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Handwerk in der Region

"Handwerk ist eine Macht"

Verlagsthema Wie ist es um die rund 400 Mitgliedsbetriebe der Kreishandwerkerschaft Lörrach bestellt? Kreishandwerksmeister Martin Ranz und Geschäftsführer Daniel P. Herkommer im Gespräch mit Anita Fertl.  

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Auch wenn die Zeiten schwierig sind – das Handwerk stemmt sich gegen die Stimmung. Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

Um das zu erfahren, wie es den Mitgliedsbetrieben der Kreishandwerkerschaft Lörrach geht sind Kreishandwerksmeister Martin Ranz und Geschäftsführer Daniel P. Herkommer mit ihnen im ständigen Gespräch und initiieren zudem eine Umfrage. Die Ergebnisse ordnen sie im Gespräch mit Anita Fertl ein.

BZ: Noch im dritten Quartal 2023 schätzen die Handwerker laut Konjunkturbericht des Zentralverbands des Deutschen Handwerks die Geschäftslage als stabil ein, mittlerweile werden die Prognosen schlechter. Wie sieht das in ihrem Kreis aus?
Martin Ranz: Wie bei allen anderen auch. Das Handwerk ist sehr unruhig ins neue Jahr gestartet. Wir haben die Bauernproteste gehabt, an die sich einige Handwerker angeschlossen haben. Wir sind in das Jahr gestartet mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer. Wir haben Metzger und Bäcker, die Cafés betreiben und Essen im Laden verkaufen – die trifft natürlich diese Mehrwertsteuererhöhung auch. Und das Baugewerbe hat momentan schwierige Monate vor sich.

BZ: Gibt es Gewerke, die trotz allem noch profitieren können?
Daniel P. Herkommer: Das Sanitär-Heizung-Klima-Gewerk und das Elektrogewerk würde ich da nennen. Das sind die beiden Gewerke, die durch die Auswirkungen des Klimawandels, die politische Situation und die Förderungen eine gute Auslastung haben.

BZ: Sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt?
Ranz: Die Auslastungen sind nicht schlecht, man kann ja nicht sagen, dass das Handwerk schlecht dasteht. Bis auf die Bauwirtschaft. Bei den anderen Handwerkern ist es so: Wenn nicht neu gebaut wird, dann wird saniert. Die ganzen energetischen Maßnahmen, die macht das Handwerk. Dementsprechend ist es ausgelastet.
Herkommer: Laut Umfrage beurteilen zwei Drittel die Auftragssituation zwischen sehr gut, gut oder befriedigend. Gerade einmal 1,85 Prozent sagen, sie sei ungenügend, diese als mangelhaft bewerten 3,7 Prozent. Das zeigt grundsätzlich, dass die Situation ganz gut ist.

BZ: Überraschend gut war auch die Umsatzsteigerung bei gut 37 Prozent der teilnehmenden Betriebe.
Herkommer: Ja, das ist ein deutlicher Anstieg. Allerdings haben auch knapp 30 Prozent weniger Umsatz gemacht als im Vorjahr.
Ranz: Viele Dinge sind ja noch am Laufen. Wenn gebaut wird, werden Verträge schon Monate vorher abgeschlossen.

BZ: Und wie sieht der Ausblick auf die Auftragslage aus?
Herkommer: Da haben die meisten einen Vorlauf von einem bis drei Monate angegeben. Und das war auch schon mal mehr. Wir haben keine Planungssicherheit. Nur als Beispiel: Die Förderung von E-Autos, die von einem Tag auf den anderen gecancelt wird – das sind politische Unsicherheiten, die sich mit weniger Aufträgen abspiegeln. Das ist wie eine Bremse.

BZ: Was die Ausbildungssituation angeht: Laut der aktuellen Umfrage bilden 87,04 Prozent der befragten Betriebe aus – das ist ein starkes Signal.
Herkommer: Ja. Das ist auch die beste Möglichkeit zur Nachwuchsgewinnung. Den Fachkräftemangel hat man selbst in der Hand, wenn man ausbildet. Und das Handwerk ist in dieser Hinsicht stark. Rund 25 Prozent der Ausbildungsberufe sind Handwerksberufe. Das zeigt: Das Handwerk besteht zwar aus einzelnen, kleinen Betrieben, ist aber in der Summe im Landkreis eine Macht.

BZ: Setzt man beim Fachkräftemangel auch verstärkt auf Frauen?
Ranz: Schon lange. Bei uns im Landkreis sind im Handwerk viele weibliche Azubis beschäftigt, wir machen da auch keinen Unterschied.

BZ: Dennoch haben laut Umfrage rund 63 Prozent der Betriebe nicht genügend Fachkräfte. Wie steuern Sie gegen?
Ranz: Egal, ob in der Wirtschaft, in den Kommunen – wir haben überall Fachkräftemangel. Wenn man dann unsere Lehrlingszahlen sieht, sind wir im Handwerk immer noch recht gut aufgestellt. Dass wir versuchen, die Zahlen noch zu verbessern, das ist klar. Wir haben eine Börse ausschließlich für Handwerksberufe: "DieHandwerk", das ist neu und kommt gut an. Dann haben wir den Tag des Handwerks, zweimal Freisprechungen, die Altmeisterfeiern, sind im Gespräch mit den Bürgermeistern, dem Landratsamt und der Agentur für Arbeit.

BZ: Was steht außerdem noch an vorrangigen Themen für 2024 an?
Herkommer: Die Wünsche, die die Betriebe äußern, ist tatsächlich eine bessere Planungssicherheit.
Ranz: Und vor allen Dingen der Abbau der Bürokratie. Wenn wir das endlich schaffen würden, dann hätten wir einen Riesensprung in die Zukunft gemacht.

Zu den Personen:
Martin Ranz (61)
ist seit 2019 Kreishandwerksmeister im Kreis Lörrach und führt eine Schreinerei in Weil am Rhein.
Daniel P. Herkommer (54) ist als gelernter Industriekaufmann und Bilanzbuchhalter ebenfalls seit 2019 Geschäftsführer.
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Ressort: Verlagsthema

Dossier: Handwerk in der Region

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