Gelenberg
Schrottplätze lassen Kunden Autos kaputtschlagen
Junggesellenabschied, Geburtstag oder Abifeier: Zig Schrottplätze lassen Kunden mit dem Hammer auf Autos drauf schlagen. Das gesellige Zertrümmern wird als Anti-Stress-Event verkauft.
dpa
Mi, 4. Jun 2014, 0:00 Uhr
Panorama
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Die sechs jungen Leute geben alles: Nachdem die Scheiben hin sind, werden die Türen des alten Autos heraus gehämmert. "Bei mir lief auf der Arbeit eine Prüfung nicht so gut", erzählt Jonas, die im Krankenhaus in Bad Neuenahr arbeitet, zwischen den Schlägen. Außerdem sei sie von "ein paar Leuten schwer enttäuscht" worden.
Da hätten ihr die Freunde das Auto-Zerlegen zum Geburtstag geschenkt. Bleche und Roste fliegen umher, Glassplitter bedecken die Autositze – und zuletzt wird der völlig demolierte Wagen noch aufs Dach gekippt.
Das "Auto-Zertrümmern" komme super an, sagt der Inhaber der Autoverwertung, Werner Miesen (54). Ob als Junggesellenabschied, zur Abi-Feier oder als Geburtstagsgeschenk – das Angebot werde von Menschen aus ganz Deutschland gebucht. Und nicht nur von jungen Leuten. Es kämen auch Manager von Großkonzernen und verlassene Ehemänner. Das Kurioseste bislang sei ein Pärchen "mit einer Art Candle-Light-Zertrümmern" gewesen, sagt Miesen. Es wollte nicht gestört werden: "Da haben wir ein paar Autos als Sichtschutz um die zwei gestellt und sie in Ruhe gelassen."
Auch in anderen Bundesländern kann man sich als "Car Crasher" betätigen: Die Firma Entsorgung.de in Berlin etwa bietet zig Schrottplätze in ganz Deutschland mit dem Event "Auto-Zertrümmern" an – auch ein Karlsruher Schrottplatz ist darunter. "Am meisten wird für Junggesellenabschiede gebucht", sagt eine Mitarbeiterin. Auch andere Anbieter werben mit "Dampfablassen" und "Spaß auf dem Schrottplatz" – ob in Hamburg, Nordrhein-Westfalen oder Schleswig-Holstein.
Und bei Youtube können Jugendliche in Aktion bestaunt werden. Aber: Bevor es losgeht, muss das Auto vorbereitet werden, sagt Miesen in Gelenberg. Die Airbags werden gezündet und die Betriebsstoffe abgelassen. "Damit nichts passiert." Es gibt Schutzbrillen und Handschuhe für die Kunden plus eine kurze Einweisung. "Passt besonders auf, wenn Ihr die Seitenfenster zerschlagt", sagt er vorher zur Gruppe. Es habe bereits mehrere kleinere Verletzungen bei Kunden gegeben. "Manche mussten genäht werden." Weil sie mit ihrem Arm zu weit in die Scheibe geschlagen oder sich gegenseitig getroffen haben.
Die Idee fürs "Auto-Zertrümmern" hatte sein Sohn Stephan Miesen (25). Er habe als Student an der Mainzer Uni mal ein halbes Jahr Pause gemacht und bei der Firma der Eltern geholfen. Da habe er sich "das Ding" vor knapp zwei Jahren ausgedacht, sagt der Vater, der Buchungen bis September vorliegen hat. 100 Euro kostet die Session. Ein kleines Extra für die Firma, denn die alten Autos werden anschließend ohnehin geschreddert. "Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Leute gibt, die so was machen wollen", sagt Mutter Annette Miesen.
Und bringt es was? "Oh ja, ich bin erleichtert, mir geht es besser", sagt Jonas nach dem etwa einstündigen Hämmern. Am besten würde sie es jetzt einmal im Monat machen, meint sie lachend. Es sei aber auch eine Herausforderung gewesen. "Gerade die Frontscheibe, die war nicht so einfach. Ich hätte es mir leichter vorgestellt." Kumpel Bastian Laubental fügt hinzu: "Es war lustig, wo kann man denn sonst mal Autos kaputt schlagen?"
Firmenchef Miesen dagegen steht danach etwas nachdenklich neben dem Schrottwagen auf dem Autofriedhof: "Mir tun die Autos immer ein bisschen leid."
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