutter verstorben sei und er zurück nach Sri Lanka müsse. Dank des Verständnisses der Hoteliersfamilie kann er eine Woche später nach seiner Rückkehr seine Arbeitsstelle trotzdem antreten. "Ich habe Familie Thoma so viel zu verdanken".

Dann kam Corona und mit der Pandemie der Hotelbetrieb zum Erliegen. Diese Zeit nutzt der strebsame Mann, geht täglich ins Internet, um mit Hilfe eines Programms rund um die Uhr Deutsch zu lernen. Stolz betont er heute: Ich habe ohne Schule Deutsch gelernt. Als sich im April 2024 die Gesetzeslage ändert und ein Neubürger nicht nach zehn, sondern schon nach fünf Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen kann, beantragt er sie. Dafür benötigt er den Arbeitsvertrag, Mietvertrag und, betont er händeringend, ich musste den Einbürgerungstest und die B1-Sprachprüfung vorweisen können. "Die letzteren beiden hatte ich nicht". Trotzdem hat er im August 2024 alle Papiere zusammen. Schnellstmöglich wendet er sich an die VHS in Bad Säckingen und meldete sich direkt zur Sprachprüfung an und besteht sie. Wenige Monate später folgte der Einbürgerungstest, auch den besteht er sofort. "Jetzt hoffe ich nächsten Monat auf die deutsche Staatsbürgerschaft", ist er zuversichtlich.

Nicht alles in seiner neuen Heimat ist ihm fremd. Er selbst ist Buddhist, 70 Prozent der Menschen in Sri Lanka seien Buddhisten. "Wir feiern in Sri Lanka aber trotzdem Weihnachten", verrät er. Die Geschäfte, die Büros, die Straßen seien aufwendiger dekoriert als hier. "In den Familien in Sri Lanka steht in der Weihnachtszeit ein kleiner Plastiktannenbaum, unter dem die Geschenke liegen".

Seine Kinder gehen ins Kolleg St. Blasien, berichtet er. Die erste Frage der Schulleitung sei gewesen: Dürfen Ihre Kinder den Religionsunterricht besuchen? "Ja, natürlich", habe er gesagt, "wir leben in Europa, sie müssen auch das Christentum kennenlernen".

Einen Brauch beispielsweise wie Fastnacht, gebe es in Sri Lanka nicht. "Am Anfang, als ich nach Europa kam, war mir dieser Brauch fremd, erst in Italien kam ich mit Fastnacht in Berührung – allerdings nennt man Fastnacht dort Karneval".
Schlagworte: Ranga Vitharana, Ferdinand Thoma, Familie Thoma
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