Nach Ausfall
Facebook-Whistleblowerin fordert Regulierung des Internet-Riesen
Der Ausfall von Facebook, Instagram und Whatsapp zeigt die enorme Macht des Internet-Konzerns. Frances Haugen schildert vor dem US-Kongress, wie der Internet-Riese die Demokratie schwäche.
afp
Di, 5. Okt 2021, 20:04 Uhr
Computer & Medien
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Haugen warf Facebook vor dem Unterausschuss für Verbraucherschutz, Produktsicherheit und Datensicherheit vor, eigene Gewinne über die Sicherheit von Menschen zu stellen – mit verheerenden Folgen für Demokratie und Gesellschaft. "Die Unternehmensführung weiß, wie Facebook und Instagram sicherer gemacht werden können. Sie nimmt aber nicht die notwendigen Änderungen vor, weil sie ihre astronomischen Profite über die Menschen gestellt hat."
Mit Blick auf den stundenlangen Ausfall von Facebook und seinen Tochterdiensten Instagram und Whatsapp am Montag sagte Frances Haugen, in dieser Zeit sei Facebook "nicht dazu genutzt worden, Spaltungen zu vertiefen, Demokratien zu destabilisieren und junge Mädchen und Frauen sich schlecht fühlen zu lassen".
Erst am Sonntag hatte sich Haugen als die Whistleblowerin zu erkennen gegeben, die interne Dokumente des Konzerns an Behörden und das Wall Street Journal weitergereicht hatte. Zum Thema Falschinformationen wirft die frühere Facebook-Produktmanagerin dem Unternehmen vor, auf der Suche nach Profiten bewusst Algorithmen einzusetzen, die spalterische und schädliche Inhalte fördern.
Den Enthüllungen zufolge kam Facebook zudem bei seinen eigenen Untersuchungen selbst zu dem Schluss, dass insbesondere die Fotoplattform Instagram der psychischen Gesundheit von Jugendlichen schaden könne. So zitierte das Wall Street Journal den Satz: "Wir machen Probleme mit dem eigenen Körperbild für eine von drei Teenagerinnen schlimmer."
Die im Bundesstaat Iowa geborene Haugen, die Elektrotechnik und Informatik studiert hat und dann an der Elite-Universität Harvard einen Abschluss in Betriebswirtschaft machte, hatte vor Facebook schon für Google, Pinterest und Yelp gearbeitet. Bei Facebook wurde sie 2019 Produktmanagerin in einer Abteilung, die gegen die Verbreitung von Falschinformationen rund um Wahlen vorgehen sollte.
Das Thema interessierte sie auch aus privaten Gründen, wie das "Wall Street Journal" schreibt. Demnach verlor Haugen in der Vergangenheit einen guten Freund, der sich im Netz in den Bann von Verschwörungstheorien ziehen ließ. "Es ist eine Sache, sich mit Falschinformationen zu befassen", sagte Haugen der Zeitung. "Es ist eine andere Sache, jemanden an sie zu verlieren."
Doch Haugen war zunehmend desillusioniert von Facebook und verließ das Unternehmen schließlich im Mai - nachdem sie zahlreiche interne Dokumente heruntergeladen hatte. Sie sei "zunehmend alarmiert" gewesen, dass Facebook die eigenen Gewinne über die öffentliche Sicherheit stelle und damit "das Leben von Menschen" bedrohe, schreibt Haugen auf ihrer Internetseite.
Facebook hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Der Konzern ist durch die Enthüllungen aber massiv unter Druck geraten. Schon seit Jahren gibt es Forderungen nach einer strengeren Regulierung von Online-Plattformen.
Instagram und andere Plattformen, die auf die Selbstinszenierung der Nutzer setzen, geraten immer wieder in die Kritik, Minderjährige nicht ausreichend vor den Nachteilen zu schützen – etwa vor Cybermobbing oder psychischen Problemen. Zuletzt legte Facebook nach einer Welle der Kritik die Entwicklung einer Instagram-Version für Kinder auf Eis.
- Ungewöhnlicher Ausfall: Facebook, Instagram und WhatsApp nicht erreichbar
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