Freiburg
Ende eines Sommers: Bilanz an der renaturierten Dreisam
Die Renaturierung der Dreisam oberhalb des Sandfangweges kommt gut an. Die Müllsituation hat sich verbessert, sagt der Bürgerverein. Was noch fehle, seien Ruhebänke. Eine Bilanz:
Sa, 12. Sep 2015, 17:43 Uhr
Freiburg
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Zunächst die gute Nachricht: Die anfänglich stark debattierte Vermüllung des neu gestalteten Geländes gerade am Wochenende habe sich mit Hilfe der Abfallwirtschaft Freiburg (ASF) deutlich verbessert. Optimal, sagt Bürgervereinsvorsitzender Lehmann, sei die Situation noch nicht, zum Beispiel müssten einige Behältnisse vielleicht noch den Standort wechseln.
Auch würde der Bürgerverein eine Reinigung am Sonntag nach wie vor begrüßen, da das Müllaufkommen nach Freitag- und Samstagabend besonders hoch sei. Zurzeit entsorgt die ASF dreimal wöchentlich den Müll – montags, mittwochs und freitags. Mögliche Verbesserungen wolle man zum Ende der Sommersaison noch einmal mit der Stadt erörtern.
"Bei den Bürgern kommt die Renaturierung insgesamt sehr gut an", sagt Lehmann, "denen gefällt die wilder wirkende Landschaft." Nur ein Mann habe sich bei ihm beklagt, warum man denn den schönen geraden Fluss so kaputt gemacht habe.
Im renaturierten Bereich gilt wie für die restliche Dreisam die im September 2009 in Kraft getretene "Rechtsverordnung zum Schutz der Dreisam und anderer öffentlicher Gewässer einschließlich der Uferbereiche in der Stadt Freiburg". Die besagt unter anderem, dass Hunde anzuleinen sind und ihr Kot entfernt werden muss, die Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr dauert und Musikinstrumente oder Tonwiedergabegeräte in ihrer Lautstärke niemanden stören dürfen.
Wer sich nicht daran hält, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Die kann laut Paragraf 126 des Landes-Wassergesetzes mit bis zu 100.000 Euro richtig teuer werden. Um solche Summen ging es bislang aber nicht mal im Ansatz. "In den Jahren 2014 und 2015 gab es lediglich ein Ordnungswidrigkeitsverfahren nach dieser Vorschrift", sagt die städtische Pressesprecherin Martina Schickle: Ein Hundehalter musste im Juni 35 Euro zahlen, weil er sein Tier im Uferbereich nicht angeleint hatte.
Zahlreiche Beschwerden haben Hans Lehmann zur Bank-Frage erreicht. Im Zuge der Renaturierung sind am Nordufer vier Bänke entfernt worden, die von Anwohnern und Spaziergängern schmerzlich vermisst werden. Da die Stadt keine neuen Bänke vorgesehen hatte, ist der Bürgerverein selbst aktiv geworden und hat einen Spendenaufruf gestartet. 6600 Euro sind bisher zusammengekommen – das entspricht immerhin gut drei Freiburger Standard-Bänken à 2000 Euro.
Der Bürgerverein würde gerne fünf aufstellen. "Wir müssen mal schauen, ob uns die Stadt irgendwie entgegenkommen kann", sagt Lehmann. Er fragt sich, ob es tatsächlich die üblichen Einheitsbänke sein müssen: "So etwas wie die Ruhebänke, die gerade am Mundenhofweg aufgestellt worden sind, würde uns völlig genügen." Diese haben Mitarbeiter des städtischen Forstamtes mit Holz aus dem Stadtwald gebaut. Lohn- und Materialkosten für drei Bänke: 1500 Euro.
Direkt neben dem renaturierten Abschnitt liegt die Sandfangwiese, deren Anwohner nach eigenen Angaben Nacht für Nacht wach gehalten werden durch feiernde Menschen, die bis morgens gegen fünf, sechs Uhr grillen, laut Musik hören, johlen und die Anlagen des dortigen Spielplatzes – wie eine Seilbahn – geräuschvoll nutzen. Die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit zwischen 22 und 6 Uhr kontrolliere hier niemand.
Anwohner sprechen in einem Schreiben an die Stadt von einer "zunehmenden Verwahrlosung des Wohngebietes" und sehen dringenden Handlungsbedarf. "Mir wurde von 26 Grillfeuern allein am Sandfang an einem einzigen Abend berichtet", sagt Hans Lehmann. Hinzu komme, dass "die Lagernden", wie die Anwohner die Feiergesellschaften nennen, mit ihren Autos nachts bis auf den Radweg führen und nach den Grillgelagen viel Müll hinterließen.
Lehmann wünscht sich einen runden Tisch zum Thema, bei dem auch die Stadt ihre Lösungsvorschläge einbringt: "Man könnte zum Beispiel überlegen, ob eine bisher abgelehnte Parkraumbewirtschaftung Sinn macht, da sie die Leute davon abhält, hier in großem Stil zu parken und sie nicht so viel Zeug zum Feiern mitbringen könnten."
Zum erneuten Vorstoß der Anwohner, die sich bereits 2013 zu Wort gemeldet hatten, sagt Stadt-Pressesprecherin Martina Schickle: "Wir nehmen die Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner ernst und werden die Vorwürfe prüfen."
- Zwischenbilanz vom Juli: Zu viel Müll, zu wenig Bänke