Gebäudephysik

Führt Wärmedämmung zu Schimmel im Haus?

Diese Vorstellung hält sich hartnäckig: Werden Wände wärmegedämmt, können sie nicht mehr atmen - und dann droht Schimmel. Was ist dran an diesem Mythos und was hat ein Messfehler von 1858 damit zu tun?  

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Wärmedämmung an einem Wohnhaus. (Symbolbild)  | Foto: Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Wärmedämmung an einem Wohnhaus. (Symbolbild) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)

Braune oder schwarze Flecken an Wänden oder Decken und ein muffiger Geruch - dies kann alles auf Schimmel hindeuten. Wichtig ist dann: Regelmäßig Lüften und die Ursache des Problems herausfinden. Denn Sporen und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen können, über die Luft eingeatmet, allergische und reizende Reaktionen beim Menschen auslösen, so das Umweltbundesamt.

Zu den Ursachen dieses Problems hält sich ein Mythos hartnäckig: Werden Wände wärmegedämmt, können sie nicht mehr atmen - und dann drohen feuchte Luft und Schimmel in der Wohnung. "Dies ist jedoch ein Irrglaube", so Zukunft Altbau, ein vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördertes Informationsprogramm.

Intakte Wände seien immer luftdicht und winddicht – daher können sie keinen relevanten Austausch an Luft und Feuchtigkeit gewährleisten. In der Regel käme luftdichter Putz auf das Mauerwerk. "Lässt eine Wand doch Luft durch, ist sie baufällig", so Frank Hettler von Zukunft Altbau.

Woher kommt der Mythos?

Die Legende der atmenden Wand ist weit verbreitet. Sie beruht auf einem Messfehler aus dem Jahr 1858. Damals kam Max von Pettenkofer zu dem Schluss: Ziegelwände seien atmungsfähig. Dabei irrte er sich laut Zukunft Altbau aber gewaltig. Pettenkofer dichtete damals in einem Büroraum alle Fugen zwischen Fenstern und Wänden ab und nahm dann eine Luftwechselmessung vor. Das Resultat: Die Messdaten unterschieden sich nicht wesentlich zu dem Ergebnis vor der Abdichtung.

Allerdings hatte er dabei den Ofen und seinen Rauchabzug nach außen übersehen, so Zukunft Altbau. Vermutlich war auch die Raumdecke undicht - so konnte Luft entweichen. Einige Jahrzehnte später widerlegte der Physiker Ernst Raisch diese These. Er wies nach, dass der Austausch feuchter Innenluft nicht über die Wände erfolgt. Doch der Mythos, dass Wände atmen, hält sich bis heute.

Und was hilft also, um Schimmel vorzubeugen?

Ein Luftaustausch ist laut Hettler ausschließlich über das Lüften oder über undichte Fenster möglich. Alternativ könne auch eine Lüftungsanlage für den Austausch von feuchter, verbrauchter Innenluft sorgen. Am besten mehrmals täglich für 5 bis 10 Minuten die Fenster weit öffnen und dann wieder schließen, um die Feuchtigkeit im Raum zu verringern, rät das Umweltbundesamt.

Eine durchgängige Wärmedämmung vermindere zudem das Schimmelrisiko enorm. Denn dadurch steigt die Temperatur an den Innenseiten der Außenwände - was verhindert, dass sich Feuchtigkeit aus der Luft auf ihnen niederschlägt. Dämmen sei daher eine sehr effektive Strategie gegen Schimmel, so Hettler.

Schimmel an der Außenwand entstehe, wenn im schlecht gedämmten Altbau oder im nicht getrockneten Neubauten zu wenig gelüftet wird, erklärt Zukunft Altbau. Eine Dämmung der Außenwände vermindere sogar das Schimmelrisiko - da diese die Oberflächentemperatur der Wand erhöht.

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