Durch die hellen Wälder der Ukraine in die verstrahlte Zone: Eine Reise nach Tschernobyl, fast ein Vierteljahrhundert nach der Katastrophe.
Frühmorgens um halb acht von der elften Etage – dort oben bin ich für ein paar Tage untergekommen, über den Dächern von Kiew – um halb acht also mit dem tattrig-stabilen Lift runter zur Haustür und raus auf die Saksahanskyj-Straße, wo der Verkehr schon brummt. Der Mietwagen ist noch nicht da. Also steh ich herum, ein nicht abgeholter Ausflügler, unbestimmt erwartungsvoll. Auch das Wetter ist danach, wahrscheinlich wird das heute wieder so ein prächtiger ukrainischer Indian Summer Day.
Schließlich kommt der Wagen, ein VW-Bus. Der Fahrer heißt Igor, der Guide Sergij, beide sprechen nur russisch. Ein paar Straßen weiter steigen die Anthropologen zu, Rostyslaw Omeljaschko im grüngescheckten Overall, Militarylook, und Olena Tschebanjuk mit einer Frisur, die zu den Farben des Altweibersommers passt. Sie trägt flammendes Rot, das leuchtet mir ein. Die Ethnologen sprechen untereinander ukrainisch, und "für später" hat Olena ein etwas zerlesenes Taschenwörterbuch Russisch-Englisch mitgebracht.
Wir fahren auf einer Ausfallstraße nach Norden. Aber die ...