Super-Sommer
Feuerwehren im Südwesten sehen sich für Waldbrände gut gerüstet
Wegen der Trockenheit ist die Waldbrandgefahr weiterhin hoch – auch in Baden-Württemberg. Im Ernstfall hilft der Feuerwehr auch die gute Erschließung der heimischen Forste durch Wege. Löschflugzeuge sind hingegen keine Option.
So, 5. Aug 2018, 19:38 Uhr
Südwest
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Am Dienstag sind die letzten 50 Feuerwehrleute aus Niedersachsen von ihrem Einsatz in Schweden zurückgekehrt. Zweiter "Brennpunkt" in diesem Sommer war Griechenland, wo Waldbrände nach jetzigem Stand 91 Todesopfer gefordert haben. In beiden Ländern wurden Löschflugzeuge eingesetzt.
Die Feuerwehren im Land sehen sich aber gut gerüstet – auch für die Waldbrandbekämpfung. Anders als im dünn besiedelten Schweden verfolge man in Baden-Württemberg einen "bodengebundenen Brandschutz", wie es Markus Kramer vom Landesfeuerwehrverband nennt. Dieser Ansatz entspreche der Organisationsstruktur der bundesweit 23.000 meist freiwilligen Feuerwehren.
Die aufzustellen ist Aufgabe der Gemeinden. Das wiederum bedeutet, dass – zumindest auf dem Papier – Feuerwehrleute flächendeckend überall rasch eingesetzt werden können. Allein in Baden-Württemberg sind 110.000 Feuerwehrleute aktiv – zu 98 Prozent ehrenamtlich. "Wir sind flächendeckend präsent", sagt Kramer. Das hat Vorteile auch im vorbeugenden Brandschutz: Dadurch wisse man in den ländlichen Regionen oft sehr gut, wo die Vegetation gefährlich trocken sei.
Im Notfall bedeute diese Präsenz zudem, dass Brände früh entdeckt werden und in kurzer Zeit Löschtrupps vor Ort sind – anders als etwa in Schweden, wo man den Nachteil großer Distanzen eben durch Flugzeuge ausgleichen müsse. In Baden-Württemberg könnten Löschflugzeuge zudem nur am Bodensee befüllt werden, die übrigen Seen sind zu klein – was wiederum die Flugeinsätze langwierig mache. Zudem gebe es in Baden-Württemberg keine derart ausgedehnten Waldgebiete wie zum Beispiel in Schweden. Und diese Wälder seien mit Wegen gut erschlossen, die aufgrund ihrer Breite oft auch als Brandschneisen dienten.
Carsten Dehner, Sprecher des für den Katastrophenschutz zuständigen Landesinnenministeriums, weist darauf hin, dass die Brandgefahr in Baden-Württemberg weit geringer sei als etwa in Brandenburg. "Wir haben viel mehr Mischwald, der ist längst nicht so anfällig wie reiner Kiefernwald. Zudem sind die Böden nicht so trocken." Als Nothilfe stünden, so Dehner und Feuerwehrmann Kramer, in Laupheim drei Bundeswehrhubschrauber bereit, deren Außentanks jeweils 5000 Liter fassen und die auch auf kleineren Seen befüllt werden können.
Das Land hat zuletzt sieben Spezialcontainer für die Feuerwehren beschafft. Auf Lastwagen geladen, sind sie rollende Materiallager, gefüllt mit Schläuchen und Hochleistungspupen. Zwei der Container sind in Südbaden (Freiburg und Konstanz) stationiert.
Dennoch hält es der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Feuerwehrverbandes, Rudolf Römer, für unerlässlich, die Feuerwehren stärker auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Eine Arbeitsgruppe des Verbandes hat in den vergangenen Monaten – unabhängig von der aktuellen Situation – eine Reihe von Empfehlungen erarbeitet. Dabei geht es nicht allein um Trockenheit und Waldbrände. Vielmehr stellen sich die Feuerwehren generell auf häufigere Extremwetterlagen ein, wie sie Klimaforscher vorhersagen.
Dazu gehören in erster Linie Starkregen und in dessen Folge Überflutungen und Erdrutsche. Die Arbeitsgruppe empfiehlt daher, bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen darauf zu achten, dass diese auch für Einsätze in schwer zugänglichen Zonen taugen. Mit Blick auf Waldbrände sollte zudem geprüft werden, ob Fahrzeuge mit größeren Wassertanks nötig seien. Ganz konkret empfiehlt das Papier, Feuerwehrleute sollten bei Waldbrandeinsätzen auf die "mehrlagigen Feuerschutzjacken" verzichten, sie seien "eine zu große Belastung für den Träger".
Für die Einsatzkräfte nicht ungefährlich sind im Übrigen auch Löschflugzeuge, genauer die gewaltigen Wassermassen, die daraus abgelassen werden. Auch das vorhandene Löschgerät sei oft nur auf Brände in Gebäuden ausgerichtet. Das Land überweist in diesem Jahr für Neuanschaffungen 74 Millionen Euro an die Kommunen, der größte Teil stammt aus der Feuerschutzsteuer, die auf Beiträge der Gebäudeversicherung erhoben wird.
FDP-Mann Hoffmann, einziger Förster im Bundestag, sieht für die Zukunft zudem Zielkonflikte zwischen Ökologie und Sicherheit. Denn zunehmend werde Restholz im Wald liegen gelassen – zugunsten der Nährstoffversorgung und der Artenvielfalt. Aber in trockenen Jahren könne Restholz zum Problem werden.