Leute in der Stadt
El Nechama aus Tel Aviv besucht Freiburg
Wer ihm zuhört, denkt schnell: Keine Schule sollte anders sein als seine. Eli Nechama (56), der Direktor der Bialik-Rogozin-School in Tel Aviv, war ein bekannter Schauspieler. Bis er beschloss, möglichst vielen Kindern gute Entwicklungschancen zu bieten – darum ist seine Schule für alle da, die am Rande stehen: Kinder, die in Armut aufwachsen oder aus Gastarbeiter- und Flüchtlingsfamilien stammen.
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Morgens auf dem Weg zur Schule fährt Eli Nechama durch die Gegend, in der seine Schüler aufwachsen: Von seiner ruhigen Wohngegend im Norden Tel Avivs kommt er durch trostlose Armutsgebiete im Süden, wo die Bialik-Rogozin-School liegt. Jedes Mal, erzählt er auf Englisch, denkt er dann: "Wie froh bin ich, dass ich die Kinder ermutigen kann!"
Seine Schule ist einzigartig in Israel, die Schüler stammen aus 51 Ländern, es gibt sowjetische und philippinische Einwandererkinder und viele, die aus afrikanischen Staaten wie Darfur oder dem Sudan geflüchtet und psychisch traumatisiert sind – sie mussten Gewalt erleben, brauchen viel Aufmerksamkeit. So wie der zwölfjährige Junge aus Eritrea, der mit seinem Onkel geflohen ist und seine Eltern vermisst: Eli Nechama bemüht sich jeden Tag, ihm Zuversicht und Zuneigung zu vermitteln. Mit einem Lächeln, einer Umarmung, kleinen Zeichen.
Die Schule setzt bei jedem Kind auf das, was es kann – egal was. Zwischen 7.30 und 19 Uhr versuchen mehr als 100 Lehrer und derzeit 340 freiwillige Helfer, 1300 Schülern von der ersten bis zu zwölften Klasse möglichst viel Unterstützung zu bieten. Die wird auf ihre Familien ausgeweitet: Eltern kommen abends nach der Arbeit, lernen Hebräisch und holen sich Tipps für die Erziehung. Unter den Freiwilligen sind Anwälte, die bei Problemen mit dem Aufenthaltsstatus helfen.
Die Kinder bekommen in der Schule Essen, wenn nötig auch Kleidung und medizinische Versorgung – die Schule springt als Familienersatz ein. Dazu gehört, dass Jugendliche nach dem Abschluss nicht allein gelassen werden: Einige ehemalige Schüler studieren inzwischen mit der Unterstützung der Schule, die meisten in den USA. Die Bialik-Rogozin-School ist staatlich, bekommt aber zusätzlich Zuschüsse von vielen Unterstützern. Es gibt sie seit zwölf Jahren. Eli Nechama kam 2011 als Direktor dazu.
Früher hatte er als Schauspieler gearbeitet, er war erfolgreich, verdiente viel mehr als jetzt. Dann begann er mit Schauspiel-Projekten in Gefängnissen und Kliniken. Da wurde ihm klar, wie gut Kunst allen tun kann. Besonders fasziniert ihn inzwischen Intuitives Malen.
Eli Nechama sehnte sich immer mehr danach, an seiner eigenen Geschichte anzuknüpfen – und alte Verletzungen zu heilen. Er wurde 1960 als Kind eines griechischen Einwanderers und einer marokkanisch-tschechoslowakischen Mutter geboren, seine Schulerlebnisse waren teils sehr schmerzhaft. Eine Lehrerin, die ihn nicht mochte, sprach ihn nicht mal mit seinem Namen an – sie nannte ihn nur "du mit den schwarzen Augen".
Trotzdem hatte er Glück, seine Französisch-Lehrerin vermittelte ihm Selbstvertrauen. Genau wie seine Eltern. Auch bei den Schulen seiner drei Töchter – die Jüngste ist 20, die Älteste 26 – gefiel Eli Nechama nicht alles. Er hat sich sein eigenes "Königreich" geschaffen, lacht er: Natürlich gibt’s dort auch viel Kunst. Zum Beispiel Musicals über Menschenrechte.