Klimawandel

Gute Nachrichten aus dem Wald: Schädlingsbefall sinkt dank "Verschnaufpause" seit Jahren zum ersten Mal

Der 21. März ist der "Tag des Waldes". Pünktlich zu diesem Datum meldet der Forstbezirk Hochschwarzwald: Der Anfall an Schadholz ist so gering wie lange nicht mehr.  

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Fraßgänge des Borkenkäfers  | Foto: Tanja Bury
Fraßgänge des Borkenkäfers Foto: Tanja Bury
In den vergangenen Jahren, berichtet der Forstbezirk Hochschwarzwald, gab es fast nur negative Meldungen über den Waldzustand. Auch in den Staatswäldern zwischen Freiburg und Villingen sei es zu massiven Schäden durch Trockenheit, Borkenkäfer und Stürmen gekommen.

Wasser erreichte endlich wieder tiefere Bodenschichten

Das habe zu großen wirtschaftlichen Beeinträchtigungen durch die Entwertung des Holzes geführt und zur Notwendigkeit, die entstandenen Kahlflächen neu zu bepflanzen. Die Funktion als Kohlenstoffspeicher und Lieferant für den ökologisch hochwertigen Baustoff Holz sei durch diese Schäden ebenfalls langfristig reduziert worden.

Hauptverantwortlich ist nach Forstbezirksleiter Hans-Ulrich Hayn der Klimawandel mit hohen Temperaturen und den extremen Trockenzeiten seit dem Jahr 2018. In den letzten 15 Monaten ging der Temperaturanstieg seinen Angaben nach unvermindert weiter, aber es gab erstmals wieder eine lange Phase mit einer guten Durchfeuchtung der Waldböden bis in tiefere Bodenschichten, so dass die Waldbäume sich regenerieren konnten. Somit hätten Fichten, Tannen und auch Buchen eine bessere Widerstandskraft gegen Borkenkäfer und andere Schaderreger. Wenn weniger Käferholz anfalle, könne es auch effektiver aufgearbeitet und rascher vermarktet werden. Zugleich verbesserte sich in der langen Krisenzeit das Knowhow bei den Revierförstern und bei den Holzverkäufern, wodurch die Abläufe um das Käferholz optimiert wurden, so der Forstbezirk. Mit diesen Maßnahmen sei es gelungen, die Käferzahl zu reduzieren – Der Effekt sei schon nach dem feuchten Kalenderjahr 2024 erkennbar gewesen.

Sturmholz kommt dem Käfer entgegen

Sehr zufrieden ist Förster Hayn nun auch mit dem bisherigen Verlauf der Sturmsaison. Diese dauert im Regelfall vom Herbst bis in den März. Zwar gab es kleinere Stürme, aber diese hätten nicht das Ausmaß, um größere Schäden zu bewirken. Im Kalenderjahr 2025 reduziere sich der Schadholzanteil auf aktuell nur noch vier Prozent der Holznutzung. Laut Forstbezirk nur eine Zwischenbilanz und es sei davon auszugehen, dass dieser geringe Wert im Jahresverlauf wieder ansteige. Aber der Vergleich mit den Vorjahren zeige die besonders günstige Situation eindrücklich.

Damit sei der Holzmarkt völlig unbelastet und könne dann auch wieder rasch Käferholz aufnehmen. Wichtiger wäre der Aspekt, dass Sturmholz die Vermehrungsgrundlage für den Borkenkäfer darstellt. Im liegenden Sturmstamm gebe es keine Abwehrmechanismen gegen die Tiere und in einer Generation durch eine schnelle Vermehrung im Frühjahr könne der Käfer seine Anzahl vervielfachen und im Sommer bei entsprechender Trockenheit gesunde Bäume angreifen.

Gebannt sei die Käfergefahr allerdings nicht. Nach wie vor läge das Potential an Käfern so hoch, dass bei Trockenheit in Frühjahr und Sommer der Schaden sehr rasch ansteigen könne. Relativ gesehen ist zu Beginn diesen Frühjahres jedoch der günstigste Ausgangszustand seit sieben Jahren, vermeldet der Forstbezirk Hochschwarzwald.

Auch langfristig betrachtet Forstbezirksleiter Hayn die Situation alles andere als gelöst, denn allen Daten zufolge laufe die Erwärmung weiter. Solange die Niederschläge vorhanden seien, kämen die meisten Waldbäume mit höheren Temperaturen klar. Bei neuen Trockenjahren, wie 2018 oder 2022, sei jedoch wieder mit Schäden zu rechnen.

Für eine effektive Verjüngung reichen wenige Jahre

Allein eine Atempause im Schadgeschehen ist für die Förster wichtig. Wenige Jahre reichten aus, um unter dem alten, gefährdeten Wald eine vielfältige Naturverjüngung zu etablieren. Diese jungen Bäume seien in einer geeigneten Mischung weit stabiler gegen Klimaschäden als die derzeitigen Wälder. Dabei müsse nach Höhenlagen unterschieden werden: Bis 800 Meter müssten die Anteile von Fichte, Buche und Tannen zugunsten von Eichen, Douglasien, Esskastanien und weiteren Laubbaumarten reduziert werden. Oberhalb sei vor allem eine Reduktion der Fichte wichtig. Tannen und Buchen fänden dort einen Rückzugsraum, der mit Eiche und Douglasie gemischt werden sollte.

"Wir sind nach dieser Verschnaufpause voll motiviert", so Hayn, "den Wald auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten." Die wichtigsten Maßnahmen seien die Auflichtung der Wälder durch Holznutzung, damit sich eine reichhaltige Verjüngung entwickeln kann. Das würde ergänzt durch eine engagierte Jagd auf Rehe, um die Vielfalt an Baumarten zu erhalten. "Genau wie wir haben Rehe eine Vorliebe für Eichen, Tannen und andere Minderheiten." Die Förster könnten zudem durch Pflegemaßnahmen diese Waldanpassung sichern und beschleunigen.

Es bleibe zu hoffen, dass den Wäldern weitere feuchte Jahre geschenkt würden, damit keine Totalschäden durch Dürre und Käfer mit riesigen Kahlflächen wie in West- und Mitteldeutschland auftreten. Eine Chance sei derzeit jedenfalls vorhanden.

Schlagworte: Hans-Ulrich Hayn, Forstbezirksleiter Hayn, Förster Hayn
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