Einwohnerversammlung
Gemeinsam füreinander sorgen
In der Merdinger Einwohnerversammlung wurde das Projekt "z'Merdinge miteinander" vorgestellt. Es geht darum, eine gemeinsame Pflege- und Sorgestruktur zu schaffen. Der Bedarf wird nun durch Fragebogen geprüft.
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"Der Landkreis sieht sich in der Verantwortung, die Kommunen auf dem Weg zu zukunftsfähigen Pflege- und Sorge-Strukturen zu unterstützen", erläuterte Lucia Eitenbichler, Leiterin des Fachbereichs "Aktive Teilhabe und Pflege" im Landratsamt. Es gebe seit Jahren die Entwicklung, dass immer mehr Menschen älter und damit später auch pflegebedürftig und oder dement würden. Parallel dazu verändere sich die Situation in den Familien, die bisher die größte Pflegelast im Land getragen hätten. Es gebe immer weniger Pflegekräfte für immer mehr Pflegebedürftige, es fehle an Fachkräften und die Träger und Wohlfahrtsverbände kämen an ihre Grenzen. So werde die schon bestehende Versorgungslücke in Zukunft noch weitaus größer, erläuterte Lucia Eitenbichler. Um den Menschen vor Ort trotzdem ein gutes Altwerden in ihrer Heimat zu ermöglichen, müsse die Dorfgemeinschaft gemeinsam Verantwortung für ihre älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger übernehmen, sie müssten zu einer "Sorgenden Gemeinschaft" werden.
Nachdem der Gemeinderat seine Unterstützung zugesagt habe, konnte Merdingen ins Förderprogramm für die sechs Leuchtturm-Kommunen im Landkreis aufgenommen werden, informierte Lucia Eitenbichler. Hierfür sei zunächst eine Steuerungs-Gruppe aus Bürgern, Gemeinde- und Vereinsvertretern für die Umsetzung im Dorf gebildet worden. Gertrud Reichert ist Teil der etwa 14 Mitglieder der Steuerungsgruppe. Sie sei seit ihrem 14. Lebensjahr schon ehrenamtlich im Dorf engagiert, berichtet die 77-Jährige, die sich seit Jahren besonders um Senioren kümmert und seit 2001 unter anderem Gedächtnistraining anbietet. Sie informierte in der Einwohnerversammlung über die schon bestehenden Betreuungsangebote im Ort. Unter anderem seien dies Einkaufshilfen, Besuchsdienste, spezielle Angebote für Senioren der Gemeinde oder von Vereinen, Sozialstationen und Pflegediensten oder die Aktion "Merdingen hilft" für geflüchtete Menschen. Merdingen biete schon viel, meint Gertrud Reichert, aber einiges fehle noch.
Wie die Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Sozialstation Nördlicher Breisgau derzeit im Katharina-Mathis-Stift läuft, das im Frühjahr auch von der Pleite des Caritas-Kreisverbandes betroffen war, erläuterte Projektentwicklerin Silke Kümmerling. Der Stift beinhalte nun wieder eine selbstverwaltete Pflegewohngruppe, die Sozialstation sei dort nur der von den Bewohnern gewählte Dienstleister. Doch was genau fehle, fragte Tina Kopietz des Projektes"z' Merdinge miteinander", die von bisher fünf gemeinsamen Treffen der Steuerungsgruppe seit Juli berichtete. Man habe ganz viele Ideen gesammelt, erläuterte Tina Kopietz. Dazu gehöre eine bessere Einbindung der Einwohner, eine zentrale Anlaufstelle für Informationen, Vernetzung und Koordination im Dorf sowie Begegnungsorte und Begleitung im Alltag. Aber auch eine Tagespflege wie auch konkrete Nachbarschaftshilfe stehe auf der Wunschliste.
Man sehe auch die Gefahr, sich zu verzetteln, sagt Tina Kopietz. Daher sei ein Fragebogen entwickelt worden, über den nun herausgefunden werden soll, was im Dorf tatsächlich gebraucht werde und wer bereit sei, sich in der künftigen "Sorgenden Gemeinschaft" zu engagieren. Klar sei jedoch, davon sei sie überzeugt, dass man das Ziel nur gemeinsam und koordiniert mit gegenseitiger Unterstützung erreiche. Bei der Befragung im Rahmen des Leuchtturmprojekts "z'Merdinge miteinander" gehe es bewusst um die Abfrage des Unterstützungsbedarfs für Jung und Alt, erklärte Diana Raab von der Fachstelle "Aktive Teilhabe und Pflege" im Landratsamt. Auch junge Menschen seien eingeladen, mitzumachen und gegebenenfalls ihre Bedarfe anzumelden. Der Fragebogen, der an alle Haushalte verteilt werden soll und auch online aufrufbar ist, sei absolut anonym. Für die 16 Fragen, die von der Projektgruppe ausgewählt wurden, brauche man maximal 15 Minuten zum Ausfüllen. Alle Angaben seien freiwillig, betonte Diana Raab, man könne problemlos auch Fragen, die einem unangenehm seien, auslassen. Im Februar 2025 wolle man die im Rathaus oder online eingegangenen Fragebogen auswerten, informierte Hauptamtsleiter Dietmar Siebler. Im Anschluss werde die Steuerungs-Gruppe auf die an einer Mitarbeit interessierten Einwohner zugehen. Für Mitte März sei dann eine gemeinsame Auftaktveranstaltung vorgesehen, in der die ermittelten Bedarfe und die weiteren Schritte zum Aufbau der Sorgenden Gemeinschaft öffentlich vorgestellt werden sollen.
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