Eine Ausstellung prangert die Täter-Opfer-Umkehr an
"Was ich anhatte" ist eine Ausstellung zum Thema sexualisierte Gewalt gegen Frauen in Offenburg. Eröffnung ist am 29. April.
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Was sie damit meint, erklärt anschließend Polizeichef Jürgen Rieger, mit dem der Verein eine enge Zusammenarbeit pflegt: "Wir verzeichnen in unserem Bereich – zwischen Ettenheim, dem Ortenaukreis, Rastatt und Baden-Baden – 100 Vergewaltigungen im Jahr, davon 25 im häuslichen Umfeld. Sexuelle Gewalt greift massiv in den persönlichen Bereich ein und kann von unserer Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Deshalb ist es so wichtig, dass das Thema ins allgemeine Bewusstsein kommt."
Zunächst zeigt ein Film des Formats Frau-tv des Senders WDR von Beatrix Wilmes drei beispielhafte Geschichten von Frauen, die sexualisierte Gewalt erleiden mussten und sich entschieden haben, darüber öffentlich zu sprechen. Bundeswehrsoldatin Angela berichtet von einer Feier, die sie mit zwei Kollegen besucht hatte und bei der sie K. O.-Tropfen ins Glas bekam. Einer der Kollegen brachte sie "fürsorglich" nach Hause, um sie dann zu vergewaltigen, was eine Schwangerschaft zur Folge hatte. Lange habe sie Skrupel gehabt, das Verbrechen anzuzeigen, aus Angst "dem Kameraden das Leben zu zerstören", und sie habe sich gefragt, was sie selbst falsch gemacht habe.
Fast noch bedrückender wirkt die Geschichte von Carina, die seit dem 4. Lebensjahr bis ins Teenager-Alter vom eigenen Großvater sexuell missbraucht wurde. "Das ist nur deswegen, weil du so schön bist, ich kann nichts dafür", sei die Rechtfertigung gewesen. Erst nach langem Leiden und einer Therapie sei es ihr gelungen, den Täter anzuzeigen. Altenpflegerin Angela berichtet von der Vergewaltigung durch einen Kollegen, den sie eigentlich als Freund betrachtete. "Er hat mir bei einer Weihnachtsfeier in der Einrichtung spätabends angeboten, mir einen Abkürzungsweg durchs Haus zu zeigen, mich dann in einen Nebenraum gedrängt und vergewaltigt". Auch sie habe zunächst die Schuld bei sich gesucht, überlegt, ob sie entsprechende Signale ausgesendet habe, zu vertrauensselig gewesen sei et cetera.
"Genau dafür wollen wir mit dieser Ausstellung Bewusstsein schaffen", so Petra Fränzen. "Frauen müssen nicht die Schuld bei sich suchen und sie sollen offen sprechen dürfen, was man ihnen angetan hat. Es ist völlig egal, was man anhat, das zeigen die Exponate auch ganz deutlich".
Jürgen Rieger zeigt sich sehr besorgt über die permanent zunehmende häusliche Gewalt in der Ortenau: "Wir bewerten alle Fälle und stellen fest, dass die schweren darunter deutlich anwachsen. Das bindet viel Energie bei unseren Kräften. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Hilfs-Netzwerken." Fachberaterin Sophie Glöckler betont, dass ein aufmerksames Umfeld durchaus helfen könne, das Schlimmste zu verhindern, und ihre Kollegin Katja Weiten hofft, dass eine im Vorfeld schon stattgefundene Beschäftigung mit dem Thema einer Frau im Falle eigener Betroffenheit die nötige Rückenstärkung geben könne, um sich aus der Opferrolle zu befreien.