Für ein Korea ohne Atomwaffen
KOREA I:Die beiden Staatschefs unterzeichnen an der Grenze eine historische Erklärung und läuten neue Ära des Friedens ein.
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TOKIO/SEOUL. Beim historischen Gipfeltreffen an der innerkoreanischen Grenze haben am Freitag Nordkoreas Diktator Kim Jong-un und Südkoreas Präsident Moon Jae-in eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die eine neue Ära des Friedens einleiten soll. Der Diktator aus Pjöngjang versicherte schriftlich zudem seinen Willen zur "vollständigen atomaren Abrüstung".
Konkrete Schritte zum Ablauf enthält die historische Erklärung nicht. Auch gibt es bisher keine Angaben dazu, wie diese Willenserklärung überprüft werden könnte. Nach der herzlichen Umarmung beider Staatslenker versicherte Gastgeber Moon Jae-in dennoch: "Es gibt kein Zurück mehr", es beginne eine "neue Ära des Friedens". Auch Kim Jong-un erklärte in einer kurzen Ansprache, Nordkorea wolle ein neues Kapitel in den Beziehungen zu Südkorea aufschlagen und in "freimütiger Diskussion" eine bedeutende Vereinbarung erreichen. Er fügte hinzu: "Aber wichtig ist, dass diese dann auch umgesetzt wird. Wenn nicht, werden wir unser Volk enttäuschen."
Schon vom 1. Mai an sollen alle feindseligen Handlungen entlang der Demilitarisierten Zone (DMZ) zwischen beiden Staaten eingestellt werden. Als erstes wird wohl die gegenseitige Beschallung der Grenzanlage durch Propagandalautsprecher abgeschafft, was Südkorea vor dem Gipfel bereits realisiert hatte. "Die DMZ wird in Zukunft praktisch zu einer Friedenszone" werden", heißt es weiter. "Wir erklären, dass auf der koreanischen Halbinsel kein Krieg mehr ausbrechen wird." Beide Staaten wollen auf der Ebene der Verteidigungsminister und Generäle regelmäßige Gespräche über die militärische Entspannung an dieser Grenze führen. Gleichzeitig sollen humanitäre Projekte wie regelmäßige Treffen von im Krieg getrennten Familien wiederbelebt werden. Emotional, aber bisher noch unverbindlich und indirekt sprechen beide Staatslenker das heikle Thema Wiedervereinigung an. "Nord- und Südkorea sind Brüder, die nicht getrennt voneinander leben sollten", heißt es darin.
Der dritte interkoreanischen Gipfel soll als historischer Durchbruch verstanden werden. Dabei sah es lange nur nach fernsehtauglicher Symbolik aus. Das begann schon mit der Wahl des Kontrollpunktes Panmunjom als Tagungsort. Kim Jong-un überschritt als erster nordkoreanischer Führer die Demarkationslinie, zog dann seinen Konterpart Moon Jae-in zurück auf die andere Grenzseite. Der Handschlag fiel so herzlich aus, dass er im nordkoreanischen Fernsehen zunächst erst nicht gezeigt wurde, stattdessen wurde ein Testbild ausgestrahlt. Das hat der Symbolik aber nicht geschadet. Am Konferenztisch im Friedenspalast auf der Südseite der Grenze saßen beide Chefs exakt 2018 Zentimeter voneinander entfernt, was die Bedeutung dieses Jahres für den Entspannungsprozess versinnbildlichen sollte. Nach getrennten Mittagessen pflanzten beide gemeinsam in der DMZ einen Kieferbaum in die Erde, die jeweils zur Hälfte aus den als heilig geltenden Bergen Nord- und Südkoreas herbeigeschafft worden war. Dann gossen Kim und Moon den "Friedensbaum" mit Wasser aus ihren jeweils wichtigsten Flüssen. Anschließend spazierten Gast und Gastgeber scherzend – allein und ohne Leibwächter oder Protokollanten – zu einer blauen Holzbrücke und ließen sich dort zu einem intensiven Gespräch unter vier Augen nieder.
Offenbar sind spätestens da Nägel mit Köpfen gemacht worden. Südkoreanische Quellen berichten, Moon habe Kim dabei ins Gewissen geredet, auf die USA bei dem möglichen Gipfeltreffen mit Präsident Donald Trump Ende Mai oder Anfang Juni zuzugehen und über die Aufgabe des nordkoreanischen Atomprogrammes zu verhandeln. Für Südkorea hat vor allem ein Friedensvertrag Priorität, der den bisher gültigen Waffenstillstand von 1953 auf eine verbindliche Stufe anheben soll. Weiteren bilateralen Gesprächen sollen Verhandlungen mit der damaligen Unterzeichnermacht USA, wenn gewünscht auch unter Einschluss von China folgen.
Gelingt dies, ergeben auch die zusätzlich vereinbarten Verbesserungen im interkoreanischen Verhältnis Sinn. Der Dialog soll etwa auf die Bereiche Visa oder ökonomische Kooperation ausgeweitet werden. So soll in der gemeinsamen Industriezone Kaesong, die sich nahe der Grenze auf nordkoreanischem Territorium befindet, ein Büro mit Mitarbeitern beider Länder eröffnet werden.
Nord- und Südkorea wollen zudem gemeinsam ein Rotes Kreuz aufbauen und mit einer nationalen Mannschaft bei Sportveranstaltungen wie bei den Asian Games 2018 teilnehmen. Vor allem soll der Dialog auf höchster Ebene zeitnah fortgesetzt werden. Präsident Moon wird dafür bereits im Herbst nach Pjöngjang reisen. Er wünschte sich beim Gipfel, dass der Vorsitzende Kim dem Blauen Haus in Seoul, dem Amtssitz des südkoreanischen Staatschefs, einen Besuch abstattet. Bisher steht allerdings eine offizielle Einladung dafür aus.
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