Hilfe beim Umgang mit Demenz
Regina Erb-Schalk
Das Theaterstück "Der 52. Hochzeitstag" hat ein ernstes Thema auf besondere Weise aufgegriffen. Auch das Publikum war gefragt, sich auf die Welt der Menschen mit Demenz einzulassen.
Stellvertretend für das Amt für Soziales, Bildung und Sport der Stadt Lahr begrüßte zu Beginn der Veranstaltung Beatrice Meyer die rund 140 Besucher im Jugend- und Kulturzentrum Schlachthof. Das Publikum erhoffte sich von dem Abend neue Erkenntnisse und Hilfen für den Alltag und den Umgang mit Demenzkranken. Unter den Zuschauern waren etliche Frauen, die sich professionell mit dem Thema beschäftigen, wie Heike Dorow, die unter anderem für den Pflegestützpunkt Ortenau, Außenstelle Lahr, verantwortlich ist, sowie Leiterinnen der Nachbarschaftshilfe des Umkreises von Lahr. Unterstützt wurde die Veranstaltung aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der gesetzlichen Pflegeversicherung.
Das Theaterstück ist Teil eines sogenannten Szenario-Theaters oder auch Dialogtheater genannt, welches von den Theaterpädagogen Karlo Müller und Kornelia Masur entwickelt und gespielt wurde. Beide sind durch ihre Berufe, Müller als Psychotherapeut, Masur als Krankenschwester und Diplom-Sozialpädagogin, mit dem Thema Demenz vertraut. Das Theaterstück haben sie gemeinsam entwickelt, es dient als Vorlage für den zweiten Teil des Abends, bei dem die Zuschauer aktiv einbezogen und gefragt werden, was ihnen aufgefallen ist. Die Antworten wurden auf einer Flipchart gesammelt. Im dritten Teil wurden Schlüsselszenen noch einmal vorgespielt, die beim Kranken zur Wut und zur Eskalation geführt hatten. Die Zuschauer wurden aufgefordert, neue Verhaltensweisen und Reaktionen im Spiel auf der Bühne auszuprobieren, die zur Deeskalation führen.
Müller und Masur spielten das Ehepaar Schreiner herausragend und glaubhaft. Man konnte als Zuschauer nachempfinden, wie der kranke Ehemann, der merkt, dass mit ihm etwas nicht stimmt, wütend wird, wenn er glaubt, dass man ihn bevormundet. Die Rolle von Gerda erinnerte viele an ihre eigenen Erlebnisse mit Demenzkranken, wenn man sich überfordert, müde, ratlos oder auch verzweifelt fühlt, besonders dann, wenn die Krankheit vor dem Umfeld noch geheim gehalten wird und noch keine Hilfe in Anspruch genommen wurde.
Der dritte Teil forderte die Kreativität und den Mut des Publikums heraus. Die vorgeschlagenen Änderungen zur Deeskalation sollten auf der Bühne spontan aus dem Stegreif gespielt werden. In die Mantelschürze der Ehefrau Gerda geschlüpft übernahm man ihre Rolle, was die Zuschauer mit Gelächter quittierten. Manche Szenen wurden mehrfach mit kleinen Änderungen gespielt, um die bestmögliche Lösung herauszuarbeiten. Die Zuschauer belohnten die beiden Schauspieler und die mutigen Spontandarsteller mit großem Applaus. Es war ein sehr gelungener Abend, der die Erwartungen übertraf.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
die Kommentarfunktion ist aktuell geschlossen, es können keine neuen Kommentare veröffentlicht werden.
Öffnungszeiten der Kommentarfunktion:
Montag bis Sonntag 6:00 Uhr - 00:00 Uhr